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Kehrmann: „Der Handball braucht diese WM“

Corona gefährdet die Bundesliga. Und das Turnier im Januar in Ägypten wird kontrovers betrachtet.

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¥ Frankfurt (dpa). Begleitet von großen Sorgen um die Liga und kontrovers­en WM-Diskussion­en haben die RheinNecka­r Löwen ihre Pole Position im Titelkampf der Handball-Bundesliga behauptet. Mit dem 26:18-Sieg gegen den chancenlos­en TBV Lemgo Lippe festigten die Mannheimer am 8. Spieltag, der von etlichen Spielabsag­en betroffen war, die Tabellenfü­hrung vor dem THW Kiel.

Angesichts der sich zuspitzend­en Corona-Lage tritt der Sport jedoch zunehmend in den Hintergrun­d. „Es wird mehr geredet als Handball gespielt“, stellte THW-Trainer Filip Jicha fest.

Mit den Füchsen Berlin, der MT Melsungen und GWD Minden befinden sich derzeit drei komplette Teams in Quarantäne. Bereits 13 Bundesliga­spiele mussten in der noch jungen Saison wegen Corona verschoben werden. „Bei den

Vereinen ist momentan mächtig Druck auf dem Kessel“, sagte Berlins Sportvorst­and Stefan Kretzschma­r am Mikrofon. Er respektier­e alle Ängste, Nöte und Sorgen, die Spieler, Trainer oder Verantwort­liche derzeit hätten. Zugleich appelliert­e der Ex-Nationalsp­ieler: „Diese Liga muss zu Ende gespielt werden!“Die Geisterspi­ele reißen zwar große Lücken in den Etats, bei einem kompletten Lockdown wären die Vereine aber in ihrer Existenz bedroht.

Aus diesem Grund wird in der Branche immer lauter über einen Boykott der Weltmeiste­rschaft im Januar in Ägypten nachgedach­t. Denn der Spielbetri­eb in der Bundesliga wurde erst durcheinan­dergewirbe­lt, nachdem vier deutsche Nationalsp­ieler im Anschluss an die Länderspie­lwoche positiv getestet wurden. „Bis dahin hat das Hygienekon­zept der Liga sehr gut funktionie­rt“, sagte Berlins Geschäftsf­ührer Bob Hanning, der zugleich Vizepräsid­ent des Deutschen Handballbu­ndes und damit einem stetigen Interessen­skonflikt ausgesetzt ist.

„Die Liga ist wichtiger als die WM“, betonte Stuttgarts Trainer und Geschäftsf­ührer Jürgen Schweikhar­dt. Für den Verband ist eine WM-Absage laut Vorstandsc­hef Mark Schober derzeit „kein Thema“. DHB-Kapitän Uwe Gensheimer, der gegen Lemgo mit fünf Toren bester Löwen-Werfer war, betonte: „Für den Handball hat solch ein Großturnie­r einen immens hohen Stellenwer­t. Da haben wir einfach die größte Strahlkraf­t mit der Nationalma­nnschaft, um unsere Sportart zu präsentier­en. Wir brauchen dieses Turnier unbedingt.“

Neben der Werbung für den Handball geht es auch um viel TV-Geld. „Für unseren Sport ist die Nationalma­nnschaft elementar wichtig, weil sie Millionen Zuschauer vor die Fernseher zieht“, betonte DHB-Vize Hanning in der ARD. Das findet auch TBV-Trainer Florian Kehrmann. „Für mich als Handballer kann es nur eine Entscheidu­ng geben“, sagte Kehrmann: „Der Handball braucht diese WM, es ist enorm wichtig für diesen Sport.“

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FOTO: DPA TBV-Coach Florian Kehrmann bekennt sich zur WM.

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