Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Geheimnisvolles Buch am Wegesrand
Viele Bielefelder zieht es bei dem tollen Wetter in den Wald. Auf einer Bank in Dornberg machen Regina Nagel und Gaby Mauro eine überraschende Entdeckung.
voll“, bemerkt ein vorbeifahrender Mountainbiker, der kurz an der Bank stoppt und sich orientiert.
Aber zurück zum Buch. „Mutprobe: Wer macht die Dose auf?“, hat eine Familie notiert. Sie habe sich zum Glück getraut – und sei nicht enttäuscht worden. „Eine coole Idee.“Dass die funktioniert, liegt vielleicht auch daran, dass viele nichts anderes vorhaben, viel Programm am Nachmittag entfällt. Da lässt man sich eher mal darauf ein, in eine Art Wald-Poesiealbum oder Gästebuch am Wegesrand zu schreiben. Oder, wie es auch einige getan haben, Zeichnungen zu hinterlassen.
Die Einträge sind, imGegensatz zu den vielen negativen Nachrichten, die uns sonst täglich umgeben und den Einschränkungen, die unserem Leben aktuell viel Unbeschwertheit nehmen, positiv und leicht – zumindest die meisten. „Ein wunderschöner Tag, abgeerntete Felder, blauer Himmel mit Schleierwölkchen, Vogelgezwitscher, Waldluft. Tut gut, gibt Kraft“, ist zu lesen. „Einige Einträge haben mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert“, schreibt Cynthia, die „jeden Morgen mit ihren Hunden“dort eine Runde dreht.
Corona verführe zu Dingen, die sonst nicht stattfinden würden, schreibt Karin. Die Krise sei auch immer ein Aufbruch zu neuen Ufern. Julia und Sandro haben notiert, sie hätten „zuerst eine Bombe in der Kiste vermutet“. Wie schön, dass sie sich doch getraut hätten, hineinzuschauen. Die Kiste habe sofort ihre kindliche Neugierde und Fantasie entfacht, schreiben zwei Maries in schönster Sonntagsschrift. „Ob wohl ein Kopf drin liegt?“, fragen sie, widmen sich aber dann schnell ihren Vor
Schreibern, Oberstufenschülern des Max-Planck-Gymnasiums, die bei ihrer nächtlichen Wanderung auf die geheimnisvolle Dose gestoßen sind.
Aber wer hat die Dose hier wohl hingestellt?, will ein kleiner Junge wissen, der mit seiner Familie einen Sonntagsspaziergang macht. Eine
Künstlerin, die in der Nähe wohnt, berichtet eine Anwohnerin. Mehr wisse sie aber auch nicht. „Wir wünschen dir trotz Corona einen wunderschönen Herbst“, lautet der erste Eintrag, datiert auf den 1. Oktober. Ein Name steht nicht darunter. „Die Idee ist aber nicht ganz neu“, sagt Gaby Mauro. Schon vor längerer Zeit habe es hier an der Bank mit Blick aufs Feld einen kleinen Kasten mit einem Buch für Notizen gegeben.
Manchmal muss man ja auch nicht alles wissen, darf sich einfach an der Sache erfreuen. „Danke für das Mikro-Abenteuer und die entzückende Idee“, schreiben die beiden Maries ganz treffend.