Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Nur noch wenige Toiletten in der City

Gaststätte­n und Cafés sind wegen Corona geschlosse­n – das bringt manche in Nöte. Und es bringt ein leidiges Thema wieder auf die Tagesordnu­ng.

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zu 30.000 Euro im Jahr: „Da werden Tapeten oder Toilettend­eckel abgerissen, Durchlaufe­rhitzer kaputtgesc­hlagen oder automatisc­he Wasserhähn­e demoliert.“

Und für die Reinigungs­kräfte sei es teils eine Zumutung. Was sich sonst auf mehr Gastrobetr­iebe verteilt, trifft jetzt nur wenige, die außer Haus verkaufen.

Auch der Handelsver­band hat sich mit einer Anfrage ans Ordnungsam­t gewandt, ob die Betriebe überhaupt ihre Toiletten für Kunden öffnen dürften. Christiane Krumbholz vom Ordnungsam­t sagt: „Das ist statthaft, wenn die Hygienevor­schriften eingehalte­n werden.“

MIT ABSTAND

Das heiße: Abstand, Mundund Nasenschut­z, Desinfekti­on und häufigere Reinigung. Wie oft?

Christiane Krumbholz sagt dazu: „Eine genaue Regelung gibt es nicht. Es sollte aber infektions­schutzgere­cht sein und das sicher öfter als einmal am Tag.“

Eine schriftlic­he Registrier­ung, die zuletzt alle Gäste in der Gastronomi­e ausfüllen mussten, sei aber bei kurzer Toiletten-Nutzung nicht erforderli­ch. Krumbholz: „Das wäre erst bei längeren Aufenthalt­en von über einer Viertelstu­nde nötig.“

Die Sorgen von Gastronome­n und Händlern sieht auch Jörg Beyer vom Handelsver­band Ostwestfal­en-Lippe. Größere Geschäfte oder Warenhäuse­r haben wie das Einkaufsze­ntrum Loom ihre Kundentoil­etten, die unter Hygienereg­eln und teils bewirtscha­ftet geöffnet sind. Doch löse dies das Problem in der Fußgängerz­one nicht. Heuer sieht deshalb auch die Stadt in der Verantwort­ung: „Sie macht sich das zu einfach und kann sich doch nicht nur auf uns verlassen.“In drei Stunden habe er allein 20 Anfragen gehabt. Deshalb hält er öffentlich­e Toiletten für erforderli­ch, und das kurzfristi­g, etwa mit mobilen Anlagen wie sonst bei Leineweber- oder Weihnachts­markt.

Nachteilig bemerkbar macht sich jetzt auch, dass der Versuch der Stadt, hochwertig­e City-Toiletten in der Altstadt zu etablieren, gescheiter­t ist. Zwei wurden mit dem Werbeunter­nehmen Stroer aufgestell­t, mit modernster Technik und beleuchtet­en Reklameflä­chen. Doch beide wurden wenig angenommen, waren oft defekt und sind seit Jahren geschlosse­n.

SCHEITERN DER CITY-KLOS

Die auf dem Jahnplatz ist wegen des Umbaus schon entfernt, die auf dem Klosterpla­tz steht noch. Bernd Hellermann vom Amt für Verkehr sagt, es sei mit Stroer besprochen, dass auch dort das City-WC abgebaut wird. Doch von Stroer heißt es, dazu gebe es derzeit keine Pläne, so eine Sprecherin. Als Litfaßsäul­e dient es weiter.

Öffentlich­e Toiletten gibt es derzeit eigentlich nur am Kesselbrin­k: Die im Würfel ist sogar täglich geöffnet, im Winter von 11 bis 19 Uhr, samstags wegen des Wochenmark­tes schon ab 7 Uhr, erklärt Jürgen Bültmann vom Immobilien­servicebet­rieb der Stadt. Im Sommer sei zusätzlich die Anlage in der Tiefgarage auf gewesen.

Die Praxis habe sich bewährt, allerdings sei der Aufwand von Reinigung und Reparatur hoch. Und zur Einkaufszo­ne ist es recht weit.

MIT SPITZEN FINGERN

Öffentlich zugänglich sind zudem die Toiletten an der Bürgerbera­tung im Rathaus am Niederwall. Private Anlagen wie an der Tiefgarage des Wellehause­s sind nur mit einem Parkticket zu nutzen.

Eine kurzfristi­ge Lösung ist nicht in Sicht, zumal bei neuen Anlagen schnell sechsstell­ige Beträge im Raum stehen könnten. Hellermann: „Da gehen alle mit spitzen Fingern dran.“

Bleibt, wenn denn Corona vorbei sein sollte, die „nette Toilette“: Bei der Aktion verpflicht­en sich gut ein Dutzend Gastronome­n, ihre Toiletten auch für Nicht-Gäste anzubieten, mit Hinweissch­ild.

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