Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Baseballschläger-Attacke auf Blitzer
Geblitzter Autofahrer (26) kehrt zum „Tatort“zurück und begeht dort mehrere Fehler.
¥ Bielefeld (jr). Wer im Auto geblitzt wird, ärgert sich. Das ist nicht ungewöhnlich. Ein 26jähriger Autofahrer rastete aber am 25. Juni 2019 förmlich aus. Er kehrte nach dem Blitz-Ereignis in die 30er-Zone vor der Grundschule Hillegossen zurück und schlug mit einem Baseballschläger auf das abgestellte Gerät der Stadt ein (die berichtete) – damals stand dort Blitzer Bernhard.
Inzwischen konnte der 26Jährige identifiziert werden. Die Staatsanwaltschaft brummte ihm eine saftige Strafe auf. Wie Sprecher Moritz Kutkuhn mitteilte, war der Beschuldigte schon vor geraumer Zeit per Strafbefehl – also ohne Gerichtsverhandlung – zu einer Strafe von 2.400 Euro verurteilt worden. Zudem musste er die Reparaturkosten von knapp 300 Euro tragen. Der Schlag hatte die Panzerglasscheibe des Gerätes brechen lassen, aber nicht die sensible und deutlich teurere Technik im Inneren des besonders gesicherten Stahlanhängers. Die Scheibe war bereits tags darauf ausgetauscht, und Blitzer Bernhard konnte an der Detmolder Straße wieder seiner Arbeit nachgehen.
Doch wie sind die Ermittlungsbehörden dem Täter auf die Spur gekommen? Der hatte gleich mehrere Fehler gemacht. Natürlich hatte die Stadt die letzten Blitzerfotos vor der Attacke ausgewertet und Namen sowie Kennzeichen der Polizei übergeben, hieß es von der Stadt. Weil der Täter mit seinem Baseballschläger zuvor aufmerksamen Zeugen aufgefallen war und den Mann beobachteten, bevor er losschlug, lagen bei der Polizei eine taugliche Täterbeschreibung und eine ungefähre Angabe zum Fahrzeug vor. Weil der Schläger tatsächlich unmittelbar nach dem Tempoverstoß aufgetaucht war, musste die Polizei nur eins und eins zusammenzählen. Der 26Jährige akzeptierte die Strafe und hat sie auch bereits abgestottert. „Der Strafbefehl ist rechtskräftig“, so Kutkuhn.
Es war nicht die einzige Attacke auf die städtischen Blitzer. Immer wieder versuchen Geblitzte anschließend das drohende Bußgeld mit Hilfe krimineller Energie zu verhindern. So wurden bereits mehrfach mit Sprühfarbe die Fenster der Laserblitzer blind gemacht. Andere sprühten Farbe auf die Verkehrsschilder mit dem Tempolimit. In Quelle an der Carl-Severing-Straße hatte ein Unbekannter sogar Zusatzschilder von der Buschkampstraße, die das Tempolimit zeitlich eingrenzen, abmontiert und sie unter die Verkehrszeichen in Quelle geschraubt. Der kastige Anhänger von Bernhard und Bruder Guntram ist übrigens eigens zur Abwehr solcher Attacken konzipiert. Außenhülle und Panzerglas sind schusssicher, im Innern ist eine Löschanlage installiert, falls ein wütender Autofahrer zum Feuer greift. Und auch entführen kann man die städtischen Anhänger nicht: Das Metallgehäuse wird am Standort so abgesenkt, dass man nicht mehr an die Reifen kommt. Die Anhängerdeichsel lässt sich einklappen und verschließen.