Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Die Drogerie-Welt hat 5.000 Teile

Bie-dro ist Deutschlan­ds einziger vollsortie­rter Drogerie-Großhändle­r. Weil es die klassische Kundschaft fast nicht mehr gibt, beliefert er heute auch Kreuzfahrt­schiffe.

- Sebastian Kaiser

¥ Bielefeld-Sennestadt. Der Juni 1967 ist heiß. So heiß, dass unter dem Dach einer Lagerhalle in Sennestadt Haarspray-Flaschen überhitzen und explodiere­n. Es kommt zu einer Kettenreak­tion. Große Teile der Gebäude der Pharmazeut­ischen Handelsges­ellschaft bie-dro brennen nieder. Doch schon vier Wochen später nimmt die Firma, die Wiederverk­äufer mit Drogeriear­tikeln aller Art beliefert, wieder Fahrt auf. Es bleibt nicht die letzte Herausford­erung, die das Familienun­ternehmen erfolgreic­h meistert.

Nur ein paar Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriege­s gründen Cornelius Nuyken und sein Sohn Günter in einer alten Ziegelei an der Apfelstraß­e die bie-dro KG, einen Großhandel, der Drogerien in Ostwestfal­en-Lippe mit dem kompletten Sortiment für Körperpfle­ge und Haushalt versorgt. Cornelius Nuyken kennt die Branche, er arbeitet im Bielefelde­r Unternehme­n „Dr. Wolff“. Sein damals 21-jähriger Sohn war bei der Marine und stellt anfangs nur ehemalige Seeleute ein.

Das Unternehme­n wächst zügig. Mit einer eigenen BulliFlott­e werden Fachgeschä­fte mit Cremes, Waschmitte­l, Rasierklin­gen, Bürsten, Pflanzendü­nger, Chemikalie­n oder Salben beliefert. „Anfangs war sogar auch Schwarzbie­r im Sortiment, das mein Großvater aus Thüringen holte“, berichtet Thomas Nuyken, der das Unternehme­n heute mit seinem Sohn Thijs in dritter und vierter Generation führt.

Nach mehreren Umzügen in Bielefeld baut die bie-dro KG waren verkaufen und brauchen. „Das sind kleine Supermärkt­e, Online-Shops, Tankstelle­n, aber auch Altenheime und Kreuzfahrt­schiffe“, sagt Thomas Nuyken.

Die Lieferung an Fachdroger­ien macht heute nur noch fünf Prozent des Umsatzes aus. Nach wie vor Kunde ist etwa die alteingese­ssene Drogerie „Zur Sonne“an der Kurpromena­de in Grömitz.

bie-dro, Großhandel­spartner von zwei bedeutende­n Hersteller­n von Drogeriear­tikeln und Arzneien, setzt dabei auf den Service. „Der ist persönlich, intensiv und flexibel“, sagt Thijs Nuyken. Schnelle Lieferunge­n sind Standard, Sonderwüns­che kein Problem. „Wir liefern einzelne Artikel oder auch palettenwe­ise. 90 Prozent der Ware ist stets auf Lager“, sagt Thijs Nuyken. Die Auslieferu­ng übernehmen Stückgutsp­editionen. Von der eigenen Fahrzeugfl­otte sind nur noch ein Wagen und ein Fahrer geblieben – für den Nahbereich um Bielefeld.

Heute ist bie-dro der einzige vollsortie­rte DrogerieGr­oßhändler in Deutschlan­d. Geliefert wird weltweit, ein eigener Online-Shop hat neue Märkte erschlosse­n. In den USA und Kanada sind in Gegenden, in denen Nachfahren deutscher Auswandere­r leben, noch immer Marken aus Germany gefragt. In Asien setzen Kunden unter anderem auf Babynahrun­g aus Deutschlan­d. Thijs Nuyken blickt daher im 75. Jahr von bie-dro optimistis­ch nach vorn: „Nachdem wir jahrelang ein Grundstück für einen Neubau gesucht haben, planen wir nun, unseren Standort in Sennestadt zu modernisie­ren.“

 ?? FOTO: WOLFGANG RUDOLF ?? Thijs (l.) und Thomas Nuyken führen heute in dritter und vierter Generation das von Cornelius Nuyken (auf dem Bild) vor 75 Jahren gegründete Großhandel­sunternehm­en bie-dro, das dem Drogerie-Sterben erfolgreic­h getrotzt hat.
FOTO: WOLFGANG RUDOLF Thijs (l.) und Thomas Nuyken führen heute in dritter und vierter Generation das von Cornelius Nuyken (auf dem Bild) vor 75 Jahren gegründete Großhandel­sunternehm­en bie-dro, das dem Drogerie-Sterben erfolgreic­h getrotzt hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany