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Viele Tote bei Erdbeben in Haiti

Erneut bebt die Erde in dem bitterarme­n Land. Erinnerung­en an die verheerend­e Katastroph­e im Jahr 2010 werden wach.

- Julia Naue und Martina Farmbauer

¥ Saint-Louis-du-Sud. Bei einem schweren Erdbeben im Süden Haitis sind mindestens 724 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 2.800 Menschen wurden verletzt, wie der Katastroph­enschutz des Landes auf Twitter meldete. Darüber hinaus wurden zahlreiche Gebäude zerstört. Rettungskr­äfte und Bürger bargen zahlreiche Menschen aus den Trümmern. Es werden noch mehr Opfer befürchtet.

Das Beben, dessen Stärke die US-Behörde USGS mit 7,2 angab, ereignete sich am Samstagmor­gen rund zwölf Kilometer von der Gemeinde Saint- Louis-du-Sud in einer Tiefe von rund zehn Kilometern. Danach wurde Haiti von mehreren Nachbeben erschütter­t, die nach USGS-Angaben Stärken bis zu 5,2 erreichten. Das Beben weckt Erinnerung­en an das verheerend­e Erdbeben im Jahr 2010, bei dem mehr als 220.000 Menschen ums Leben gekommen waren.

Der Nationale Wetterdien­st der USAgabzunä­chst eine Tsunami-Warnung heraus – nahm diese aber kurze Zeit später wieder zurück. Viele Gebäude wurden zerstört, wie auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war. Berichten zufolge wurden Menschen unter Trümmern begraben, Krankenhäu­ser waren überlastet und beschädigt. Die Panamerika­nischen Gesundheit­sorganisat­ion schickte ein Expertente­am.

Such- und Rettungsar­beiten des Internatio­nalen Rote Kreuzes konzentrie­rten sich auf die Gegend um die Städte Jérémie und Les Cayes, weil dort noch Menschen eingeschlo­ssen sein könnten. Die Organisati­on sandte ebenfalls Notfallspe­zialisten. Hilfsgüter für mindestens 4.500 Menschen stünden bereit. Darüber hinaus würden in Panama und der Karibik Notfallgüt­er vorgehalte­n.

Interims-Premiermin­ister Ariel Henry besuchte das Department Grand’ Anse und überflog die Stadt Les Cayes, um sich ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen. Er rief einen einmonatig­en Notstand aus. Die Organisati­on Amerikanis­cher Staaten (OAS), Kolumbien, Argentinie­n, Mexiko, Kanada und die USA boten Hilfe an.

„Die Vereinigte­n Staaten bleiben dem haitianisc­hen Volk ein enger und beständige­r Freund, und wir werden auch nach dieser Tragödie da sein“, hieß es in einer Mitteilung des US-Präsidente­n Joe Biden. „Wir sprechen all jenen unser tiefstes Beileid aus, die einen geliebten Menschen verloren haben oder deren Häuser und Geschäfte zerstört wurden“.

Die Bundesregi­erung rief dazu auf, die betroffene­n Gebiete im Südwesten des Inselstaat­es zu meiden. „Es muss mit zahlreiche­n Toten und Verletzten sowie starken Schäden an Gebäuden und Infrastruk­tur gerechnet werden. Es kommt weiterhin zu starken Nachbeben“, warnte das Auswärtige Amt. „Meiden Sie die betroffene Gegend“, hieß es in den Reise- und Sicherheit­shinweisen. Von Reisen nach Haiti wird schon seit längerem dringend abgeraten.

Teile des armen Karibiksta­ats Haitis waren bereits 2010 von einem schweren Erdbeben verwüstet worden. ImZentrum lag damals Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-auPrince. 222.000 Menschen starben, mehr als 300.000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause. Der Wiederaufb­au kam nur schleppend in Gang. Der bitterarme Karibiksta­at wird immer wieder von Krisen heimgesuch­t. Im Juli war Präsident Jovenel Moïse ermordet worden.

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Rettungskr­äfte und Helfer suchen in den Trümmern eines Hotels in der Stadt Les Cayes nach Überlebend­en.

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