Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Warum Inzidenzwert nicht gleich Inzidenzwert ist
Das Infektionsgeschehen nimmt in Bielefeld wieder Fahrt auf. Ein Punkt dürfte trotz der Entwicklung optimistisch stimmen.
¥ Bielefeld. So schnell kann es gehen: Über Wochen hinweg stand Bielefeld im landesweiten Vergleich mit seiner Inzidenz ordentlich da – nun reichten wenige Tage, ehe der Wert jetzt auf 68,5 gestiegen und die Stadt wieder am oberen Ende der Tabelle gelandet ist. Doch obwohl eine solche Inzidenz seit Beginn der Pandemie schon mehrfach erreicht und überschritten worden ist, gibt es aktuell einen Punkt, der optimistisch stimmen dürfte.
Im vergangenen Jahr schossen nach einem langen, halbwegs sorgenfreien Sommer und einem recht ruhigen Frühherbst ab dem 7. Oktober die Werte schlagartig in die Höhe. Am 21. Oktober 2020 hatte die Inzidenz einen ähnlich hohen Wert wie jetzt (65,5) erreicht, er sollte erst am 3. Februar 2021 wieder unterboten werden. Die Entspannung hielt aber nicht lange: Knapp einen Monat später rollte die dritte Welle an, am 20. März erreichte die Inzidenz einen Wert von 66,4. Erst Ende Mai wurde dieser wieder unterschritten.
Gleichwohl die Zeitpunkte alle eine etwa gleichhohe Sieben-Tage-Inzidenz aufweisen, unterscheidet sich die Heftigkeit des Infektionsgeschehens indes beim Blick auf die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern deutlich.
Am 21. Oktober 2020 waren in den Bielefelder Quarantänestationen 15 an Covid-19 erkrankte Menschen in Behandlung. Vier Personen lagen auf der Intensivstation, drei davon mussten künstlich beatmet werden. Am 3. Februar sah die Lage ungleich dramatischer aus: Bei nahezu gleicher Inzidenz mussten 77 Corona-Patienten behandelt werden, 23 intensivmedizinisch und 18 beatmet.
Zu Beginn der dritten Welle waren am 20. März dann 30 Bielefelder in den Krankenhäusern in Behandlung (elf intensiv, davon acht beatmet), am 27. Mai waren es – bei einer Inzidenz von 69,7 – 34 Patienten (20 auf der Intensivstation, 15 davon beatmet).
Nun, nach einem nicht ganz so langen, halbwegs sorgenfreien Sommer und vermutlich zum Beginn einer vierten Welle, ist die Lage in den Krankenhäusern im Vergleich zu den vier vorangegangenen Zeitpunkten mit ähnlich hoher Inzidenz deutlich entspannter. Aktuell meldet die Stadt Bielefeld lediglich neun Covid-19-Patienten, niemand davon muss intensiv behandelt oder gar beatmet werden.