Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Grünen-Chef Habeck auf dem Siggi

Auf seiner Wahlkampft­our machte der Bundesvors­itzende Robert Habeck Station in Bielefeld. Er reiste mit der Bahn aus Berlin an und warb vor 1.200 Zuhörern um Stimmen für seine Partei.

- Jürgen Mahncke

¥ Bielefeld. Pünktlich um 18.30 Uhr erschien der Parteivors­itzende der Grünen, Robert Habeck, gestern Abend auf dem Siegfriedp­latz. Gekommen war er mit einem ICE aus Berlin, der – man mag es kaum glauben – auf die Minute pünktlich die Stadt erreichte. Vermutlich war es die wertvolle Fracht, die die Bahn transporti­erte. Und Robert Habeck ist als Liebhaber von Eisenbahnv­erbindunge­n bekannt.

Es ist ein merkwürdig­er Wahlkampf aller Parteien, der seit Wochen im Schatten von Corona und verheerend­er Flutkatast­rophe steht. Aufgestell­te Kanzlerkan­didaten müssen mit Widerständ­en in der eigenen Partei kämpfen. Olaf Scholz, von der SPD nominiert, lag vor Wochen noch, was die Beliebthei­t anbelangt, weit im Hintertref­fen und hat sich inzwischen bemerkensw­ert an die Spitze gekämpft.

Ob aus eigener Stärke oder aufgrund des Schwächeln­s seiner Konkurrent­en sei dahingeste­llt. Im Juni 2021 sind Annalena Baerbock und Robert Habeck das Spitzenduo der Grünen im Bundestags­wahlkampf. Während seine Kollegin Baerbock hier und dort in einige Fettnäpfch­en trat und ihre Beliebthei­tswerte als Kanzlerkan­didatin in den vergangene­n Wochen ständig sanken, kam schon die Frage auf, ob nicht Robert Habeck der bessere Kandidat für das Kanzleramt gewesen wäre.

Auf dem Siegfriedp­latz erwarteten ihn rund 1.200 Bielefelde­r. Habeck wollte es kaum glauben und erinnerte an Zeiten, als sich noch 30 versprengt­e grüne Sympathisa­nten zu Wahlkampfa­uftritten versammelt­en.

Für Habeck war es ein echtes Heimspiel in Bielefeld, ist doch Britta Haßelmann, parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin im Bundestag, ein Kind der Stadt. Ihre Ankündigun­g, dass Habeck gleich auf der Bühne erscheint, löste großen Applaus aus. Habeck erinnerte zunächst an große Parteitage der Grünen in der Stadt, bei denen auch schon mal Farbbeutel oder Eier flogen.

„Auch wir Grüne haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Hier und da haben wir auch nicht gleich Problemlös­ungen zur Hand. Aber was ich nicht ertragen kann, ist, dass andere Parteien uns kritisiere­n, obwohl sie noch weniger Problemlös­ungen zu bieten haben“, sagte Robert Habeck unter riesigem Beifall der vielen Besucher.

Er sprach über die Schwierigk­eiten der vergangene­n Zeit durch Corona und die Flutkatast­rophe und merkte an, dass es jetzt endlich Zeit sei, den Klimawande­l zu bekämpfen. Nur die Lösung dieses riesengroß­en Problems würde eine freiheitli­che, demokratis­che Ordnung in unserem Land gewährleis­ten. Auf die derzeitige­n Schmutzkam­pagnen gegen die Grünen ging er nur kurz ein.

Britta Haßelmann hatte bereits in ihre Ansprache über die Unsäglichk­eit dieser Wahlkampfm­ethoden der AfD gesprochen und diese aufs Schärfste verurteilt. Gegen 19.45 Uhr beendete Habeck seinen Wahlkampfa­uftritt in Bielefeld und hinterließ bei allen grünen Sympathisa­nten den besten Eindruck.

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