Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Den vermeintli­chen Schwergewi­chten wird nichts geschenkt

Für den HSV, Schalke und Bremen zeichnet sich ein harter Weg in der 2. Liga ab. Allerdings stecken sie auch im Umbruch.

- Thomas Prüfer und Ulf Zimmermann

¥ Hamburg. Was haben der Hamburger SV, Schalke 04 und Werder Bremen gemeinsam? Die vermeintli­chen Schwergewi­chte der 2. Fußball-Bundesliga bekamen schon in der Startphase der neuen Saison aufgezeigt, dass ihnen im Unterhaus nichts geschenkt wird. Im Gegenteil: Nur jeweils magere vier Punkte aus den ersten drei Spielen und Tabellenpl­ätze zwischen acht und elf machen deutlich, dass die als Saisonziel ausgegeben­e Rückkehr in die 1. Liga kein Selbstläuf­er wird. Der HSV ist das beste Beispiel: Der einstige Erstliga-Dino ist nach dem ersten Abstieg der Clubhistor­ie schon dreimal gescheiter­t.

„Diese Liga ist knochenhar­t“, stellte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis nach dem mauen 1:1 gegen Erzgebirge Aue ernüchtert fest. Nach 30 Jahren Bundesliga, Champions League und Triumphen in UEFA-Cup und DFB-Pokal tut sich „Königsblau“in der Zweitklass­igkeit schwer. „Wir werden nicht sagen: Wir kommen aus der Bundesliga und hopsen jetzt mal ein bisschen durch die Liga“, erklärte Grammozis. „Kein Team wird uns etwas schenken.“

Kein Wunder, denn S04 steckt mitten in einem radikalen Umbruch. Sportvorst­and Peter Knäbel holte 13 neue Profis, gegen Aue standen acht Zugänge in der Startelf. Wie schon zum Auftakt gegen den HSV (1:3) startete Schalker vielverspr­echend, doch nach Dominick Drexlers Führung (32.) und „guten 60 Minuten“(Grammozis) riss der Faden. Aue wurde mutiger und durch Sascha Härtels Tor (86.) belohnt. „Wir sind verdient bestraft worden. Wir hatten das Spiel in der Hand und haben es aus der Hand gegeben“, sagte Torwart Ralf Fährmann.

Beim HSV ist die Situation ähnlich wie in Bremen und auf Schalke. Nach Hannes Wolf, Dieter Hecking und Daniel Thioune versucht in Tim Walter schon der vierte Chefcoach den Wiederaufs­tieg zu realisiere­n – mit vielen neuen Akteuren und einem veränderte­n Ansatz. Walter setzt auf junge, gierige Spieler, dazu auf viel Ballbesitz und eine mutige Spielweise, die aber auch Risiken in sich trägt. Vor allem, wenn das Team das „System

Walter“noch nicht verinnerli­cht hat, wie es beim 2:3 im Derby beim FC St. Pauli deutlich wurde. Die vierte Pleite in den jüngsten fünf Duellen mit den Kiezkicker­n machte deutlich, wie weit beim HSV Anspruch (Aufstieg) und Wirklichke­it (Mittelmaß) von einander entfernt sind.

„Ich bin ein Mann der offenen und aufrichtig­en Worte. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man Kritik bekommt, damit umgeht und daraus lernt“, sagte Walter, der sich selbst dabei nicht ausschloss. „Wir verlieren als HSV, und ich bin ein Teil davon. Darum müssen wir uns das als Team ankreiden und Lösungen finden.“Diese müssen rasch gefunden werden. Zwar ist es noch nach drei Spieltagen zu früh für Panik, doch eine Einheit ist beim HSV noch nicht erkennbar.

Walter wollte aber auch nicht alles schlechtre­den. „Die ersten 20 Minuten waren wir gut drin, hatten über Bakéry Jatta zwei Durchbrüch­e und müssen das Tor machen. Dann läuft das Spiel anders.“Aber St. Pauli siegte dank Simon Makienok (2) und Finn Ole Becker. Wie Walter fordert auch Grammozis Geduld ein. „Wir haben eine zusammenge­würfelte Mannschaft, viele sind erst gegen Ende der Vorbereitu­ng dazugestoß­en. Viele sind noch nicht bei 100 Prozent, da müssen wir Geduld haben.“

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Trainer Dimitrios Grammozis und Schalke 04 sind ebenso noch nicht in Liga 2 angekommen wie der HSV und Werder.

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