Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Den vermeintlichen Schwergewichten wird nichts geschenkt
Für den HSV, Schalke und Bremen zeichnet sich ein harter Weg in der 2. Liga ab. Allerdings stecken sie auch im Umbruch.
¥ Hamburg. Was haben der Hamburger SV, Schalke 04 und Werder Bremen gemeinsam? Die vermeintlichen Schwergewichte der 2. Fußball-Bundesliga bekamen schon in der Startphase der neuen Saison aufgezeigt, dass ihnen im Unterhaus nichts geschenkt wird. Im Gegenteil: Nur jeweils magere vier Punkte aus den ersten drei Spielen und Tabellenplätze zwischen acht und elf machen deutlich, dass die als Saisonziel ausgegebene Rückkehr in die 1. Liga kein Selbstläufer wird. Der HSV ist das beste Beispiel: Der einstige Erstliga-Dino ist nach dem ersten Abstieg der Clubhistorie schon dreimal gescheitert.
„Diese Liga ist knochenhart“, stellte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis nach dem mauen 1:1 gegen Erzgebirge Aue ernüchtert fest. Nach 30 Jahren Bundesliga, Champions League und Triumphen in UEFA-Cup und DFB-Pokal tut sich „Königsblau“in der Zweitklassigkeit schwer. „Wir werden nicht sagen: Wir kommen aus der Bundesliga und hopsen jetzt mal ein bisschen durch die Liga“, erklärte Grammozis. „Kein Team wird uns etwas schenken.“
Kein Wunder, denn S04 steckt mitten in einem radikalen Umbruch. Sportvorstand Peter Knäbel holte 13 neue Profis, gegen Aue standen acht Zugänge in der Startelf. Wie schon zum Auftakt gegen den HSV (1:3) startete Schalker vielversprechend, doch nach Dominick Drexlers Führung (32.) und „guten 60 Minuten“(Grammozis) riss der Faden. Aue wurde mutiger und durch Sascha Härtels Tor (86.) belohnt. „Wir sind verdient bestraft worden. Wir hatten das Spiel in der Hand und haben es aus der Hand gegeben“, sagte Torwart Ralf Fährmann.
Beim HSV ist die Situation ähnlich wie in Bremen und auf Schalke. Nach Hannes Wolf, Dieter Hecking und Daniel Thioune versucht in Tim Walter schon der vierte Chefcoach den Wiederaufstieg zu realisieren – mit vielen neuen Akteuren und einem veränderten Ansatz. Walter setzt auf junge, gierige Spieler, dazu auf viel Ballbesitz und eine mutige Spielweise, die aber auch Risiken in sich trägt. Vor allem, wenn das Team das „System
Walter“noch nicht verinnerlicht hat, wie es beim 2:3 im Derby beim FC St. Pauli deutlich wurde. Die vierte Pleite in den jüngsten fünf Duellen mit den Kiezkickern machte deutlich, wie weit beim HSV Anspruch (Aufstieg) und Wirklichkeit (Mittelmaß) von einander entfernt sind.
„Ich bin ein Mann der offenen und aufrichtigen Worte. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man Kritik bekommt, damit umgeht und daraus lernt“, sagte Walter, der sich selbst dabei nicht ausschloss. „Wir verlieren als HSV, und ich bin ein Teil davon. Darum müssen wir uns das als Team ankreiden und Lösungen finden.“Diese müssen rasch gefunden werden. Zwar ist es noch nach drei Spieltagen zu früh für Panik, doch eine Einheit ist beim HSV noch nicht erkennbar.
Walter wollte aber auch nicht alles schlechtreden. „Die ersten 20 Minuten waren wir gut drin, hatten über Bakéry Jatta zwei Durchbrüche und müssen das Tor machen. Dann läuft das Spiel anders.“Aber St. Pauli siegte dank Simon Makienok (2) und Finn Ole Becker. Wie Walter fordert auch Grammozis Geduld ein. „Wir haben eine zusammengewürfelte Mannschaft, viele sind erst gegen Ende der Vorbereitung dazugestoßen. Viele sind noch nicht bei 100 Prozent, da müssen wir Geduld haben.“