Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Die Jöllenbeck-Verschwörung
Die A-Mädels des TuS 97 scheitern durch ein Gegentor zu viel und ein sonderbares Ergebnis der Konkurrenz wohl am Ziel Bundesliga
Von Uwe Kleinschmidt
A-Jugend-Mädchen des TuS 97 Bielefeld Jöllenbeck haben ein rabenschwarzes Wochenende hinter sich. Um es kurz und schmerzvoll zu machen: Die zunächst möglich erschienene Qualifikation zur Bundesliga ist nur noch theoretisch drin – und das mit einer marginalen Wahrscheinlichkeit.
Angefangen hatte das Wochenende mit einer 21:28 (11:15)-Niederlage gegen den klaren Favoriten HSV Minden-Nord. Nichts unübliches an sich, eine Niederlage war erwartbar. Aber schon hier lag die Tücke im Detail: Die TuS97-Mädels hatten durch einen frühzeitigen Abschluss samt Fehlwurf Sekunden vor Schluss und GegenstoßGegentor den Sechs-ToreRückstand auf sieben anwachsen lassen. Und damit eben jene Differenz egalisiert, die sie drei Tage zuvor beim unverhofften 33:26-Triumph über den zweiten Favoriten, den TV Verl, herausgeworfen hatten. So weit, so schlecht. Denn damit war klar, dass sich im
Fast-Parallelspiel Verl und Minden-Nord mit eben jener Sieben-Tore-Differenz bei einem hohen Ergebnis trennen durften, um ihrerseits die Plätze 1 und 2 zu besetzen. 1 steigt auf, 2 geht in die Relegation.
Das Spiel in Verl begann am Sonntag eine Stunde vorher, war also beim Anwurf der Jöllenbeckerinnen gegen den Lüner SV noch im Gange. Der TuS-97-Nachwuchs legte los wie aus dem Handballbilderbuch: Einhändiges Fangen ohne Patzer, sauberste Parallelstöße, platzierte Würfe hoch – und eine sichere Abwehrleistung. Erst in der 13. Minute warfen die Gäste beim 2:6 ihr zweites Tor. Dass die TuSMädels dieses Spiel mit einem Zweiklassenunterschied nicht gewinnen würden, schien außerhalb jeder Vorstellungskraft. Passierte aber – ohne dass es noch von großer Bedeutung gewesen wäre.
Nach dem 10:4 für die Jöllenbeckerinnen geschah zumindest für ihren Trainer Simon Dreier Unerklärliches. „Wir haben den Zugriff auf das Spiel komplett verloren“, meinte der Trainer. „Wir haben fast immer die falschen Entscheidungen getroffen. Viele Spielerinnen wollten es erzwingen mit schlecht vorbereiteten Eins-gegen-EinsAktionen. Aber das ist nicht so einfach.“Lünen kam auf und glich aus zum 10:10. Zum Seitenwechsel lagen die TuSMädels mit 13:12 vorn, doch die unerwartete Reise begann erst jetzt richtig. Mit der Ergebnismeldung aus Verl.
Dort hatte der TV, der schon in der Vorsaison mit dem HSV Minden-Nord in der Bundesliga spielte, exakt mit einem Ergebnis gewonnen, das beiden Teams reicht: 39:32. Sieben Tore Differenz, dazu mehr Tore als die Jöllenbeckerinnen gesammelt hatte in Verl und Minden.
„Damit war es gegessen“, wussten Simon Dreier und CoTrainerin-Ehefrau Pia in der Halle sofort. Rechnerischer Hintergrund: Kommen drei Teams mit 6:2 Punkten ins Ziel, entscheidet der die Tordifferenz im – wie zynisch – Dreiervergleich. Und da auch die Differenz gleich wäre, entscheiden an Rang drei die mehr erzielten Tore. Das Rennen war dann mit dem 39:32 in Verl gelaufen. Ohne den TuS 97. Der trennte sich dann in einem schlechten Spiel nur noch 29:29 vom Lüner TV und darf höchstens hoffen, dass Lünen am Dienstag in Verl gewinnt. Was ausgeschlossen erscheint. Zudem müssen die Jöllenbeckerinnen in Everswinkel gewinnen. Aber das allein würde diesen rabenschwarzen Sonntag auch nicht mehr aufhübschen.
• TuS-Tore gegen Minden: Pfennig (8), Pielsticker (6/2), Striehn (2), Voß (2), Friederike Adam (2), Julia Adam (1)
TuS-Tore gegen Lünen: Voß (8/1), Pfennig (7), Pielsticker (5/1), Striehn (5), Zinn (2), F. und J. Adam (je 1)
(uwe). Der Handball-Drittligist TSG A-H Bielefeld hat sein dreitägiges Heimtrainingslager ohne größere Schäden und ohne Niederlage überstanden. Am Samstag gab es zunächst gegen den gestandenen Drittligisten (aber nicht Staffelgegner) TSV Anderten alias HSV Hannover ein 27:27 (15:15), am Sonntag folgte ein beeindruckendes 28:25 (13:8) gegen den TSV Hannover-Burgdorf II, Ligakonkurrent des HSV. TSGTrainer Leif Anton war auch unabhängig der Ergebnisse sehr zufrieden mit dem, was sein Team bot. Vor allem im Kampf gegen den inneren Schweinehund.
„Trainingseinheiten, Mannschaftsabend in der Stadt, Aktivierung um acht morgens, nächstes Training, zwei Spiele . . ., das war schon ein knackiges Programm“, meinte Anton. Und natürlich wusste er, dass das Sonntag-Spiel zum Abschluss nicht vorrangig dem weiteren Einspielen der Abwehr oder der Suche nach spielerischen Lösungen im Angriff diente – sondern eher eine Frage der Mentalität war. Anton: „Das ist dann so ein Spiel, bei dem ich erwarte, dass die Spieler bereit sind, es noch einmal richtig anzugehen.“Sie gingen es an.
Und wie als ob er seinen Vorderleuten noch eine Extraportion Mumm im Kampf gegen den Schweinhund auf den Weg geben wollte, hielt Dennis Doden im TSG-Tor praktisch alles. Das bedeutet im Handball zwölf Paraden bei nur acht Gegentoren. Und weil zudem die 6:0-Abwehr stand, als hätte es kein Trainingslager gegeben, fiel es dem Außenduo Frederik Galling und Nils Strathmeier ein wenig leichter, die Extrameter bis zum 13:8 zu gehen.
Nach der Pause wurde es ein wenig wilder, die Burgdorfer warfen nun besser, kamen aber nicht mehr an die TSG heran. Und so meinte Anton: „Das war für mich als Trainer ein wichtiges Wochenende. Ich habe gesehen, was ich sehen wollte.“
• TSG-Tore gegen Anderten: Bechtloff (7/2), Galling (4/4), Strathmeier (4), Pauly (3), Weßeling (3), Waldhof (3), Bruns (2), Skusa (1).
• TSG-Tore gegen HannoverBurgdorf II: Galling (6/2), Bechtloff (5), Pauly (4), Strathmeier (3), Weßeling (3), Louis (2), Skusa (2), Bruns (2), Waldhof (1)