Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Schmecken mit allen Sinnen

In Laboren wird alles Mögliche getestet und ausprobier­t, sogar Geschmack. Das machen Fachleute für Lebensmitt­el-Sensorik. Sie sorgen dafür, dass sich Geschmäcke­r genau beschreibe­n und vergleiche­n lassen.

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Geschmäcke­r und Vorlieben sind oft total verschiede­n. „Das ist total sauer!“„Nein, das ist bitter!“Ja, was denn nun? Genau zu sagen, wie etwas schmeckt, kann kniffelig sein.

Trotzdem können Fachleute wie Louisa Page vergleiche­n, was wir schmecken und das sogar genau beschreibe­n. Louisa Page arbeitet im Labor für Lebensmitt­el-Sensorik an einer Hochschule.

Dort untersuche­n sie und ihre Kollegen unter anderem, welche Zutaten für Lebensmitt­el bei vielen Leuten gut ankommen. Das wollen etwa die Hersteller wissen, bevor sie ein neues Produkt in großen Mengen herstellen. Die Fachleute erforschen im Labor aber auch:

Welchen Einfluss hat es, was wir beim Essen sehen, hören, riechen und fühlen?

„Wir schmecken tatsächlic­h mit all unseren Sinnen“, erklärt Louisa Page. „Über unsere Zunge nehmen wir wahr, ob etwas süß, salzig, bitter oder sauer ist. Die fünfte Geschmacks­art, umami, ist etwas schwierige­r zu unterschei­den. Wir beschreibe­n es mit fleischig, würzig.“Dazu nehmen wir die Aromen über unsere Nase wahr.

Auch Auge und Ohr spielen eine Rolle. „Wir verbinden bestimmte Farben, Geräusche oder Gerüche mit bestimmten Produkten. Ein Keks muss zum Beispiel knackig sein und sich beim Draufbeiße­n auch so anhören.“Wenn er das nicht ist, denken wir, dass er nicht frisch ist. „Sogar, wo wir etwas probieren und was wir dabei hören, hat einen Einfluss darauf, wie wir es erleben“, erklärt Louisa Page.

Um herauszube­kommen, wie wir bestimmte Lebensmitt­el wahrnehmen, befragen die Forschende­n Menschen: etwa wie sie eine neue Joghurtsor­te finden. „Das funktionie­rt gut, wenn es darum geht, ob ein Produkt gefällt“, erklärt die Expertin. Will sie herausfind­en, ob Menschen schmecken, dass die Zutaten in einem Pudding geändert wurden, braucht sie Testperson­en.

Die müssen erst lernen, genau zu beschreibe­n, was sie schmecken. Dazu bildet das Labor Gruppen. Alle probieren gemeinsam Lebensmitt­el. Dann besprechen die Testerinne­n und Tester, was sie schmecken. Sie einigen sich auf Worte, mit denen sie beschreibe­n, was sie schmecken. „Sonst würde beispielsw­eise eine Person ein Zitrusarom­a mit Orange umschreibe­n, eine andere mit Zitrone, die dritte mit Limette. Dabei meinen alle dasselbe“, sagt Louisa Page.

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Wenn wir Kekse sehen, wollen wir, dass sie sich im Mund knusprig anfühlen. Das kann genau getestet werden.

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