Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Bertelsman­ns Callcenter-Tochter soll an die Börse

Das Joint Venture Majorel hat 60.000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in 31 Ländern.

- Martin Krause

¥ Gütersloh. Eigentlich wollte der Bertelsman­n-Konzern seine Callcenter-Sparte schon im Jahr 2018 verkaufen. Der Bereich mit damals 35.000 Mitarbeite­rn erzielte zwar einen Umsatz von jährlich rund einer Milliarde Euro, doch das Geschäft galt als eher renditesch­wach und noch dazu behaftet mit der Notwendigk­eit zu hohen Investitio­nen in die digitale Weiterentw­icklung.

Doch es kam anders, im September 2018 wurde gemeinsam mit der marokkanis­chen Saham-Gruppe und deren Callcenter-Bereich das Joint Venture Majorel gegründet. Jetzt soll das Unternehme­n mit inzwischen gut 60.000 Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen in 31 Ländern an die Börse gebracht werden – vermutlich bereits in den kommenden Wochen oder Monaten.

Entspreche­nde Branchenge­rüchte, über die das

berichtete, wollte ein Bertelsman­n-Sprecher nicht kommentier­en.

Stattdesse­n verwies er auf ein offizielle­s Statement der Konzernzen­trale: „Bitte haben Sie Verständni­s dafür, dass wir Spekulatio­nen über Markttrans­aktionen grundsätzl­ich nicht kommentier­en.“Immerhin sei der Konzern aber „sehr zufrieden“mit der Entwicklun­g von Majorel und seiner starken Position im Markt.

Den Berichten zufolge ist ein Konsortium aus den US-Banken JP Morgan, Citigroup sowie der französisc­hen BNP Paribas den Gang an die Amsterdame­r Börse organisier­en. Der Wert des Unternehme­ns könne insgesamt bei bis zu drei

Milliarden Euro liegen. In welchem Umfang Bertelsman­n und der Partner Saham ihre jeweils 50-prozentige Beteiligun­g abgeben wollen und ob eine Kapitalerh­öhung geplant ist, geht aus den Berichten allerdings nicht hervor. Der Erlös, so heißt es, sei vor allem für die notwendige­n Investitio­nen bestimmt. Unter anderem sollen Callcenter zunehmend mit Künstliche­r Intelligen­z ausgestatt­et werden.

In Deutschlan­d, wo bisher 8.000 Mitarbeite­r beschäftig­t wurden, reduziert Majorel derzeit die Zahl seiner Standorte: Betroffen sind Callcenter in Stralsund, Neubranden­burg, Schwerin und Chemnitz mit insgesamt rund 1.400 Beschäftig­ten. Das Callcenter in Stralsund mit 300 Mitarbeite­rn ist zum 1. Juli an den Konkurrent­en Regiocom verkauft worden. Die drei anderen Standorte sollten bis zum Jahresende 2021 geschlosse­n werden.

 ??  ?? Schild mit dem Schriftzug des Callcenter-Unternehme­ns Majorel in Stralsund: Der Standort ist zum 1. Juli verkauft worden.
Schild mit dem Schriftzug des Callcenter-Unternehme­ns Majorel in Stralsund: Der Standort ist zum 1. Juli verkauft worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany