Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Bertelsmanns Callcenter-Tochter soll an die Börse
Das Joint Venture Majorel hat 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 31 Ländern.
¥ Gütersloh. Eigentlich wollte der Bertelsmann-Konzern seine Callcenter-Sparte schon im Jahr 2018 verkaufen. Der Bereich mit damals 35.000 Mitarbeitern erzielte zwar einen Umsatz von jährlich rund einer Milliarde Euro, doch das Geschäft galt als eher renditeschwach und noch dazu behaftet mit der Notwendigkeit zu hohen Investitionen in die digitale Weiterentwicklung.
Doch es kam anders, im September 2018 wurde gemeinsam mit der marokkanischen Saham-Gruppe und deren Callcenter-Bereich das Joint Venture Majorel gegründet. Jetzt soll das Unternehmen mit inzwischen gut 60.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in 31 Ländern an die Börse gebracht werden – vermutlich bereits in den kommenden Wochen oder Monaten.
Entsprechende Branchengerüchte, über die das
berichtete, wollte ein Bertelsmann-Sprecher nicht kommentieren.
Stattdessen verwies er auf ein offizielles Statement der Konzernzentrale: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Spekulationen über Markttransaktionen grundsätzlich nicht kommentieren.“Immerhin sei der Konzern aber „sehr zufrieden“mit der Entwicklung von Majorel und seiner starken Position im Markt.
Den Berichten zufolge ist ein Konsortium aus den US-Banken JP Morgan, Citigroup sowie der französischen BNP Paribas den Gang an die Amsterdamer Börse organisieren. Der Wert des Unternehmens könne insgesamt bei bis zu drei
Milliarden Euro liegen. In welchem Umfang Bertelsmann und der Partner Saham ihre jeweils 50-prozentige Beteiligung abgeben wollen und ob eine Kapitalerhöhung geplant ist, geht aus den Berichten allerdings nicht hervor. Der Erlös, so heißt es, sei vor allem für die notwendigen Investitionen bestimmt. Unter anderem sollen Callcenter zunehmend mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet werden.
In Deutschland, wo bisher 8.000 Mitarbeiter beschäftigt wurden, reduziert Majorel derzeit die Zahl seiner Standorte: Betroffen sind Callcenter in Stralsund, Neubrandenburg, Schwerin und Chemnitz mit insgesamt rund 1.400 Beschäftigten. Das Callcenter in Stralsund mit 300 Mitarbeitern ist zum 1. Juli an den Konkurrenten Regiocom verkauft worden. Die drei anderen Standorte sollten bis zum Jahresende 2021 geschlossen werden.