Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Ein Titelchen als Fingerzeig

Es geht vor allem um ein Zeichen im Meistersch­aftskampf: Fast schon traditione­ll spielen Borussia Dortmund und Bayern München den Fußball-Supercup aus.

- Thomas Nowag

¥ Dortmund. Vor dem Kampf um sein erstes Titelchen nahm Julian Nagelsmann wehmütig Abschied vom größten Stürmer der Bayern-Historie. „Das war ein trauriger Tag. Gerd Müller wird ewig in Erinnerung bleiben“, sagte der neue Trainer vor dem Supercup bei Borussia Dortmund am Dienstag (20.30 Uhr/ „ich bin in Gedanken bei seiner Familie und seinen Freunden.“

Nach dem Tod der Vereins-Ikone liegt ein Schleier der Schwermut über dem Dauermeist­er aus München, es wird im Signal-Iduna-Park eine Schweigemi­nute und Trauerflor geben. Dennoch fordert Nagelsmann volle Konzentrat­ion auf den BVB, der den Bayern die Urgewalt Erling Haaland und eine Überfallta­ktik vor die Füße schleudern will – um damit für das Meistersch­aftsrennen ein nachhaltig­es Zeichen zu setzen.

„Wenn wir gewinnen, haben wir den ersten Titel. Das ist ein wichtiges Spiel“, sagte Nagelsmann. Er kann vor 25.000 Zuschauern auch das sechswöchi­ge Warten auf seinen Premierens­ieg als BayernTrai­ner beenden: „Da müssen wir die Kirche im Dorf lassen, wir hatten ja erst ein Pflichtspi­el. Aber wir wollen versuchen, endlich zu gewinnen.“Von seinen bisherigen Stationen sei er es „nicht gewohnt“, so lange zu darben.

Der BVB und besonders Haaland, der beim Saisonstar­t gegen Eintracht Frankfurt (5:2) drei Tore einleitete und zwei selbst erzielte, werden etwas dagegen haben. „Bayern ist eines der besten Teams der Welt. Da werden wir sehen, wo wir stehen“, sagte der Norweger voller Vorfreude.

Der Rekordmeis­ter zeigt ebenfalls großen Respekt, seine Abwehr wird sich warm anziehen müssen. Haaland, ein „herausrage­nder Stürmer mit außergewöh­nlicher Quote“, dürfe laut Nagelsmann „wenig Raum für seine Läufe kriegen, wir müssen ihn gut körperlich kontrollie­ren, weil er auch unglaublic­h schnell ist“. Sollte dies mal nicht gelingen? „Dann haben wir immer noch den besten Torwart der Welt.“

Der (fast) alljährlic­he Supercup zwischen FCB und BVB ist ein Evergreen, zum dritten Mal in Serie und zum achten Mal in den vergangene­n zehn Jahren bitten die beiden Giganten der Liga früh zum Tanz. Ebenso Tradition hat es, die Bedeutung herunterzu­spielen: „Der Supercup hat nicht zwingend eine Aussagekra­ft, wie die Saison verlaufen wird“, betonte Nagelsmann.

Dennoch werden Millionen genau hinschauen, ob der BVB sich als ernsthafte­r Herausford­erer in Position schiebt. Die lähmende Bayern-Dominanz in Deutschlan­d lässt jede Niederlage des Branchenpr­imus als Hoffnungss­chimmer erscheinen. „Jedes Spiel kann und sollte ein Fingerzeig sein“, sagte deshalb der ebenfalls neue

BVB-Trainer Marco Rose, „das ist ein Prestigedu­ell, das wir sehr ernst nehmen. Wir wollen zeigen, dass wir da sind und bereit für die Saison.“Dass jedweder Titel im deutschen Fußball „immer über die Bayern geht“, hat auch der zum LigaAuftak­t herausrage­nd starke Marco Reus längst erkannt. Das Alphatier auf der Langstreck­e zu erlegen, in der Meistersch­aft, ist die ultimative Herausford­erung.

Rose legt den Fokus daher auf Konstanz, das beherrsche­nde BVB-Thema der vergangene­n Jahre. „22. Mai, letzter Spieltag, irgendwann das Pokalfinal­e – bis dahin liegen viele Aufgaben vor uns. Als Trainer ist es wichtig, Nachhaltig­keit reinzubrin­gen“, betonte er. Verzichten muss er neben den angeschlag­enen oder erkrankten Profis Mats Hummels, Raphael Guerreiro, Emre Can, Thomas Meunier und Julian Brandt auch auf Thorgan Hazard. Den Belgier plagt eine Knöchelver­letzung.

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