Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Polizei fahndet fieberhaft nach „Angler“

Dieb nutzt Spalt zwischen den Türen.

- Stefan Becker

¥ Bielefeld. Diesmal blieb Alto Torbati vom jüngsten Diebeszug des mysteriöse­n „Anglers“verschont. Doch in den vergangene­n vier Wochen hatte der Unbekannte mit seinem langen wie stabilen Draht in drei Nächten kostbare Ware aus dem Jack-WolfskinSt­ore von Torbati gefischt.

Auf den Überwachun­gsvideos konnten sich der Geschäftsm­ann und die Polizei genau anschauen, wie der „Angler“arbeitet. Einmal zum Beispiel mit der Hilfe eines Komplizen, der Schmiere stand und bei Bedarf mit anfasste. Denn gut sichtbar hängt eine Kamera direkt über dem Eingang mit der Doppeltür aus Glas. Zwischen den beiden geschlosse­nen Türen existiert ein Luftschlit­z, und durch diesen Spalt zieht der Dieb die Ware aus dem Laden ins Freie.

Wie effektiv der Mann dabei vorgeht, zeigt der Polizeiber­icht vom Montag. Denn in der vorausgega­ngenen Nacht stahl der Mann aus einer Damen-Boutique mehrere Kunstleder­jacken, T-Shirts und eine Hose, wie Polizeispr­echerin Hella Christoph mitteilte. Die Mitarbeite­rinnen des Geschäfts waren ziemlich verärgert, da es sich um den zweiten Diebstahl innerhalb von vier Tagen handelte: Nach dem Aufschließ­en des Geschäfts am vergangene­n Freitagmor­gen hatten die Mitarbeite­rinnen das Malheur gleich gesehen – von einem Ständer fehlten etliche T-Shirts.

Wie es dem „Angler“immer wieder gelingt, an die Kleidung zu gelangen, zeigt Alto

Torbati auf seinem Computer. „Ich kann die Bilder gar nicht mehr sehen“, sagt er, und klickt den Play-Button.

Erst erfasst die Kamera einen vorübergeh­enden Passanten, dann zeigt sie Minuten später dessen Rückkehr und den Beginn der Arbeit: Mit einem langen und stabilen Draht, dessen Ende zu einem Haken gebogen ist, angelt der Mann nach einem Kleiderstä­nder und zieht diesen langsam zur Tür – als Spiegelung im Glas ist das Heranrücke­n der auf Bügeln hängenden T-Shirts gut sichtbar. Dann hebt der Mann seine Beute samt Bügel von der Stange und fingert sie durch den schmalen Spalt der Tür – im Alleingang oder mit Hilfe eines Komplizen. Die gestohlene Ware haben einen Wert von 1.500 Euro, sagt Torbati.

Wie er, rücken auch andere Geschäftsl­eute in der Altstadt, darunter ein Herrenauss­tatter und eine weitere Boutique, nach Ladenschlu­ss die Waren soweit wie möglich aus dem Eingangsbe­reich, damit der „Angler“keine zweite Chance bekommt. Sie bedauern, dass die Zeugin, die den Mann vor zwei Wochen auf frischer Tat ertappt hatte, nicht sofort die Polizei verständig­te, sondern den Mann wegen seines Tuns ansprach und sich selbst in Gefahr brachte.

Ihrer Aussage nach sei der Gesuchte zwischen 40 und 50 Jahre alt, schlank, und habe eine Körpergröß­e von 1,80 bis 1,85 Meter. Wegen des Vorfalls bittet die Polizei wiederholt, dass Passanten verdächtig­e Gestalten vor Geschäften gleich melden – es könnte ja der „Angler“sein.

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