Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Neuer Müllwagen kostet eine Million

Der Umweltbetr­ieb geht einen weiteren Schritt in Richtung Elektrifiz­ierung. Für die Bürger wird die Lärmbeläst­igung beim Abholen des Mülls geringer. Die durfte schonmal mitfahren.

- Jürgen Mahncke

¥ Bielefeld. Mit einem Müllwagen sind Sie vermutlich noch nicht mitgefahre­n. Es sei denn, Sie arbeiten beim Umweltbetr­ieb und kümmern sich um die Müllentsor­gung. Rüdiger Herzog, Mitarbeite­r des Umweltbetr­iebs, lädt mich zu einer Probefahrt auf dem Betriebsge­lände ein. Stolz präsentier­t er mir die Neuanschaf­fung eines Müllwagens, von denen zurzeit nur zwölf Exemplare in ganz Deutschlan­d unterwegs sind.

Lautlos öffnet sich die Beifahrert­ür. Ich sinke auf den Beifahrers­essel und habe das Gefühl, in einer Luxuslimou­sine zu sitzen. Geräuschlo­s setzt sich das Fahrzeug in Bewegung, die digitalen Anzeigen sind für mich gewöhnungs­bedürftig. Das Fahrzeug ist mit einer Million Euro viermal so teuer wie ein konvention­eller Müllwagen. Da bleibt mir erst einmal die Spucke weg.

Ich sitze im ersten elektrisch angetriebe­nen Abfallsamm­elfahrzeug mit Wasserstof­f-Range-Extender des Umweltbetr­iebs. BeimAnfahr­enist nur ein leises Surren zu hören, die Beschleuni­gung für so ein Gefährt ist erstaunlic­h. Mit ihm wird ein neuer Bereich in der Arbeitswel­t aufgestoße­n. Erstmals gehen für den Umweltbetr­ieb zwei Arbeitsmas­chinen in Einsatz, die voll auf gen ist mit 85-kWh-Batterie, 60-kW-Brennstoff­zelle und Tanks für 16,8 Kilogramm Wasserstof­f ausgestatt­et. Vollgetank­t mit Wasserstof­f, rund 16,8 Kilogramm, erzeugt die Brennstoff­zelle Energie für die an Bord befindlich­en Batterien, die das Fahrzeug dann rund 300 Kilometer bewegen. Auf gut Deutsch: Ein kleines Wasserstof­fkraftwerk speist Batterien, die das Fahrzeug antreiben. Bis zur nächsten Wasserstof­f-Tankstelle muss zurzeit noch bis Rheda gefahren werden, demnächst soll auch auf dem Gelände der Müllverbre­nnungsanla­ge getankt werden können. Statt mit Wasserstof­f können die Batterien auch an der Steckdose aufgeladen werden.

Mir stellt sich beim Aussteigen die Frage, ob sich die Anschaffun­gskosten wirklich lohnen. Statt luftverpes­tender Fahrzeuge ist jetzt ein umweltfreu­ndliches Fahrzeug auf der Straße. Der futuristis­ch anmutende Müllwagen ist deutlich leiser als herkömmlic­he Fahrzeuge und nutzt die Vorteile der Energierüc­kgewinnung beim Bremsen. Die Leerung der Mülltonnen wird deutlich leiser, es bleiben nur noch die Abroll- und Arbeitsger­äusche. Und für die Müllwerker verstummt endlich das den gesamten Arbeitstag über dröhnende Geräusch der Dieselmoto­ren. Gut so!

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Die neue E-Kehrmaschi­ne ist im Einsatz wesentlich leiser als die konvention­elle mit Verbrennun­gsmotor. An der Reichweite von im Augenblick nur 30 Kilometer wird noch gearbeitet.

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