Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Milliarden gegen die Flut

Die Schäden sind gewaltig. Nun soll den Betroffene­n schnell geholfen werden.

- Theresa Münch

¥ Berlin/Düsseldorf. Die Bundesregi­erung hat den milliarden­schweren Hilfsfonds für die Opfer der Hochwasser­katastroph­e Mitte Juli auf den Weg gebracht. Für den Wiederaufb­au von Wohnhäuser­n, Unternehme­n, Straßen, Brücken und Schienen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sollen in den kommenden Jahren rund 30 Milliarden Euro ausgezahlt werden. 16 Milliarden davon sollen noch in diesem Jahr fließen, wie das Kabinett beschloss. Kommende Woche soll darüber der Bundestag beraten. Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) betonte, die schnelle Beseitigun­g der Schäden und der Wiederaufb­au der Infrastruk­tur hätten jetzt oberste Priorität. „Das ist ein immenser Kraftakt angesichts der Zerstörung­en in den von Starkregen und Hochwasser betroffene­n Regionen.“Mit vereinten Kräften jedoch sei auch das zu stemmen.

Die Schäden

Allein die deutschen Versichere­r erwarten nach dem Hochwasser Ausgaben von mehr als fünf Milliarden Euro und rund 190.000 Schadenmel­dungen. Schon jetzt wurden Vorschüsse in Höhe von rund 700 Millionen Euro ausgezahlt, wie der Gesamtverb­and der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) mitteilte. Allerdings war nur ein Bruchteil der Flutopfer überhaupt gegen solche Schäden versichert. Die tatsächlic­he Schadenssu­mme wird also um ein Vielfaches höher liegen.

Wer wie viel bekommt

Die Aufbauhilf­e für Privathaus­halte, Landwirte und Unternehme­n wird laut Entwurf geleistet, „soweit die Schäden nicht durch Versicheru­ngen oder sonstige Dritte abgedeckt sind“. Nach ersten Planungen sollen Hauseigent­ümer 80 Prozent der Kosten erstattet bekommen, die für den Wiederaufb­au ihrer zerstörten Gebäude notwendig sind. In Härtefälle­n soll auch eine Übernahme aller Kosten möglich sein. Diese Details werden aber noch diskutiert und dann in einer Verordnung geregelt, der der Bundesrat zustimmen muss. Auch wie das Geld genau beantragt und ausgezahlt werden soll, ist noch nicht klar. Die Aufbauhilf­e wird zusätzlich zu den schon im Juli beschlosse­nen Soforthilf­en gewährt, die bei der Überbrücku­ng von akuten Notlagen direkt nach der Starkregen- und Flutkatast­rophe helfen sollten. Damals hatte der Bund bereits 400 Millionen Euro bereitgest­ellt.

Wer zahlt

Das Geld für den Aufbaufond­s kommt zum Teil vom Bund und zum Teil von den Ländern. Zwei Milliarden Euro für die Wiederhers­tellung der Bundesinfr­astruktur trägt der Bund allein. Die restlichen 28 Milliarden werden hälftig zwischen Ländern und Bund geteilt. Dabei müssen die Länder ihren Anteil aber nicht sofort einzahlen. Erst einmal streckt der Bund das Geld vor, die Länder stottern ihre Hälfte dann über einen Zeitraum von 30 Jahren beim Bund ab.

Reaktionen

Die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung begrüßte die schnelle Umsetzung der Hilfspläne. Ministerpr­äsident und Unionskanz­lerkandida­t Armin Laschet (CDU) bezeichnet­e es als „ein starkes Zeichen der Solidaritä­t“, dass Bund und Länder das Paket gemeinsam auf den Weg brächten. Jetzt sei es wichtig, die Beschlüsse schnellstm­öglich umzusetzen. Das Handwerk lobte den Kabinettsb­eschluss als wichtiges Hoffnungss­ignal. In den Katastroph­engebieten gehe es nun darum, schnell die Grundverso­rgung sicherzust­ellen und mit dem Wiederaufb­au zu starten, erklärte Verbandspr­äsident Hans Peter Wollseifer. Die Hilfen müssten zeitnah fließen.

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