Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Bordell- und Disco-Betreiber kritisieren PCR-Test-Regel
Mit neuen Corona-Regeln bleibt in NRW auch bei steigenden Neuinfektionen vieles möglich – vorausgesetzt man ist geimpft, genesen oder getestet. Dass es für Discos und Bordelle jedoch strengere Auflagen gibt, halten die Betroffenen für ungerecht.
¥ Düsseldorf. Verbände der Discotheken- und Bordellbetreiber üben scharfe Kritik an der aus ihrer Sicht „ungerechten“und „unsinnigen“PCRTest-Vorschrift für ungeimpfte Gäste. Entsprechend der neuen Corona-Regeln in NRW müssen ab Freitag in Städten und Kreisen mit einer SiebenTage-Inzidenz über 35 alle, die nicht geimpft oder genesen sind, vor dem Besuch von Discotheken, Tanzveranstaltungen oder Bordellen einen maximal 48 Stunden alten negativen PCR-Test vorlegen. Für andere Indoor-Veranstaltungen oder Sport in Innenräumen genügt ein Schnelltest.
„Kein junger Mensch lässt sich weit vor dem Wochenende für rund 70 Euro testen. Das ist eine Impfpflicht, die nicht so heißen und nur Druck ausüben soll“, sagte Disco-Besitzer Holger Bösch, stellvertretender Präsident des Berufsverbandes deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT) und Inhaber der Großdiscothek „Index“in Schüttorf,. „Wir lassen uns nicht zum Erfüllungsgehilfen der Politik machen“, so Bösch. Eine Schnelltestung jedes Gastes, egal ob geimpft oder genesen, halte er für ebenso wirksam und deutlich praktikabler. Der Verband werde seinen Mitgliedern in NRW empfehlen, vor dem dortigen Oberverwaltungsgericht dagegen vorzugehen.
Auch von Vertretern der Sexarbeitsbranche wird die PCR-Test-Regelung als Ungleichbehandlung kritisiert. Zwar sei es grundsätzlich gut, dass anders als zuletzt damit auch bei einer Sieben-Tage-Inzidenz über 35 Bordelle nicht ganz geschlossen würden, sagte Stephanie Klee, Vorstand des Bundesverbandes Sexuelle Dienstleistungen. „Absolut kritikwürdig“sei aber die Verpflichtung zum PCR-Test. „Das ist eine Schlechterstellung gegenüber anderen vergleichbaren Dienstleistungen.“Es sei unverständlich, warum Bordellen restriktivere Regeln auferlegt würden als etwa Indoor-Sportstätten oder Friseuren. „Jeder Spontanbesuch ist damit ausgeschlossen und das Amüsement verteuert sich deutlich.“Anders als vom Gesundheitsministerium unterstellt, gehe von der Branche kein besonders hohes Risiko für Mehrfachansteckungen aus. Deutschlandweit habe es bislang keinen Ausbruch in einem Bordell gegeben. Klee vermute, dass Branchenvertreter aus NRW sich gegen die Regelung zu Wehr setzten.