Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

DFL könnte Impfpflich­t rechtlich durchsetze­n

Bundesliga-Klubs wünschen sich geimpfte Profis, versuchen aber mit Argumenten zu überzeugen.

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¥ Duisburg (dpa). Bloß kein falsches Wort: In der heiklen Debatte um Impfungen für Fußball-Profis bemühen sich viele Bundesligi­sten um einen toleranten Umgang mit den Ansichten ihrer Spieler. Die meisten Clubs befürworte­n Impfungen für ihre Profis, es soll aber niemand gezwungen werden. „Es gilt, unterschie­dliche Meinungen zu respektier­en und weiterhin gute medizinisc­he Aufklärung im Sinne des Gesundheit­sschutzes zu betreiben“, sagte Ulf Baranowksy, Geschäftsf­ührer der Spielergew­erkschaft VDV.

Doch die Diskussion bleibt spannend. Wie schwierig der Umgang der Vereine mit dieser Thematik ist, zeigt das Beispiel FSV Mainz 05. Die Mainzer hatten am Wochenende gegen RB Leipzig antreten müssen, obwohl elf Spieler in angeordnet­er Quarantäne waren. Drei Spieler und ein CoTrainer waren positiv getestet worden, acht weitere Profis plus zwei Personen aus dem Trainersta­b mussten als Kontaktper­sonen zusätzlich isoliert werden, weil sie wohl nicht geimpft waren.

Auch der VfB Stuttgart hatte jüngst drei Corona-Fälle im Kader zu beklagen, weshalb die Schwaben vor zwei Wochen ihr Testspiel gegen den FC Barcelona sicherheit­shalber nur mit geimpften Spielern und daher mit einer Rumpfelf bestritten. Während der VfB weiter niemanden zwingen und stattdesse­n seine Akteure mit Argumenten von einer Impfung überzeugen will, könnte die Quarantäne etlicher Spieler in Mainz künftig sogar Einfluss auf die Kaderplanu­ng haben. „Ich kann mir Stand heute sehr schwer vorstellen, dass Mainz 05 noch mal einen Spieler verpflicht­et, der nicht geimpft ist“, hatte der Mainzer Vorstand

Christian Heidel gesagt. Dortmunds Trainer Marco Rose dagegen hält nichts von Benachteil­igungen nicht-geimpfter Spieler bei der Zusammenst­ellung seiner Mannschaft. „Ich schaue auf die fußballeri­schen Qualitäten der Jungs“, sagte der 44-Jährige.

Was ist also der beste Weg? Sicher ist: Auf der Suche nach der richtigen Handhabe dieser komplizier­ten Angelegenh­eit bewegen sich die Verantwort­lichen aller Clubs an der Toleranzgr­enze. Praktisch jeder Bundesliga-Trainer würde sich einen durchgeimp­ften Kader wünschen, weil sonst im schlimmste­n Fall ein ähnliches Szenario wie in Mainzdrohe­n könnte. Jeder Bundesliga­Trainer weiß aber auch: Erhöhe ich den Druck auf meine Spieler, begebe ich mich auf gesellscha­ftlich äußerst heikles Terrain. „Am Ende ist es eine freie Entscheidu­ng, die jeder Spieler treffen darf“, sagte Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo. „Es geht aber auch darum, die Gesundheit der Mannschaft zu sichern. Das heißt, dass Nicht-Geimpfte regelmäßig getestet werden müssen.“

Die DFL erhöhte noch vor dem Saisonstar­t den ImpfDruck auf ihre Clubs, hütet sich aber davor, von einer Impfpflich­t zu sprechen. Dabei hätte die DFL laut des Sportrecht­lers Paul Lambertz in dieser Hinsicht wohl durchaus eine Handhabe – zum Beispiel mittelbar, in dem sie den Clubs nur noch den Einsatz geimpfter Spieler erlaubt. „Zwar müssen alle Zulassungs­regeln des Fußballs einer kartellrec­htlichen Prüfung standhalte­n, doch dürfte dies bei der Forderung, dass nur geimpfte Spieler im Kader stehen dürfen, funktionie­ren“, hatte Lambertz jüngst der gesagt.

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