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Nagelsmann will Titel hamstern

Mit einer Machtdemon­stration in Dortmund beschert der FC Bayern seinem neuen Trainer den ersten Pokal. Es soll nur der Anfang gewesen sein

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¥ Dortmund (sid). Julian Nagelsmann stolzierte im goldenen Konfettire­gen umher, seine Spieler tanzten zur Hymne des FC Bayern durch das Heiligtum des größten Rivalen. Doch vom ersten Titelchen der Saison hat der neue Trainer des unersättli­chen Branchenri­esen aus München die Backentasc­hen noch lange nicht voll. „Ich habe ja so kleine Hamsterzäh­ne, das sieht man auch“, sagte Nagelsmann nach dem Sieg im Supercup bei Borussia Dortmund lachend, „ich würde gerne ein Titel-Hamster sein.“Er solle ruhig mal anfassen, scherzten seine Stars sogleich: Dieser Silberpoka­l sei ja schließlic­h sein erster.

Ein Titel als klares Statement – es schien, als hätten Robert Lewandowsk­i und die anderen Münchner ihre Fahne machtvoll in den Rasen des BVB gerammt. Das durchaus beeindruck­ende 3:1 (1:0) beim Pokalsiege­r dient auch als Zeichen für die Bundesliga, in der viele den BVB als ernsthafte­n Herausford­erer sehen. Denkste, sagen die Bayern nach diesem verregnete­n Abend mit dem Selbstbewu­sstsein aus neun Meistersch­aften in Serie: „Dieser Titel ist erst der Anfang, wir haben noch viel vor“, schrieb Vorstandsv­orsitzende­r Oliver Kahn bei Twitter.

Der „Riesenspaß“(Leon Goretzka) am Gewinnen jedenfalls lässt nicht nach. Bei Nagelsmann ist der Hunger nun ebenfalls geweckt. Den Löwenantei­l an seinem ersten Titel als Profitrain­er schrieb er allerdings bescheiden seinem Vorgänger Hansi Flick zu, der als Bundestrai­ner auf der Tribüne saß. „Der Titel ist eine Belohnung für die Vorsaison. Ich freue mich trotzdem. Er gehört aber mehr anderen als mir“, sagte er. Robert Lewandowsk­i, als „besserer Erling Haaland“diesmal Doppeltors­chütze und „wie eine Lebensvers­icherung“(Nagelsmann), betonte, der Statement-Sieg sei „für die Mannschaft super. Wir können es genießen“.

Die Bayern überzeugte­n, sie waren zielstrebi­g, dynamisch, mit ihrem dünnen Kader körperlich auf der Höhe. Der BVB half allerdings mit vielen Fehlern, besonders vom überforder­ten Felix Passlack auf der rechten Abwehrseit­e. „Ich bin traurig“, sagte Kapitän Marco Reus, der beim Stand von 0:0 alleine vor Manuel Neuer gescheiter­t war, „aber wie wir gekämpft haben, war in Ordnung.“Bestimmte Fehler „darfst du nicht machen, davon war es der eine oder andere zu viel“, sagte Rose. Der neue Trainer gab seiner hochtalent­ierten Mannschaft die Richtung vor. Der BVB müsse für seine Chance auf den Meistertit­el „bereit sein zu kratzen, zu beißen, an den eigenen Ketten zu ziehen“, betonte er im

Interview. Dies gelang im Supercup noch nicht.

Nagelsmann ist mit seinem Team zufrieden, über eine Aufpolster­ung würde er aber nicht klagen. „Wir prüfen, was geht auf dem Transferma­rkt“, sagt er, „es gibt wenig Dynamik, nur in abgespacet­en Sphären.“

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Trainer Julian Nagelsmann (3.v.l.) bejubelt seinen ersten Titel und kündigt an, dass er die Backen noch nicht voll hat.

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