Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Eine Ruhe inmitten grauenhaft­er Umstände

- Vikar Markus Hanke, katholisch­er Seelsorger in der JVA Bielefeld-Brackwede

Eine Sehnsucht unserer Zeit. Besonders, wenn man auf die vielen Veränderun­gen schaut, die uns tagtäglich begegnen, im öffentlich­en Leben, am Arbeitspla­tz oder im privaten Bereich. Was gestern galt, gilt heute nicht mehr. Man muss sich neu darauf einstellen. Die Umstände drohen unser Leben zu bestimmen, oder sie bestimmen unser Leben schon.

Auch damals traf der Apostel Petrus als „Reisender“auf viele Herausford­erungen. Eine besondere Begebenhei­t wird in der Apostelges­chichte beschriebe­n. Dort heißt es: „Um jene Zeit ließ der König Herodes einige Mitglieder der Gemeinde gefangen nehmen, um seine Wut an ihnen auszulasse­n. So ließ er Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert hinrichten; [und später] ließ er auch Petrus verhaften.“

Petrus wird ins Gefängnis geführt. Am Tag darauf droht ihm die Hinrichtun­g. Umstände, die einen eigentlich überhaupt nicht zur Ruhe kommen lassen dürften. Und doch wird etwas Unglaublic­hes beschriebe­n: „Da stand [im Gefängnis] mit einemmal ein Engel des Herrn da, und Lichtschei­n erhellte den Raum. Der Engel weckte den Petrus durch einen Stoß in die Seite und sagte zu ihm: Stehe schnell auf!“

Können Sie sich das vorstellen? Der Tod steht vor der Tür und Petrus schläft so tief und fest, dass selbst ein Lichtschei­n ihn nicht wecken kann! Was für eine Ruhe, inmitten grauenhaft­er Umstände. Erst ein Stoß in die Seite weckt ihn auf!

Anfangs glaubte Petrus, dass die Befreiung aus dem Gefängnis nur eine Vision sei. Nein, so ruft er später aus: „Jetzt weiß ich in Wahrheit, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich ... gerettet hat.“

Ein

tiefes Vertrauen in

Gottes Hilfe wird hier deutlich. Gott ist in ihm, in seinem Denken und in seinem Herzen gegenwärti­g. Es ist ein realer Gott, der ihm beisteht und ihm in diesen grauenhaft­en Umständen diese erstaunlic­he Ruhe geschenkt hat.

Als ich gerade diesen letzten Satz schreibe, fällt mir der Psalm 121 ein, den Petrus im Gefängnis vielleicht gebetet hat: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Von wo wird Hilfe mir kommen? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat.“

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