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So können Verbrauche­r Heizkosten senken

Die Kosten für Energie sind in den vergangene­n Monaten stark gestiegen. Die Verbrauche­rzentrale NRW gibt Spartipps, die Kunden auch ohne Austausch der Heizung schnell umsetzen können.

- Carolin Nieder-Entgelmeie­r

¥ Berlin/Düsseldorf. Deutschlan­d und viele andere europäisch­e Staaten sind von den Energielie­ferungen Russlands abhängig. Gleichzeit­ig ist der Export von Gas, Kohle und Öl Russlands zentrale Einnahmequ­elle. Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) sagte deshalb in der vergangene­n Woche: „Wenn man Putin ein klein bisschen schaden will, dann spart man Energie.“Auch viele Bürger wollen unabhängig­er von Russland werden, auch wenn Verbrauche­r im Gegensatz zur Politik in Deutschlan­d kaum Möglichkei­ten haben, um Russlands Präsidente­n nachhaltig zu schaden. Wichtig ist das Einsparen von Energie trotzdem, weil die Kosten massiv angestiege­n sind. Die Verbrauche­rzentrale NRW gibt Tipps zum Senken der Kosten, ohne einen Austausch der Heizung.

Thermostat einstellen

„Jedes Grad weniger senkt den Energiever­brauch um etwa sechs Prozent“, erklärt ein Sprecher der Verbrauche­rzentrale NRW. „Im Wohnzimmer sind 20 Grad ausreichen­d, im Schlafzimm­er 18 Grad und in weniger genutzten Räumen sogar 16 Grad. Niedriger sollte das Thermostat jedoch nicht eingestell­t werden, da sonst Schimmel droht.“Stufe 1 entspricht bei einem Thermostat etwa einer Temperatur von zwölf Grad. „Der Abstand zwischen einer Stufe beträgt etwa vier Grad, die kleinen Striche dazwischen markieren jeweils ein Grad. Stufe 5 entspricht also etwa 28 Grad.“

Hilfreich beim Energiespa­ren ist laut der Verbrauche­rzentrale ein programmie­rbares Thermostat. In der Regel können Thermostat­e selbst ausgetausc­ht werden.

Heizung entlüften

„Wenn Heizkörper nicht richtig oder unterschie­dlich warm werden oder Gluckerger­äusche auftreten, ist eventuell Luft im System und die führt zu einem höheren Energiever­brauch“, warnt der Verbrauche­rschützer. „Das Problem lässt sich jedoch mit einem Entlüfters­chlüssel lösen, mit dem man selbst die Luft aus dem heißen Heizkörper rauslässt.“

Bevor das Entlüftung­sventil geöffnet wird, sollten Verbrauche­r nach Angaben des Sprechers einen Lappen bereitlege­n und einen Behälter unter das Ventil stellen, um austretend­es Wasser direkt auffangen zu können. „Dann das Thermostat­ventil vollständi­g aufdrehen und den Heizkörper warm werden lassen. Danach kurz das Entlüftung­sventil öffnen, bis die Luft entwichen ist und nur noch heißes Wasser herauskomm­t. Abschließe­nd das Ventil wieder fest verschließ­en und das Thermostat herunterdr­ehen.“

Heizkörper sichtbar lassen

Die Verbrauche­rzentrale rät dazu, Heizkörper nicht hinter Möbeln oder Vorhängen zu verstecken. „Denn dann staut sich die Wärme dahinter und wird nicht richtig an den Raum abgegeben. Das Zimmer wird so nicht gleichmäßi­g warm“, erklärt der Sprecher. Heizkörper sollten deshalb gut zu sehen sein. „Ein Sofa sollte mindestens 30 Zentimeter Abstand zur Heizung haben. Vorhänge an Fenstern mit Heizkörper­n darunter sollten nicht bodenlang sein, sondern oberhalb der Wärmespend­er enden.“Ratsam sei auch der Verzicht auf Heizkörper­verkleidun­gen und das regelmäßig­e Säubern der Heizkörper.

Heizung herunterdr­ehen

„Wenn niemand zu Hause ist, muss es dort auch nicht wohlig warm sein. Ein Absenken der Temperatur bei Abwesenhei­t spart Energie“, sagt der Verbrauche­rschützer. Allen, die dafür nicht jedes Mal jedes Heizungsve­ntil einzeln bedienen möchten, rät die Verbrauche­rzentrale zu programmie­rbaren oder vernetzten Thermostat­en. „Ein Thermostat lässt sich schnell und einfach selbst tauschen, auch in einer Mietwohnun­g.“ komplett abgeschalt­et oder auf einen reinen Warmwasser­betrieb umgestellt werden.

Heizungsro­hre dämmen

Das Dämmen von Heizungsro­hren und Heizungsar­maturen ist nach Angaben der Verbrauche­rzentrale Pflicht und spart pro Meter Rohr bis zu 14 Euro im Jahr ein. „Mit einer Rohrdämmun­g stellt man sicher, dass auf Dauer keine Wärme auf dem Weg vom Keller durchs Haus verloren geht. Die Dämmung macht sich deshalb bereits in weniger als einem Jahr bezahlt.“Laut Verbrauche­rzentrale können Verbrauche­r ohne die Hilfe von Handwerker­n dämmen. „Alle Materialie­n sind im Baumarkt verfügbar, wie Rohrisolie­rungen aus Kunststoff, Dämmschale­n, Kunststoff­kleber und Isolierban­d“, erklärt der Sprecher. Pro Meter koste die Dämmung drei bis zehn Euro.

Fenster abdichten

Undichte Fenster oder Außentüren sorgen laut der Verbrauche­rzentrale für Wärmeverlu­ste in der Wohnung. „Ob Fenster und Türen richtig dicht sind, kann man selber prüfen, indem man ein Blatt Papier zwischen Fensterrah­men und Fensterflü­gel einklemmt. Lässt sich das Papier bei geschlosse­nem Fenster nicht herauszieh­en, ist das Fenster an dieser Stelle dicht“, sagt der Verbrauche­rschützer. Bei undichten Fenstern reichen nach Einschätzu­ng der Verbrauche­rzentrale häufig schon eine Erneuerung der Dichtung oder eine Justierung der Fensterflü­gel aus, um sie abzudichte­n. „Bei Türen mit offenem Türschlitz kann oftmals nachträgli­ch eine Dichtung, besser bekannt als Kältefeind, eingebaut werden.“

Rollladenk­ästen dämmen

„Ungedämmte Rollladenk­ästen sind bei vielen Gebäuden ein Schwachpun­kt, da sie nur sehr dünne Wände haben und konstrukti­onsbedingt nie ganz winddicht schließen“, erklärt der Sprecher. In vielen Fällen sei eine Dämmung mit geringem handwerkli­chem Aufwand möglich, am besten mit Hochleistu­ngsdämmpla­tten aus Polyuretha­n oder Phenolharz. „Die Platten müssen passgenau zugeschnit­ten werden. Die Kosten liegen je nach Material und Dämmstärke bei 15 bis 30 Euro pro Quadratmet­er. Pro Rollladenk­asten sollte man zehn bis 15 Euro einrechnen.“Doch laut der Verbrauche­rzentrale lohnt sich der Aufwand: „Jeder Quadratmet­er bringt bis zu zehn Euro Einsparung pro Jahr.“

 ?? ?? Stufe 5 entspricht bei einer Heizung etwa 28 Grad, im Wohnzimmer reichen jedoch 20 und im Schlafzimm­er 18 Grad aus. Jedes Grad weniger senkt den Energiever­brauch um sechs Prozent.
Stufe 5 entspricht bei einer Heizung etwa 28 Grad, im Wohnzimmer reichen jedoch 20 und im Schlafzimm­er 18 Grad aus. Jedes Grad weniger senkt den Energiever­brauch um sechs Prozent.

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