Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Ruwe erlebt guten Einstand beim TuS 97
Der neue Trainer gibt sich ambitioniert, bleibt aber auf dem Teppich.
Von Uwe Kleinschmidt
„Nur weil Heiko Ruwe hier Trainer ist, gewinnt der TuS 97 ja nicht jedes Spiel.“Sagt Heiko Ruwe. Der neue Trainer der Oberliga-Frauen des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck schürt schließlich hohe Erwartungen rund um das Handball-Dorf. Er und auch die drei externen Zugänge Tabea Werneke, Franziska Rolf sowie Patricia Lazarevic. Die 3. Liga sei dennoch ein großes Stück entfernt von Jöllenbeck. So viel wusste Ruwe schon vor den drei Trainingswochen mit bis zu vier Einheiten der jetzt abgeschlossenen ersten Vorbereitungsphase.
„Es war ein lockerer Aufgalopp“, sagt Ruwe. Das ist allerdings die Einschätzung des ehemaligen Zweitliga-Spielers, der als Trainer und Sportlicher Leiter seinen Stammverein TuS Spenge in die 3. Liga und zweimal zum Titel des deutschen Amateur-Pokalsiegers geführt hat. Für die Jöllenbecker Spielerinnen mag das Pensum der ersten Wochen „vielleicht etwas ungewohnt“gewesen sein, sagt er. Aber er habe dabei gute Leistungen gesehen. Und: „Die Mädels haben es mir leicht gemacht. Ich habe ein sehr gutes Feedback erhalten.“
Den Kader haben Ruwe und seine Co-Trainerin Ninja Materna-Spreen zunächst einmal breiter aufgestellt. Haben Spielerinnen aus der Reserve und der A-Jugend dazugenommen. Es sollten alle die Chance bekommen, sich zu zeigen. Bei den drei Neuen wird die Einschätzung der wahren Leistungsstärke noch etwas dauern. Rückraumspielerin Tabea Werneke vom Ligakonkurrenten TV Verl hat einen Kreuzbandriss überstanden und schon wieder ein paar Einsätze gehabt, müsse aber noch an ihre Topform herangeführt werden.
Patricia Lazarevic aus dem Drittliga-Kader der HSG Blomberg-Lippe steht noch ein Eingriff in der Schulter des Wurfarmes bevor, ehe die Linkshänderin richtig loslegen kann. Franziska Rolf, ebenfalls aus der Blomberger Zweitvertretung, hat erst im April einen Kreuzbandriss erlitten, sei aber in der Reha auf einem guten Weg. Ihr erster Einsatz für den TuS 97 wird also noch auf sich warten lassen. Schon jetzt weiß der Trainer: „Die drei machen die Kabine besser.“Soll heißen: „Von ihrer Mentalität und Sozialkompetenz her tun sie der Mannschaft gut. Sie gehen nicht als Ich-AG durchs Leben.“
Auch wenn Ruwe die am 18. Juli beginnende zweite Vorbereitungsphase mit Spielen gegen Drittligisten gespickt hat, konzentriert er sich voll auf die Oberliga. „Wir dürfen nicht vergessen, woher die Mannschaft gekommen ist. Sie hat 2020 für die Oberliga eine Wildcard erhalten und zuletzt die Klasse über die Abstiegsrunde gesichert“, sagt Ruwe. Es sei also vermessen, vom Aufstieg zu sprechen. Dennoch ist das Engagement des in Lenzinghausen wohnenden Trainers langfristig angelegt. „Wir sind schon ambitioniert, sonst hätte ich das hier nicht gemacht.“Statt also jedes Spiel zu gewinnen, hat Ruwe in seiner ersten Serie als FrauenTrainer anderes im Sinn: „Jede Mannschaft einmal schlagen.“
An diesem Samstag fährt er mit seiner Frau Uli und Hündin Luise erst einmal nach Slowenien. Nicht nur des Handballs wegen. Das weibliche U20-Nationalteam bestreitet in Celje um 18.30 Uhr sein drittes WM-Spiel, es geht gegen die Gastgeberinnen. Zum Auftakt gab es ein 40:18 über Chile, am Freitag ein 42:14 gegen Mexiko. Im deutschen Team stehen die Ruwe-Töchter Leni und Emma.
Co-Trainerin Ninja Matena-Spreen (hinten) und Coach Heiko Ruwe mit den Zugängen Tabea Werneke (v. l.) Franziska Rolf und Patricia Lazarevic.
Ein Beispiel für erfolgreiche Integration und Öffnung: Die internationale Olympiade des ASV Atlas auf dem Kesselbrink.
Sport verbindet und fördert soziale Beziehungen unabhängig von der Herkunft der Menschen. Sportvereine könnten demnach eine wichtige Funktion hinsichtlich Integration und Inklusion besitzen. In der Theorie kann sich jedes Kind im Fußball-, Schwimm- oder Turnverein anmelden – egal welchen soziokulturellen Hintergrund es hat. In der Praxis aber sind viele Sportvereine zwar nach außen hin offen für alle, aber der Zugang ist nicht für alle der gleiche.
Um neue Wege in den Vereinssport zu schaffen, gibt es beim Sportbund Bielefeld seit 2016 eine Netzwerkstelle, finanziert durch Fördermittel des Landessportbundes und der Stadt. Felix Lüppens, Referent für Integration und Inklusion durch Sport beim Bielefelder Sportbund, sagt: „Wir wollen, dass sich die Vereine interkulturell öffnen und beraten sie dahingehend.“Laut Ergebnissen eines Kooperationsforschungsprojekts zu Migration und organisationalem Wandel im Sportverein von Prof. Dr. Christa Kleindienst-Cachay der Uni Bielefeld sind Menschen mit Migrationshintergrund weniger in Sportvereinen vertreten als andere. Ob ein Kind im Verein aktiv wird, hänge vom familiären und finanziellen Hintergrund, der Sozialisation, dem Bildungsgrad der Familie sowie der Herkunft ab.
„Sport ist nicht per se offen“, sagt Felix Lüppens. „Es gibt Barrieren und die Vereine können nicht nur sagen: ,Wir sind offen‘ und dann darauf warten, dass die Leute kommen.“Wichtig seien offene Angebote für alle Men
Einer der geförderten Vereine ist der SC Bielefeld. Vorstandsmitglied Frank Riedel spricht von einem gesellschaftspolitischen Auftrag der Vereine, da viele Kinder und Jugendliche von den Regelangeboten der Klubs nicht oder nur sehr schwer erreicht