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Dornberger brüskiert: Mühle verliert Bach
Der Umweltausschuss hat entschieden. An der historischen Wassermühle wird kein Wasser mehr plätschern. Geschlossen kritisieren die Bezirksvertreter das Vorgehen scharf. Lokalpolitik und Bürger seien übergangen worden.
Bielefeld. Die folgenreiche Entscheidung fiel im Umweltausschuss am 19. März und sorgt jetzt für mächtig Unfrieden in Dornberg: Um Auflagen der EU zur Gewässerdurchgängigkeit zu erfüllen, wird die historische Wassermühle in Deppendorf in Zukunft kein Wasser mehr führen. Der ursprüngliche Lauf des Schwarzbachs wird umgeleitet. Der Schaubetrieb der Mühle muss eingestellt werden. Eine Entscheidung, die den Charakter des denkmalgeschützten Kleinods für immer verändernwird. Unddieohnediebezirksvertretung (BZV) Dornberg fiel.
Geschlossen machen die Vertreter aller Dornberger Parteien in einem offenen Brief vom 25. März jetzt ihrem Unmut Luft. Lokalpolitik und engagierte Bürger seien übergangen worden, Alternativen nicht glaubwürdig – wie beauftragt – von der Verwaltung erarbeitet und diskutiert worden. So der Kern ihrer Botschaft an Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD).
Die Entscheidung des Umweltausschusses sei so gegen den ausdrücklichen und einstimmig gefassten Beschluss der Bezirksvertretung Dornberg vom 22. Februar gefallen, prangern die Bezirksvertreter an. Sie hatten die Verwaltung darin erst vor gut einem Monat mit der Prüfung von Alternativplanungen beauftragt, die Bachlauf und Mühle erhalten.
„Der Bezirksvertretung Dornberg, dem Mühlenverein sowie dem Eigentümer der Mühleist es wichtig, dassneben der Erfüllung der Eu-wasser
rahmenrichtlinie dieses älteste säkulare Gebäude in Dornberg als Gesamtensemble in seiner historischen Funktion auch für künftige Generationen erfahrbar bleibt“, betonen die Vertreter von Grünen, CDU, SPD, FDP und Die Linke geschlossen in ihrem gemeinsamen Schreiben an den OB. Zudem gelte es, die offene Landschaft des Naturschutzgebietes „Deppendorfer Wiese“samt Dämmen und Gräben als Teil des Denkmalensembles zu bewahren.
Von der Entscheidung im Umweltausschuss habe die Bzvdornberg daher „mit großem Befremden“erfahren
müssen, da damit alle alternativen Planungsüberlegungen verworfen worden seien, die am 22. Februar durch das Umweltamt noch in Aussicht gestellt worden waren. Die abschließende Stellungnahme der Bezirksvertretung Dornberg zu den Planungen an der Wassermühle sei nicht abgewartet worden. Das gehe auf Kosten von Respekt und Wertschätzung des Engagements aller Beteiligten sowie auf Kosten der Glaubwürdigkeit demokratischer Entscheidungsprozesse, machen die Lokalpolitiker deutlich.
Erste Planungsüberlegungen zur Umgestaltung des
Schwarzbachs waren vor mehr als zehn Jahren gestartet. Um die Auflagen der EU zu erfüllen, plant das Umweltamt, bis 2027 den Schwarzbach an der Wassermühle Deppendorf umzugestalten. Der Mühlenverein, der sich für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes einsetzt, hatte zuletzt eine alternative Variante vorgeschlagen. Weil diese jedoch einige Mängel aufwies und unter anderem mit dem Denkmalschutz der Mühlenbauwerke kollidierte, fiel der Gegenvorschlag durch. Die Verwaltung sah in ihrer Prüfung „keine Veranlassung, vom ursprünglichen Beschlussvor
schlag abzuweichen“, worauf derumweltausschussihrervariante I grünes Licht gab.
Der historischen Mühle wird damit jetzt gewissermaßen der eigene Denkmalschutz zum Verhängnis, der erst seit 2017 besteht. Weil die Bauwerke des Ensembles für einen ökologisch besseren und fischfreundlicheren Fluss des Schwarzbachs nicht mehr verändert werden dürfen, verliert die Mühle nun ihren Bachlauf. Das Streitthema könnte mit dem offenen Brief an den OB jetzt zur Chefsache werden. Den Brief gibt es in voller Länge zum Nachlesen online auf nw.de.
Gemeinsamer offener Brief aller Parteien an den Oberbürgermeister