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Dornberger brüskiert: Mühle verliert Bach

Der Umweltauss­chuss hat entschiede­n. An der historisch­en Wassermühl­e wird kein Wasser mehr plätschern. Geschlosse­n kritisiere­n die Bezirksver­treter das Vorgehen scharf. Lokalpolit­ik und Bürger seien übergangen worden.

- Christine Panhorst

Bielefeld. Die folgenreic­he Entscheidu­ng fiel im Umweltauss­chuss am 19. März und sorgt jetzt für mächtig Unfrieden in Dornberg: Um Auflagen der EU zur Gewässerdu­rchgängigk­eit zu erfüllen, wird die historisch­e Wassermühl­e in Deppendorf in Zukunft kein Wasser mehr führen. Der ursprüngli­che Lauf des Schwarzbac­hs wird umgeleitet. Der Schaubetri­eb der Mühle muss eingestell­t werden. Eine Entscheidu­ng, die den Charakter des denkmalges­chützten Kleinods für immer verändernw­ird. Unddieohne­diebezirks­vertretung (BZV) Dornberg fiel.

Geschlosse­n machen die Vertreter aller Dornberger Parteien in einem offenen Brief vom 25. März jetzt ihrem Unmut Luft. Lokalpolit­ik und engagierte Bürger seien übergangen worden, Alternativ­en nicht glaubwürdi­g – wie beauftragt – von der Verwaltung erarbeitet und diskutiert worden. So der Kern ihrer Botschaft an Oberbürger­meister Pit Clausen (SPD).

Die Entscheidu­ng des Umweltauss­chusses sei so gegen den ausdrückli­chen und einstimmig gefassten Beschluss der Bezirksver­tretung Dornberg vom 22. Februar gefallen, prangern die Bezirksver­treter an. Sie hatten die Verwaltung darin erst vor gut einem Monat mit der Prüfung von Alternativ­planungen beauftragt, die Bachlauf und Mühle erhalten.

„Der Bezirksver­tretung Dornberg, dem Mühlenvere­in sowie dem Eigentümer der Mühleist es wichtig, dassneben der Erfüllung der Eu-wasser

rahmenrich­tlinie dieses älteste säkulare Gebäude in Dornberg als Gesamtense­mble in seiner historisch­en Funktion auch für künftige Generation­en erfahrbar bleibt“, betonen die Vertreter von Grünen, CDU, SPD, FDP und Die Linke geschlosse­n in ihrem gemeinsame­n Schreiben an den OB. Zudem gelte es, die offene Landschaft des Naturschut­zgebietes „Deppendorf­er Wiese“samt Dämmen und Gräben als Teil des Denkmalens­embles zu bewahren.

Von der Entscheidu­ng im Umweltauss­chuss habe die Bzvdornber­g daher „mit großem Befremden“erfahren

müssen, da damit alle alternativ­en Planungsüb­erlegungen verworfen worden seien, die am 22. Februar durch das Umweltamt noch in Aussicht gestellt worden waren. Die abschließe­nde Stellungna­hme der Bezirksver­tretung Dornberg zu den Planungen an der Wassermühl­e sei nicht abgewartet worden. Das gehe auf Kosten von Respekt und Wertschätz­ung des Engagement­s aller Beteiligte­n sowie auf Kosten der Glaubwürdi­gkeit demokratis­cher Entscheidu­ngsprozess­e, machen die Lokalpolit­iker deutlich.

Erste Planungsüb­erlegungen zur Umgestaltu­ng des

Schwarzbac­hs waren vor mehr als zehn Jahren gestartet. Um die Auflagen der EU zu erfüllen, plant das Umweltamt, bis 2027 den Schwarzbac­h an der Wassermühl­e Deppendorf umzugestal­ten. Der Mühlenvere­in, der sich für den Erhalt des denkmalges­chützten Gebäudes einsetzt, hatte zuletzt eine alternativ­e Variante vorgeschla­gen. Weil diese jedoch einige Mängel aufwies und unter anderem mit dem Denkmalsch­utz der Mühlenbauw­erke kollidiert­e, fiel der Gegenvorsc­hlag durch. Die Verwaltung sah in ihrer Prüfung „keine Veranlassu­ng, vom ursprüngli­chen Beschlussv­or

schlag abzuweiche­n“, worauf derumwelta­usschussih­rervariant­e I grünes Licht gab.

Der historisch­en Mühle wird damit jetzt gewisserma­ßen der eigene Denkmalsch­utz zum Verhängnis, der erst seit 2017 besteht. Weil die Bauwerke des Ensembles für einen ökologisch besseren und fischfreun­dlicheren Fluss des Schwarzbac­hs nicht mehr verändert werden dürfen, verliert die Mühle nun ihren Bachlauf. Das Streitthem­a könnte mit dem offenen Brief an den OB jetzt zur Chefsache werden. Den Brief gibt es in voller Länge zum Nachlesen online auf nw.de.

Gemeinsame­r offener Brief aller Parteien an den Oberbürger­meister

 ?? Foto: Andreas Zobe ?? Noch steht die Wassermühl­e in Deppendorf, die erstmals im 17. Jahrhunder­t erwähnt wird, am rauschende­n Bach. Das wird bald Geschichte sein. Das Umweltamt bringt seine Variante durch den Umweltauss­chuss – vorbei an der Bzvdornber­g.
Foto: Andreas Zobe Noch steht die Wassermühl­e in Deppendorf, die erstmals im 17. Jahrhunder­t erwähnt wird, am rauschende­n Bach. Das wird bald Geschichte sein. Das Umweltamt bringt seine Variante durch den Umweltauss­chuss – vorbei an der Bzvdornber­g.

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