Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
So kommt der Handel auf den Hund
Als Modemeile ist die Rathausstraße längst eine Topadresse. Neuerdings hat die Fußgängerzone auch in anderer Hinsicht ihren Ruf zu verteidigen – wohl einmalig in Bielefeld.
Das dürfte wohl einmaligsein in Bielefeld. Nichtallein wegen ihres Angebots an Mode, Dessous und Schmuck ist die Rathausstraße eine der Topadressen in der Altstadt. Hier gibt es noch mehr zu entdecken. Fünf Läden in unmittelbarer Nachbarschaft haben eine nicht alltägliche Gemeinsamkeit.
Sie heißen Phoebus, Raika, Amelie oder Bobby. Im Geschäft sorgen sie zuverlässig für gute Laune, Annäherungsversuche sind erwünscht. Die meisten lassen sich sogar streicheln. In fünflädenander Rathausstraße zählen sieben Hunde zu den besten Mitarbeitern. Ein Rundgang. Licht und Form
Bei „Licht und Form“ist Bobby noch „der Neue“. Kerstin Klebe hat ihn vor drei Monaten von einer Tierschutz-organisation übernommen. Bobby, ein Jack-russell-chihuahua-mischling, bleibt gern im Hintergrund, liegt am liebsten auf seiner weichen Decke unter einem Tisch. Von dort beobachtet er mit gespitzten Ohren das Kommen und Gehen im Leuchtengeschäft. „Wir müssen uns noch aneinander gewöhnen. Ich bin dabei zu lernen, auf welche Wörter er wie reagiert“, sagt seine Besitzerin.
Und die Kunden? Zeigen sich laut Klebe „sehr offen, sehr verständnisvoll“. Sobald jemand selbst einen Hund mitbringt, stimme man sich vorher kurz ab. Was die Chefin besonders freut: „Bobby hat keine Probleme mit anderen Tieren. Der bleibt immer freundlich.“ Majestätisch mit nach oben gereckten Köpfen
Zugewandt und auch etwas neugierig nähern sich im Haus nebenandievierbeinerdenbesuchern. by Eva
Raika und Amelie, zwei Weimaraner-hündinnen, kommenimmodegeschäft„byeva“höchst majestätisch daher, hochbeinig und mit nach oben gereckten Köpfen. So viel Schönheit im schicken Ambiente – eine ausgeklügelte Deko-idee der Chefin? Eva Tappe wiegelt ab. Weimaraner begleiteten sie seit vielen Jahren, gehörten einfach dazu, vor allem in diesen Tagen. Diesehundeseien nicht so einfach zu erziehen. „Weimaraner sind keine Sofahunde“. Dochirgendwiehabe sie es hinbekommen, dass Raika und Amelie sich während der Geschäftszeiten meist in einem hinteren Raum aufhalten.
Kommen sie trotzdem mal langbeinig herangeschwebt, sorgt das für Freude bei der Kundschaft. Kinder ziehen gern an den Ohren der Hundedamen, mancher Erwachsene zückt das Handy für ein Foto. Dasalles überstehen Raika und Amelie höchst würdevoll– undauch wohl ganz gern. Ethymenia
„Ist der süß“. Schon vor der Tür des nächsten Geschäfts ist die hohe Kinderstimme zu hören. Bei„ethymenia“drehtsich alles um Phoebus, einen gemütlichen Golden Retriever. Der liegt meist ausgestreckt in der Mitte des Modeladens, vor sich sein Lieblingskuscheltier, einlöwe. Phoebussorgt fürgute Laune. Mitarbeiterinnen, Besucher und auch Deniz Metin, der Chef, können sich das Geschäft ohne den neun Jahre alten Rüden nicht mehr vorstellen. „Hunde gehören zur Familie“, sagt Metin. Sie zum
Arbeitsplatz oder zum Essengehen mitzunehmen, sei vor 20 Jahren unvorstellbar gewesen, heute selbstverständlich. Und das freut den Unternehmer. Hunde könnten zudem die Kommunikation fördern und nachbarschaftliche Beziehungen festigen. Regelmäßige Besucher bringen sogar Leckerli mit
So sei Phoebus häufig bei den Weimaranern nebenan zu Besuch, sogar zu dritt gemeinsam auf der Hundematte herrsche bestes Einvernehmen.
Wieder eine Haustür weiter. Wieder ein Auftritt zweier ranker Hundedamen. Lebenslust
Ladyundgaya, vornehmevertreterinnen der Windhundrasse Whippet. Beide sind mehr als bloße Dekoration. Bei „Le
benslust“, dem Fachgeschäft für Dessous und Bademoden, erfüllen sie zudem wichtige Aufgaben.
„Endlich kann ich mal entspannt in der Umkleide einen neuen Bikini anprobieren“, sagt die Mutter, deren zwei Kinder sich begeistert über Lady und Gaya hermachen, glucksend die Tiere streicheln und sich neben sie auf den Boden legen. Und laut Ladenchefin Katja Hoffert verbringt auch so mancher Mann die Wartezeit mit Hundestreicheln, bis die Partnerin eine Kaufentscheidung getroffen hat. Regelmäßige Besucher bringen sogar Leckerli mit, wie die treue Paketbotin, die mehrmals die Woche neue Warensendungen hereinträgt. Barbara Ebertz
Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, ein weiteres Dessousgeschäft mit einem Hund. „Barbara Ebertz“heißt der La
den, der längst Susanne Pabst gehört. Dass auch hier ein Vierbeiner sein Zuhause hat, wissen allerdings nur wenige. Wales heißt die lackschwarze Labrador-hündin mit dem noch immer jungen Gesicht eines Welpen. Allerdings bekommt kaum jemand Wales zu sehen. „Sie ist das freundlichste Tier der Welt“, versichert Pabst. „Doch sie kann sehr temperamentvoll sein.“Deshalb hält sie ihre treue Begleiterin lieber am angestammten Platz in der oberen Etage. „Dort stört sie nicht und bellt auch nicht, selbst wenn unten Kundschaft ist.“
Die Belohnung fürs Wohlverhalten folgt in der Mittagspause. Zeit zum Gassigehen. Wales darf Frischluft schnuppern und sich austoben. Und Susanne Pabst kann sich wieder auf neue interessante Begegnungenfreuen.„übereinen Hund kommt man immer mit Menschen ins Gespräch.“