Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Kinder stoppen nicht nur Raser
An der Kita Am Wellbach wurden Autofahrer am Montag überrascht. Mit der Aktionswoche „#Leben“will die Polizei Fußgänger und Zweiradfahrer schützen und Unfälle reduzieren.
Bielefeld. „Du musst 30 fahren“, sagt Noah (5) bestimmt und blickt die gestoppte Autofahrerin ernst an. „Fuß auf die Bremse“, rufen seine Freunde und halten ihr ein Schild mit diesen Worten vor die geöffnete Fensterscheibe. Zusammen mit der Bielefelder Polizei kontrollieren die Kinder der Schulanfängergruppe am Montagvormittag vor ihrer Kita Am Wellbach, wer zu schnell fährtundwer nicht. Die Aktion ist Teil der Unfall-präventions-woche #Leben (# steht für Hashtag), die noch bis Freitag in der Stadt läuft. Mit verschiedenen Aktionen machen Bielefelder Polizeibeamtinnen und -beamte auf Unfallursachen aufmerksam und suchen das Gespräch mit Verkehrsteilnehmern.
In etwa 100 Meter Entfernung vor der Kita hat die Polizei ein Display aufgestellt, das die Geschwindigkeit der Autofahrer auf der Straßeam Wellbach misst. Per Funk informieren sie die Kollegen, wer zu schnell war und wer sich an die vorgeschriebenen 30 gehalten hat. Die Polizeibeamten winken die Autos in die kleine Seitenstraße an der Kita und die Jungen und Mädchen walten ihres Amtes, verteilen rote, unglücklich dreinschauende Smiley-ausdrucke oder strahlend grüne als Denk- oder Dank-zettel.„wirwollennicht nur meckern, sondern uns auch bei denen, die sich an die
Begrenzung hier halten, bedanken“, sagt Andrea Steinhäuser-lübbing, stellvertretende Kitaleiterin. Zdenko Vidimovic bekommt von Noah, Arun, Mori, Imaan und Niko einen grünen Smiley. „Danke für’s Langsamfahren. Die KitaKinder“: Für ihn holen sie das zweite Schild, das sie vorbereitet haben, heraus. Er finde die Aktion sehr gut, sagt der 67-Jährige.„kindermüssengeschützt werden.“Seine heute erwachsene Tochter sei sogar zweimal von einem Auto angefahren worden, berichtet er.
Im Stadtgebiet Bielefeld seienimjahr2023insgesamtneun Menschen durch Verkehrsunfälle getötet worden, berichtet
Polizeisprecherin Sarah Siedschlag. „55 Prozent der Getöteten waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs und hatten somit keine Knautschzone, keinen Airbag, eben keine passiven Schutzeinrichtungen in ihren Fahrzeugen.“Eine Bündelung der Präventionsmaßnahmen unter #Leben gäbe es in der Form jetzt so erstmalig in der Stadt.
„Wir wollen dabei das Augenmerk vor allem auf die ungeschützten Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger, Fahrrad- und Scooterfahrer richten“, sagt Siedschlag. Wenn Kinderautofahrerauf ihr Fehlverhalten hinweisen, habe das eine ganz besondere Wirkung, so die Erfahrung der Kollegen, die regelmäßig gemeinsame Aktionen vor Schulen undkitas durchführen. Beiden Aktionen gehe es darum, Fehlverhalten gegenüber dieser Gruppe konsequent zu ahnden und in einem „verkehrsdidaktischen Gespräch“die möglicherweise drastischen Folgen des Fehlverhaltens aufzuzeigen.
„Viele rasen hier sonst wirklich durch, weil das die Verbindung zwischen Herforderund Eckendorfer Straße ist“, berichtet Steinhäuser-lübbing. Am Montag hingegen hätten die Kitakinder aber lediglich einen roten Smiley verteilen müssen. Aufgrund des großen Aufgebots vor Ort und Warnungen von entgegenkommenden Autofahrern hätten viele ihr Tempo gedrosselt. „Es war auf jeden Fall eine tolle Aktion“, sagt die Erzieherin.
Die Woche über gibt es an verschiedenen Orten in der Stadt Gurtkontrollen, es geht um Sicherheit auf Zweirädern, Handynutzung am Steuer und typische Unfallsituationen. Am sogenannten Car-freitag nimmt die Polizei wieder verstärkt die Auto-tuner- und Poser-szene in den Blick. Immer dabei seien die gut ein Meter hohen Buchstaben, das Motto der Aktion: #Leben, ergänzt Siedschlag. Eine landesweite Kampagne der Polizei – mit dem Ziel, schwere Verkehrsunfälle zu reduzieren.