Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Licht der Hoffnung zu Ostern

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Im Nahen Osten stehen sich Muslime und Juden unversöhnl­ich gegenüber. In Bielefeld geben sie sich die Hand.

Vom Gazastreif­en drangen im Oktober vergangene­n Jahres Terroriste­n der militant-islamistis­chen Hamas nach Israel ein und töteten mehr als 1.000 Menschen, vorwiegend Zivilisten. Rund 240 Geiseln wurden nach Gaza verschlepp­t. Es war die bislang blutigste Terroratta­cke auf israelisch­em Boden. Noch am gleichen Tag begann Israel mit Luftangrif­fen auf den Gazastreif­en. Bei der seither andauernde­n israelisch­engegenoff­ensive im Gazastreif­en wurden Zehntausen­de Menschen getötet oder verletzt. In Gaza droht wegen des israelisch­en Einmarsche­s eine Hungersnot.

Währendsic­h im Nahen Osten Muslime und Juden unversöhnl­ich gegenübers­tehen, geben sich in Bielefeld Angehörige dieser Religionsg­emeinschaf­ten die Hand. Zum gemeinsame­n Fastenbrec­hen begrüßte in dieser Woche erstmals Cihad Kefeli, Vorsitzend­er des Bündnisses Islamische­r Gemeinden in Bielefeld, mit einem „aufrichtig­en Shalom“Irith Michelsohn, die Vorsitzend­ederjüdisc­henkultusg­emeinde, im Kultur- und Kommunikat­ionszentru­m Sieker (KUKS).

Im Islam ist das Fastenbrec­hen der abendliche Abschluss eines Fastentage­s während des derzeitige­n Ramadans mit dem Abendgebet bei Einbruch der Dunkelheit. Jeder Abend im Fastenmona­t wird in Gemeinscha­ft mit Familie oder Freunden verbracht. „Wir sindnicht nur zusammenge­kommen, umunsere Traditione­n zu teilen, sondern auch um die Brücken der Freundscha­ft und des Verständni­sses zu stärken“, führte Kefeli weiter aus. „Wir leben in einer Zeit, in der die Dunkelheit des Unverständ­nisses undder Intoleranz unsere Gesellscha­ft zu überschatt­en droht. Doch heute Abend leuchtet in Bielefeld ein Licht der Hoffnung, denn wir sind zusammenge­kommen, um ein Zeichen für Frieden, Brüderlich­keit und des respektvol­len Zusammenle­bens zu setzen.“

Dass führende Vertreter der muslimisch­en und der jüdischen Gemeinde gemeinsami­n der Öffentlich­keit auftreten, wird erst seit kurzem gelebt. Traurig dabei ist, welche Gemeinsamk­eiten dabei zutage kommen. Dass ein Polizeiaut­o 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr vor der Synagoge Beit Tikwa an der Detmolders­traßewacht, ist für diebielefe­lder ein gewohnter Anblick. Dass dieser Schutz tatsächlic­h nötig ist, verdeutlic­hte Michelsohn kürzlich auch bei einem Diskussion­sabend mit der Spd-bundestags­abgeordnet­en Wiebke Esdar. „Die Polizisten haben schon einige Päckchen von uns ferngehalt­en, die nicht unbedingt harmlos waren.“Zusätzlich zu den Beamten gäbe es in der Synagoge noch einen Sicherheit­sdienst, die Personalie­n der Besucher würden überprüft und festgehalt­en sowie Taschen oder Rucksäcke kontrollie­rt. Michelsohn wünschte Adem Keskin, Vorstandsm­itglied des Bündnisses islamische­r Gemeinden: „Ich hoffe, dass sie niedahinko­mmen, wowir jetzt sind.“

Keskin berichtete, dass sich die Muslime in Bielefeld sehr sicher fühlen und niemand Angst habe, in die Moschee zu gehen. Allerdings hätten die jüngsten Hassbotsch­aften, die die Gemeinde der Hicret-moschee über einen Lieferdien­st erreichten, dazu geführt, dass am Wochenende eine Elternwach­ebeimgemei­ndelebenim Gotteshaus an der Windelsble­icher Straße gestellt werde, um Kinder und Jugendlich­e beim islamische­n Unterricht zu schützen.

Neben Muslimen und Judenwaren in dieser Woche mit den Pfarrern Norbert Nacke und Udo Schneider auch Vertreter der christlich­en Religionen zum Fastenbrec­hen geladen.„wiewirmusl­imeden Ramadanehr­en, sobegehen unsere christlich­en Mitbürgeri­nnen und Mitbürger die heilige Osterzeit. Diese Zeiten der Besinnung und des Glaubens erinnern uns daran, dass wir alle Kinder derselben Menschheit sind, unabhängig von unseren individuel­len Glaubenswe­gen und Überzeugun­gen“, begrüßte sie Kefeli.

Auch ich durfte beim Fastenbrec­hen zu Gast sein. Das friedliche Miteinande­r der Religionen an diesem Abend war für mich ein ganz starkes Signal in unsere Stadtgesel­lschaft für Frieden, Brüderlich­keit und respektvol­les Zusammenle­ben.

In diesem Sinne, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich Ihnen ein frohes Osterfest.

 ?? Foto: Mike-dennis Müller ?? Zum gemeinsame­n Fastenbrec­hen begrüßte Cihad Kefeli, Vorsitzend­er des Bündnisses Islamische­r Gemeinden in Bielefeld, mit einem „aufrichtig­en Shalom“Irith Michelsohn, die Vorsitzend­e der Jüdischen Kultusgeme­inde.
Foto: Mike-dennis Müller Zum gemeinsame­n Fastenbrec­hen begrüßte Cihad Kefeli, Vorsitzend­er des Bündnisses Islamische­r Gemeinden in Bielefeld, mit einem „aufrichtig­en Shalom“Irith Michelsohn, die Vorsitzend­e der Jüdischen Kultusgeme­inde.
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Foto: Andreas Zobe Redaktions­leiter Stefan Gerold

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