Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Fotograf: Sowirddas Hobby zum (Neben-) Beruf
Viele Menschen hegen seit ihrer Kindheit eine Leidenschaft für die Fotografie. Doch diese Leidenschaft dann wirklich auszuüben, bedeutet, sich Zeit zu nehmen. Oder es beruflich zu tun.
Über Fotografien oder Filme kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. „Ob es um beeindruckende Landschaftsaufnahmen, Porträts vonmenschen oder die Fotografie von Tieren geht – die Möglichkeiten, sichzuentfalten, sind groß. Ebenso sind es jedoch die Herausforderungen, die mit dem Beruf einhergehen“, erklärt Anja Niewitecki, Trainerinund Profifotografin. Vor allem für Menschen, die ihr Hobby zum Hauptberuf machen möchten, stellt sich die Frage, wie sie am besten vorgehen sollten. Nachfolgend erklärt Anja Niewitecki, worauf man als Fotograf oder Filmemacher achten sollte. Von der Leidenschaft zum Beruf: Kleinunternehmerregel
Wichtig ist vor allem, den Schritt in die Selbständigkeit nicht zu überstürzen. Ansonsten läuft man Gefahr, zu großem Druck ausgesetzt zu sein und am Ende frustriert das Handtuch zu werfen. Sinnvoller ist es, zunächst den Hauptjob zu behalten, der alle laufenden Kosten deckt, während man sein Geschäft im Nebenerwerb schrittweise aufbaut. Sobald das Geschäft lukrativ genug ist, um den Hauptjob zu ersetzen, kann man diesen Schritt vollziehen.
Eine Möglichkeit beim Übergang zum Vollzeit-fotografen oder -Filmemacher ist dabei die Kleinunternehmerregelung. In Deutschland ist diese Regelung bis zu einem Umsatz von 22.000 Euro gedeckelt. Sie bietet bürokratische Erleichterungenund kann für Kunden günstiger sein, da keine Mehrwertsteuer erhoben wird. Diese Regelung ermöglicht es, neben einem Hauptberuf sicher und ohne Druck ein Fotografie- oder Filmgeschäft aufzubauen.
Damit der Übergang vom Nebenerwerb zur Vollzeitbeschäftigung tatsächlich funktioniert, ist es von großer Bedeutung, die Dienstleistungen mit Bedacht zu wählen. Das Hauptkriterium für den Erfolg einer Dienstleistung ist da
bei der Mehrwert. Jeder Fotograf oder Filmemacher sollte sich also zunächst fragen, wie er mit seinen Fotos und Filmen anderen Menschen helfen kann. Dienstleistungen, die Potenzial bieten
Zum Beispiel könnte jemand, der Landschaftsfotografie als Geschäftbetreibenmöchte, überlegen, wie er durch seine Bilder einen spezifischen Nutzen für seinekunden schaffen kann. Die Idee, einen Kalender mit solchen Bildern anzubieten, mag zwar ansprechend sein, doch die Marktsättigung in diesem Bereich könnte es schwierig machen,
damit ein Hauptgeschäft aufzubauen. Auch Fotos in Form von Stockmaterial zur Verfügung zu stellen, ist heutzutage nicht mehr wirklich lukrativ.
Ein möglicheransatz ist, das eigene Umfeld zu nutzen und sich beispielsweise auf Bilder von Skifahrern in Markenkleidung zu konzentrieren, wenn sich der Fotograf in einem Skigebiet befindet. Durch die Kombination von Landschaften mit solchen spezifischen Elementen wie der Modemarke kann ein Fotograf eine Nische ansprechen und potenziell einen wertvollen Service für Kunden bieten. Diese Strategie könnte auch auf andere Bereiche wie Videografie angewendet werden, indem Imagefilme in der entsprechenden Umgebung gedreht wer
den. Auf diese Weise kann eine Geschäftsidee entwickelt werden, die das Potenzial hat, langfristig erfolgreich zu sein und den Übergang zur Selbstständigkeit ermöglicht. Einstieg in die professionelle Fotografie
Für den Einstieg in die professionelle Fotografie oder Videografie ist es nun ratsam, zunächst Angebote im niedrigeren Preissegment zu machen, um Erfahrungen zu sammeln und ein Kundenportfolio aufzubauen. Wichtig ist es, stets auf die Wünsche und Bedürfnisse derkundeneinzugehenundaus deren Feedback zu lernen. Im Falle des Fotografen im Skige
biet wäre der nächste Schritt, um sich einen Namen in der Branche zu machen, einige potenzielle Kunden zu kontaktieren und ihre Dienstleistung vorzustellen. Vor allem ist es wichtig, immer genau zuzuhören: Was wünschen sich potenziellekunden, welche Sätze wiederholen sie immer wieder? Auf diese Weise bekommt man ein Gefühldafür, wasgefragt istund kann sich ein Netzwerk aufbauen.
Nachdem man sich in der Branche etabliert und zahlreiche Weiterbildungen absolviert sowie hochwertiges Equipment angeschafft hat, ist es wichtig, die eigenen Preise zu überdenken. Viele Fotografen und Filmemacher, die an diesen Punkt gelangen, begehen trotz reichem Erfahrungs
schatz nämlich den Fehler, ihre Preise nicht richtig anzupassen, da sie sich dabei unwohl fühlen und Angst haben, so Kunden zu verlieren. Dabei vergessen sie, wie viele Faktoren in die Preisgestaltung einfließen.
Dazu zählt nicht nur das sichtbare Endprodukt, sondern auch die investierte Zeit, das erworbene Wissen, die Kosten für Ausrüstung und Weiterbildungen. Wer sich bei diesem Schritt unsicher ist, kann auch mit Experten zusammenarbeiten. Diese helfen nicht nur bei der richtigen Preisgestaltung, sondern auch bei zahlreichen anderen Aspekten, wie der Kommunikation mit dem Kunden, demaufbaueines starken Netzwerkes oder der Generierung neuer Aufträge.