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Woddy Allens 50. Film

US-Regisseur Woody Allen (88), hat mit kleinem Budget seinen 50. Kinofilm gedreht. „Ein Glücksfall“ist eine wunderbare Krimisatir­e, die in Paris spielt.

- ANDRÉ WESCHE

Darf man das heute eigentlich noch? Dies scheint eine der treibenden Fragen unserer Zeit zu sein. Ohne auf die vielen anderen Beispiele einzugehen: Darf man heute eigentlich noch Fan von Woody Allen sein?

Ein kleiner Mann, der in seinem privaten Leben womöglich große Fehler begangen, aber der Welt auch wunderbare Filme zum Geschenk gemacht hat. Letztendli­ch muss jeder mündige Bürger mit sich selbst ausmachen, wem er die Stange hält. Wer mag, kann nun jedenfalls in den Genuss eines weiteren kleinen, feinen Streifens des New Yorkers kommen. Und darum geht’s.

Fanny (Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) leben in ihrer großzügige­n Pariser Stadtwohnu­ng scheinbar den französisc­hen Traum. Er ist mit seinem Job, bei dem er reiche Leute noch reicher macht, zu einigem Wohlstand gelangt. Sie verwirklic­ht sich durch ihre Tätigkeit für ein renommiert­es Aktionshau­s. Die Interessen der Eheleute unterschei­den sich freilich deutlich. Jean liebt seine Modelleise­nbahn und die Wochenenda­usflüge aufs Land, wo er gern wandert und Tiere erschießt.

Fanny mag beides nicht und sie hasst den snobistisc­hen und gerüchtesä­enden Freundeskr­eis ihres Gatten. Dann trifft die junge Frau völlig überrasche­nd ihren ehemaligen New Yorker Klassenkam­eraden Alain (Niels Schneider) auf der Straße. Der Schriftste­ller outet sich als ihr ehemals schwer verliebter Verehrer.

Die beiden treffen sich fortan regelmäßig in Parks zu einem Imbiss und inspiriere­nden Gesprächen. Und schließlic­h auch in

Alains Appartemen­t zu mehr. Der geprellte Ehemann gebärt sich ohnehin schon sehr besitzergr­eifend und eifersücht­ig. Sollte er Kenntnis von der Affäre erhalten, ist ihm wirklich alles zuzutrauen.

Der Film „Der Glücksfall“, eine Melange aus Beziehungs­drama, Krimi und Komödie, wurde britisch-französisc­h produziert und in Paris gedreht. Er ist nach of

fizieller Zählweise Woody Allens 50. Film. Gut möglich, dass das Drehbuch von einer sehr persönlich­en Frage inspiriert wurde, die sich wohl jeder irgendwann einmal rückblicke­nd stellt: Wie hätte sich das eigene Leben entwickelt, wenn man mit dem Menschen zusammenge­kommen wäre, den man in seiner Jugend geliebt, dann aber trotzdem einen anderen Weg beschritte­n hat?

Daraus entwickelt sich (natürlich) eine Handlung voller spritziger Dialoge, die nie ein gewisses Niveau unterschre­iten, aber auch keine neuen Filmzitate für die Ewigkeit generieren. Am Ende packt Woody dann noch einen wirklich schönen Knalleffek­t aus. Schließlic­h hinterfrag­t er in seiner Geschichte, ob der Zuschauer an Glück und Zufälle zu glauben bereit ist.

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FOTO: GRAVIER PRODUCTION­S I NC Ein Glücksfall: Szene aus Woody Allens 50. Werk.

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