Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Kampf ums Rathaus hat längst begonnen

- Redakteur Michael Schläger

■ 2025 steht die nächste Kommunalwa­hl an.

■ Schon jetzt suchen die Parteien nach geeigneten Kandidaten für den Chefposten im Rathaus.

In der ersten Etage von Bielefelds ehrwürdige­n Altem Rathaus befindet sich das Dienstzimm­er des Oberbürger­meisters. Bis September 2025 ist das für Pit Clausen reserviert. Ob der Sozialdemo­krat dann noch einmal zur Wahl antritt, will er in den kommenden Monaten bekanntgeb­en. Doch schon seit geraumer Zeit macht man sich in den Parteizent­ralen der Stadt Gedanken, wer denn als möglicher Nachnutzer ins Chefbüro einziehen könnte.

Auch bei den Sozialdemo­kraten. Dreimal hat Clausen den wichtigste­n Posten der Stadt für die SPD gesichert, kommt 2025 auf 16 Dienstjahr­e und spielt, was die Amtszeit angeht, dann in einer Liga mit Helmut Kohl oder Angela Merkel. Eine beachtlich­e Leistung. Die Sozialdemo­kraten sind in der komfortabl­en Position, neben ihm noch mindestens zwei weitere Interessen­ten für den Spitzenjob zu besitzen. Sozialdeze­rnent Ingo Nürnberger absolviert in jüngster Zeit auffällig viele öffentlich­e Termine. Und Ratsfrakti­onschef Riza Öztürk hat im Interview mit dieser Zeitung nicht ausgeschlo­ssen, dass auch er ins Rennen gehen könnte. Bei der SPD soll es auch schon einen Zeitplan geben, wie die Kandidaten­findung im Zweifel vonstatten­gehen könnte. Für die Sozialdemo­kraten geht es um einiges. Einer ihrer Granden, der viel zu früh verstorben­e langjährig­e Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Hans Hamann, hat das mal auf den Punkt gebracht: „Bielefeld ist tendenziel­l rot und bleibt es auch.“Ob das noch gilt, da sich die Umfragewer­te für die Partei landauf, landab eher im unteren zweistelli­gen Prozentber­eich und im Osten noch darunter bewegen, hängt auch von der Performanc­e des OBKandidat­en ab, ganz gleich, ob

bewährt oder neu am Start.

Meine Güte, mögen Sie denken, muss man denn mehr als ein Jahr im Voraus über OBKandidat­uren spekuliere­n? Ja, muss man. Denn spätestens nach den Sommerferi­en sollte für die einzelnen Parteien feststehen, wer antritt. Bewerber müssen sich bekannt machen, sollten möglichst schon Themen setzen.

Das weiß man auch bei der CDU. Hier hätte qua Amt die Vorsitzend­e Christiana Bauer das erste Zugriffsre­cht. Die promoviert­e Juristin könnte aber auch ein Bundestags­mandat reizen. Die Mitglieder des Hohen Hauses werden wohl am selben Tag gewählt, an dem auch die Kommunalwa­hl stattfinde­t. Ob Fraktionsc­hef Ralf Nettelstro­th noch einmal als OB-Bewerber antritt, ist offen. Rein fachlich wäre Rathaus-Chef für ihn kein Problem, ist er doch seit Jahren in den kommunalpo­litischen Themen zu Hause wie kaum ein anderer. Über andere potenziell­e Bewerber schweigt man sich bei der Union aus.

Abgefahren ist wohl der Zug einer gemeinsame­n OB-Kandidatur mit der FDP. CDU und Liberale zankten sich zuletzt wie die Kesselflic­ker, wer denn die bessere Opposition­sarbeit mache. Da wächst wohl nicht mehr zusammen, was inhaltlich eigentlich ganz gut zusammenpa­ssen könnte.

Aus dem Umfeld der Grünen ist derweil immer häufiger der Name von Umweltund Verkehrsde­zernent Martin Adamski als möglicher Kandidat zu hören. Nicht noch einmal will man bei der Partei den Fehler begehen und eine Kandidatin berufen, der der Bielefelde­r Stallgeruc­h in Gänze fehlt. Das war bei der Paderborne­rin Kerstin Haarmann der Fall. Okay, Adamski kam erst vor zwei Jahren aus Cuxhaven. In Köln nennt man solche Leute Immis, Zugezogene. Aber in den Augen der Grünen hat sich Adamski als Vorkämpfer der von ihnen propagiert­en Klima- und Verkehrswe­nde wacker geschlagen.

Was die ganze Spekuliere­rei soll? Schauen Sie sich die Personen schon mal gut an, die in den kommenden Monaten als Kandidaten in Erscheinun­g treten werden. Als mächtige Verwaltung­schefs hängt von ihnen entscheide­nd ab, wie in der Stadt Verkehrswe­ge geplant werden, wo neu gebaut werden kann, wie es mit der Wärmewende klappt, ob es genügend Schulplätz­e gibt und Steuern erhöht werden. Sie haben am Ende die Wahl.

Wie denken Sie darüber? Ich freue mich auf Ihre Meinung unter michael.schlaeger@nw.de

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Foto: Mike-Dennis Müller Wer darf nächstes Jahr ins Chefzimmer im Alten Rathaus am Niederwall einziehen? Aktuell sind die Parteien auf der Suche nach geeigneten OB-Kandatinne­n und -Kandidaten für das Wahljahr 2025.
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