Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
An der Meerfestung gescheitert
3. Handball-liga: Die TSG A-H Bielefeld unterliegt bei leidenschaftlichen Großenheidornern. Dabei fehlt es an Ideen im Positionsspiel und an einer kompakteren Abwehr.
Großenheidorn. Einem emotionalen Gegner in der hitzigen Atmosphäre der „Meerfestung“stand am Samstag eine TSG A-H Bielefeld gegenüber, die spielerisch und mannschaftstaktisch nicht an die jüngsten Leistungen anknüpfen konnte. So unterlagen die Gäste vor 419 Fans in der Sporthalle des Schulzentrums in Wunstorf mit 30:33 (16:19) gegen den abstiegsgefährdeten MTV Großenheidorn.
„Wir haben in der Abwehr nicht genug Kompaktheit hinbekommen und konnten die Angriffe von Großenheidorn nicht durch kleine Fouls stoppen“, analysierte Dominik Waldhof. Der Kapitän der TSG zeigte sich nach der Partie enttäuscht. Schließlich hatten seine Teamkollegen und er viel investiert und stellten sich so dem kämpferisch-emotionalen Gastgeber entgegen.
Auch wenn die Halle des MTV einige Kilometer vom Steinhuder Meer entfernt liegt, wurde die „Meerfestung“ihrem Ruf als stimmungsvoller Favoritenschreck gerecht: Zu den lediglich vier Reihen auf der kleinen, vollen Tribüne kamen Dutzende weitere Fans in Blau-weiß, die im Innenraum direkt hinter den Spielerbänken bis hinter die Grundlinien saßen. Die Sponsoren entstammen größtenteils der lokalen Tourismus-branche, in der Halbzeit trat die lokale Kindertanzgruppe auf. Doch im Mittelpunkt stand die enge Verbindung zwischen Publikum und Spielern: Diese erfahren ihre Anerkennung für die Drittliga-zugehörigkeit abseits der lautstarken Unterstützung durch riesige Plakate mit Porträtfoto, Namen und dem Slogan „Für die Ewigkeit – unser ganzer Stolz“auf der tribünenlosen Gegengeraden.
„Ich glaube auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Etats ist es unsere einzige Chance, über die Einstellung die Spiele zu gewinnen“, verglich Stephan Lux sein Team mit dem der Bielefelder. Der Mtv-trainer sieht trotz qualitativer Nachteile eine Chance auf den Klassenverbleib, „wenn wir nach 16 von 17 Punkten zu Hause nun auch mal auswärts gewinnen.“
Da die Abwehrreihen in der Mitte nicht viel zuließen und beide Mannschaften stattdessen auf schnelle Angriffe setzten, ergaben sich früh reichlich Torabschlüsse (6:6/10.). Doch gelang es dem herausragenden Mtv-torwart Felix Wernlein – 18 Paraden, laut Tsg-coach Niels Pfannenschmidt „gefühlt 95“– deutlich erfolgreicher als seinen Gegenübern Bastian Räber und Dennis Doden gegnerische Würfe abzuwehren.
Als kurz nach der Pause der diesmal eher unauffällige Spielgestalter Florian Schöße nach einem Stoß ins Gesicht eines Mtv-spielers einen Platzverweis (34.) kassierte, schien der TSG das Spiel zu entgleiten. Doch Jannis Heidemann holte seinerseits eine Zeitstrafe heraus. Mit gezielten Abschlüssen führte der eingewechselte linke Rückraumspieler genau wie sein Pendant Jan Pretzewofsky dietsg auf 20:21 (37.) heran.
Allerdings gingen der TSG die Ideen im Positionsspiel fortan ab, weshalb Pfannenschmidt notgedrungen wiederholt auf den siebten Feldspieler setzte. „Wir haben uns aber leider viel zu viele Fehlwürfe geleistet. Jeder wollte es dabei gefühlt heute besonders gut machen“, haderte der torlose Tsg-kreisläufer Alexander Engelhardt.
Somit entschied heidorn, angeführt Außenbahnspielern
Weiß (9 Treffer, „ein geiles Spiel“) und Maximilian Kirchhoff (7) das Spiel über 28:24 (48.) und 31:27 (54.) letztlich verdient für sich. „So ein schnelles, offenes Spiel macht eigentlich mehr Spaß, daran lag es nicht“, meinte Engelhardt noch. Für eine Einnahme der Festung reichte es allerdings nicht.
TSG A-H Bielefeld: Räber/doden; Heidemann (6), St. Claire (6), Pretzewofsky (5), Strathmeier (5), Waldhof (2), Schöße (2/1), Vormbrock (1), Plaß (1), Ullmann (1), Demerza (1), Engelhardt, Louis.