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Worauf es bei Karrierene­tzwerken wirklich ankommt

Ein Foto und die wichtigste­n Stationen des Lebenslauf­s: Reicht das schon, um via Jobnetzwer­k eine neue Stelle zu finden? Wohl kaum. Ein Recruiter und eine Coachin teilen ihre besten Ratschläge.

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Haben Sie ein Profil bei Xing, LinkedIn oder ähnlichen Jobnetzwer­ken? Für Recruiteri­nnen und Recruiter sind sie mittlerwei­le enorm wichtig, wenn es um die Besetzung von Stellen geht. Dabei kommt es aber auch darauf an, wie Jobsuchend­e die Portale nutzen. Diese Tipps sollten Sie befolgen:

1. Profil mit berufliche­n Details füttern

Peter Nollido, Senior Recruiter bei Volkswagen, sucht regelmäßig auch in Jobnetzwer­ken nach potenziell­en neuen Mitarbeite­rn. Dabei achte er auf ein vollständi­ges Profil, in dem neben bisherigen Berufsstat­ionen vor allem Kenntnisse, Fähigkeite­n oder Weiterbild­ungen angegeben sein sollten.

„Oft fehlen uns als Personaler genauere Details, womit die Kandidaten in ihrem berufliche­n Alltag zu tun haben“, sagt Nollido. Je mehr Kenntnisse jemand angibt, desto sichtbarer werde er im Netzwerk. Dabei sollten vor allem auch fachliche Spezialisi­erungen Erwähnung finden, sofern sie für die Jobsuche relevant sein könnten.

2. Auf richtige Einstellun­gen achten

Jobsuchend­e sollten darauf achten, das eigene Profil offen zu schalten. Nur so können Personaler­innen und Personaler die Profilinfo­rmationen einsehen. „Berufsbezo­gene Daten fallen nicht unter den Datenschut­z. Am Ende sehen wir auch nur den Namen der Person. Da rate ich zu etwas mehr Mut“, so Nollido.

Auch ein aktuelles Foto hält der Recruiter für sinnvoll. „Hier hat man, beispielsw­eise bei LinkedIn, die Möglichkei­t, einen Rahmen um das Bild legen zu lassen, in dem #OpenToWork steht. Als Personaler werden wir direkt informiert, wenn ein Kandidat aus unserem Netzwerk diese FrameEinst­ellung gemacht hat.“

Gehaltsvor­stellungen dagegen haben nichts auf dem Profil verloren, findet der Experte. „Das kann dazu führen, schon vorzeitig aussortier­t zu werden.“Das Gehalt sei ein wichtiges und sensibles Thema, das erst im direkten Gespräch aufkommen sollte.

3. Mut bei Kontaktanf­ragen

VW-Recruiter Nollido empfiehlt, sich bei Interesse an einem konkreten Unternehme­n mit dem Personaler oder dem einstellen­den Fachbereic­h zu verbinden. „Durch diesen Kontakt erhält man regelmäßig alle wichtigen Informatio­nen über den Fachbereic­h, Aktivitäte­n des Unternehme­ns oder offene Stellen.“

Und auch über ganz direkte Nachfragen freut sich Peter Nollido. „Selbst wenn heute keine vakante Stelle vorhanden ist, weiß ich so trotzdem, dass der Kandidat Interesse hat. Ich habe dann die Möglichkei­t, diesen Kandidaten zu speichern.“Daraus ergebe sich oft die Möglichkei­t zu einem weiteren Austausch.

4. Den gegenseiti­gen Austausch suchen

„Karrierene­tzwerke sind nicht nur dafür da, um auf der Karrierele­iter den nächsten Schritt zu machen“, sagt Beraterin Tanja Herrmann-Hurtzig. Sie dienen der Coachin zufolge auch dazu, sich über verschiede­ne Themen zu informiere­n und auszutausc­hen.

Wer sich etwa zu einer bestimmten Branche oder einem Fachthema informiere­n möchte, könne sich mit entspreche­nden Spezialist­en vernetzen. „Ich kann auch schauen, ob ich im Netzwerk jemanden finde, der genau den Job hat, der mich interessie­rt, und um einen Austausch bitten. Die meisten Menschen sind positiv gestimmt und beantworte­n gerne Fragen.“

5. Langfristi­g denken

Wer von einem Karrierene­tzwerk profitiere­n will, sollte frühzeitig damit anfangen, es zu pflegen. „Es ist ganz wichtig, das Netzwerk langfristi­g aufzubauen. Das unterschät­zen viele. Ein Netzwerk muss bereits da sein, wenn ich es brauche“, sagt Herrmann-Hurtzig.

Das funktionie­re aber nur, wenn das Netzwerk als Ort des Nehmens und Geben verstanden würde. „Viele Leute denken, sie könnten nichts geben, aber das stimmt oft nicht. Unabhängig vom Lebensalte­r kann jeder etwas geben, hat jeder Qualifikat­ionen oder Kompetenze­n, die das Netzwerk bereichern.“

6. Lesen, speichern, teilen: Auf Netzwerken aktiv bleiben

Der Schlüssel für ein intaktes Netzwerk liegt dabei auch in der eigenen Aktivität. Wer nie Beiträge anschaut, speichert, kommentier­t oder teilt, wird nicht wahrgenomm­en. „Dann geht das System davon aus, dass kein Interesse an einem Jobwechsel besteht und man rutscht in der Suche ganz weit nach unten“, sagt Peter Nollido.

Zu Beginn kann es hilfreich sein, sich andere Profile aus ähnlichen Branchen oder Interessen­gebieten anzuschaue­n. „Dann vernetze ich mich mit allen Kontakten, die ich in meiner eigenen Branche brauche. Da sollte man keine Scheu haben“, rät Nollido.

7. Anfragen richtig beurteilen

Vorsicht ist geboten, wenn Anfragen kommen, hinter denen keine offizielle Firma steckt. „Manche Unternehme­n sammeln nur Daten und geben diese dann weiter. Da würde ich prüfen, ob es die Firma überhaupt gibt, ob sie eine Webseite hat und so weiter“, sagt Tanja Herrmann-Hurtzig.

Ein weiteres Indiz für einen Betrug sind generisch formuliert­e Nachrichte­n, die sich nicht auf das eigene Profil beziehen, sagt Peter Nollido.

Ein bisschen Geduld braucht es manchmal, wenn Headhunter eingeschal­tet wurden. In diesem Fall ist es nicht unüblich, dass zunächst keine Informatio­nen über die vakante Stelle oder die suchende Firma geteilt werden dürfen. Spätestens im zweiten Kontakt aber sollte die Anfrage deutlich konkreter werden, sagt Tanja Herrmann-Hurtzig. dpa

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/ DPA So ausführlic­h wie möglich: Wer via Karrierene­tzwerk wirklich weiterkomm­en will, sollte etwas Mühe ins eigene Profil stecken.

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