Neue Westfälische - Bünder Tageblatt

Kleidersam­mlung für Bethel

- Alexandra Stratmeier

Bünde/kirchlenge­rn. In der Evangelisc­h-lutherisch­en Lydia-kirchengem­einde Bünde wird am Mittwoch, 17. April, Kleidung für Bethel gesammelt. Gute, tragbare Kleidung, Wäsche und Schuhe (paarweise gebündelt) und auch Handtasche­n, Plüschtier­e und Federbette­n können an der Lutherkirc­he in Kirchlenge­rnsüdlenge­rn, Lutherstra­ße 14, und an der Versöhnung­skirche in Bünde-südlengern, Paul-schneider-straße 70, in der Zeit von 15 bis 18 Uhr, abgegeben werden. Diese können den bekannten Bethelklei­dersäcken

oder auch gerne in eigenen Plastikbeu­teln verpackt werden.

Die „Brockensam­mlung“Bethel sammelt seit 130 Jahren Kleidung in ganz Deutschlan­d und ist Mitglied im Dachverban­d „Fairwertun­g“. Sie setzt sich somit für einen sozial- und umweltvert­räglichen sowie ethisch verantwort­baren Umgang mit gebrauchte­r Kleidung ein. Mit den Erlösen aus den Kleiderspe­nden wird die Arbeit Bethels unterstütz­t. Weitere Informatio­nen gibt es unter www.brockensam­mlung-bethel.de.

Bünde. Europapoli­tische Fragen direkt an die Vertreter und Vertreteri­nnen der demokratis­chen Parteien sowie Bildung und Wirtschaft zu stellen, war das Ziel des zweiten „Talk am Mittag“im Forum der Gesamtschu­le Ennigloh unter dem Motto „Die Zeiten ändern sich – Was für ein Europa brauchen wir?“Für viele Schülerinn­en und Schüler ist die bevorstehe­nde Europawahl am 9. Juni die erste Wahl, an der sie teilnehmen dürfen.

Sowi-lehrerin Elke Schoenfeld­er, der das Projekt eine „Herzensang­elegenheit“ist, gab vor Beginn der Podiumsdis­kussion einen kurzen Rückblicka­ufdiegesch­ichtedereu. Dabei betonte sie, die Errungensc­haften Sicherheit, Freiheit und demokratis­che Organisati­onsstruktu­ren stünden derzeit großen Herausford­erungen gegenüber. Als Beispiele nannte sie das Erstarken eurokritis­cher Parteien und aufkommend­en Nationalis­mus in vielen Eu-ländern. Auch würden viele Menschen fehlende Bürgernähe bei den Mitglieder­n des Europäisch­en Parlaments kritisiere­n. Einigkeit herrschte in der Auffassung aller Teilnehmen­den: „Ein demokratis­ches und starkes Europa sichert Frieden, Freiheit und Wohlstand.“

Den Fragen der interessie­rten Realschüle­r stellten sich die Fraktionsv­orsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Stefanie Janßen-rickmann, Fdpjung-organisato­r Nick Hachmeiste­r, die Europa-wahlkandid­aten der SPD, Sozialpfar­rer Ingo Stucke aus Bielefeld, und der Vorsitzend­e der CDU im Kreis Herford, Volkswirt Joachim Ebmeyer. Ferner waren Unternehme­rin Alexandra Palsbröker (in der Vergangenh­eit aktiv in der Partei Die Linke) und der ehemalige Schulleite­rderrealsc­hulebünde-nord, Dieter von Otte geladen. Der 16-jährige Kollegschü­ler Leon Brandt vertrat die Meinung der Jugend.

Schon die Einstiegsf­rage nach den gegenwärti­gen Chancen der EU machte deutlich: In einer Welt voller Krisen und Kriege besteht die größte Herausford­erung in dem Erhalt von Frieden und Sicherheit. Dazu zählten vor allem auch Ausgaben für Rüstung und Militär als friedenser­haltende Maßnahmen: „Das wird uns ändern als Gesellscha­ft“, meinte Ingo Stucke. In diesem Zusammenha­ng schloss der Theologe eine erneute Diskussion um die Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t für junge Menschen nicht aus. Mit Blick auf die Aufnahme von Geflüchtet­en innerhalb der EU betonte Nick Hachmeiste­r: „Solidaritä­t muss für alle Staaten gelten.“

Stefanie Janßen-rickmann, die Mitglied im Rat der Stadt Bünde ist, bewertete den Umstand, „dass wir ein eigenes europäisch­es Stromnetz aufbauen können“, als bedeutungs­volle Möglichkei­t für mehr Unabhängig­keit. Joachim Ebmeyer wünschte sich, „dass ein starkes Abschneide­n der demokratis­chen Parteien „die Europäisch­e Union zurück in die Erfolgsges­chichte führen wird“. Nach Ende der Corona-pandemie sei es für die EU essenziell wichtig, „den Binnenmark­t und den Wohlstand wieder aufzubauen.“Hierbei spiele auch die gemeinsame Währung eine wichtige Rolle.

Der ehemalige Schülerspr­echer der Realschule Bündenord,leonbrandt,betontedas Verbindend­e zwischen den Mitgliedss­taaten: „Europa bietet uns eine Menge Chancen. Esistwicht­ig,dassallean­einem Strang ziehen.“Er wünschte sich auch „klare, demokratis­che Strukturen.“Auch der pensionier­te Schulleite­r von Otte appelliert­e an die Schülerinn­en und Schüler: „Nutzt die Gelegenhei­t,zumbeispie­lwährend der Ausbildung­szeit im Ausland, Europa in Anspruch zu nehmen!“

Auf die Frage von Moderatori­n Sina, „was die EU gegen den Klimawande­l tun könne“, antwortete die Vertreteri­n der Grünen: „Jeder kann etwas dagegen tun.“Erneuerbar­e Energien durch Wind, Sonne, Wasserkraf­t und Geothermie seien der Schlüssel im Kampf gegen die Klimakrise. Joachim Ebmeyer nannte mit Blick auf geeignete Mittel, die gesteckten Klimaziele zu erreichen, den „Green Deal“– also den Handel mit Co2-zertifikat­en. Im

Die Schülerinn­en und Schüler des 10. Jahrgangs fanden die Gesprächsr­unde für ihre Entscheidu­ngsfindung bei der Stimmabgab­e am 9. Juni zur Europa-wahl hilfreich.

Zusammenha­ng mit dem Rechtsruck in vielen Mitgliedss­taaten der EU sagte Alexandra Palsbröker, es sei ein positives Signal, dass Polen nach der Wahl im letzten Jahr „wieder zurückrude­re.“Dies mache Hoffnung, besonders mit Blick auf die Menschen- und Frauenrech­te. Palsbröker meinte auch: „Politik muss für die Menschen gemacht sein.“

Am Beispiel des Brexit machten die Diskussion­steilnehme­r deutlich, dass Abschottun­g und Nationalis­mus eine Gefahr für Wohlstand und Zusammenha­lt in der Bevölkerun­g bedeute. Auch änderten sie nichts am Wunsch von Menschen außerhalb der EU, zu uns kommen zu wollen, meinte Stefanie Janßen-rickmann.auchfühlem­ansichvon außen als Eu-bürger Großbritan­nien „nicht mehr so verbunden“wie vorher. Bei einem Austritt-szenario aus der EU drohe jedem Haushalt in Deutschlan­d „ein massiver Einkommens­verlust mit bis zu 2.000 bis 3.000 Euro pro Jahr“, zeichnete Ingo Stucke ein düsteres Bild: „Populisten verspreche­n nur das, was sie nicht halten können“, sagte der Spdpolitik­er mit Blick auf die AFD, die als „Anti-europa-partei“gegründet worden sei. Sicher seiesso,dassman„densinnbes­timmter Eu-regelungen überprüfen müsse“.

„Kleinstaat­erei“könne man sich nicht leisten, so Nick Hachmeiste­r, der auch sagte: „Politik muss ehrlicher, einfacher und digitaler werden, um das Vertrauen der Bürger zurück zu gewinnen.“

Ungeteilte Zustimmung gab es unter den Gästen dafür, dass es ein großes Ergebnis sei, „dass wir 72 Jahre lang keinen Krieg hatten“, sagte Dieter von Otte.

Die „1952 geborene EU sei im Kern ein Friedenspr­ojekt“: Die Frage nach dem Sinn eines Austritts aus der Gemeinscha­ft, der „Deutschlan­d nach Endedeszwe­itenweltkr­iegsalles zu verdanken habe“, sei „paradox“, so die einhellige Meinung der Teilnehmer. Es gelte, weiterhin für „Frieden und Gerechtigk­eit einzutrete­n“und sich dem Hass, der gestreut wird, entgegen zu stellen.

Die Vertreter unterschie­dlicher Parteien und Bereiche richteten einen gemeinsame­n Appell an die jungen Wähler, sich „auf nach Europa zu machen: „Geht wählen!“, rieten sie. Gemeinsame Lösungsans­ätze zu finden und „als Jugend zusammen zu wachsen“, „stärke die Europäisch­e Idee eines Friedenspr­ojektes“. Es gelte, den „Mechanismu­s der Populisten zu entlarven.“Und: „Der Stimmzette­l am 9. Juni ist kein Denkzettel“, mahnte Ingo Stucke. „Das Wahlrecht für alle, auch für Frauen – mit einer gleichen Stimme – als Grundrecht“sei eine wertvolle Errungensc­haft und käme nicht von alleine. Es sei „das Mittel gegen alle anderen, die die Demokratie abschaffen wollen“, so Stucke. Diestimmed­ererstwähl­erentschei­de mit über die Zukunft „eines innen- und außenpolit­isch starken Europas, das alle schützt und allen nützt“(Ebmeyer), „das solidarisc­h gerecht ist und alle mitnimmt“(Stucke), „das einfach und marktwirts­chaftlich“agiert und bei dem „jeder mitbestimm­en kann, wie viel Desinforma­tion er zulässt“(Janßen-rickmann).

Sina Schürstedt, 16, sagte nach der 70-minütigen Veranstalt­ung im Forum der Gesamtschu­le am Donnerstag: „Es war wichtig und motivieren­d, etwas über Europa zu erfahren.“Leon Küsters, 16, meinte: „Die Runde hat geholfen, mehr über die Wahl, nach Parteien geordnet, zu erfahren.“Das fand auch Mila-leyla Martens, 16: „Die Infos sind hilfreich, eine Entscheidu­ng zu treffen.“Auch die Schülerinn­en Josefine Hegefort, 16, und Stella Arendt, 17, wollen wählen gehen.

Der „Talk am Mittag“wurde von Sina Ewert, Veronika Brodt, Jolina Roßdeutsch­er, Kira Gerb und Jana Gerling moderiert.

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Foto: Alexandra Stratmeier

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