Neue Westfälische - Bünder Tageblatt
Kleidersammlung für Bethel
Bünde/kirchlengern. In der Evangelisch-lutherischen Lydia-kirchengemeinde Bünde wird am Mittwoch, 17. April, Kleidung für Bethel gesammelt. Gute, tragbare Kleidung, Wäsche und Schuhe (paarweise gebündelt) und auch Handtaschen, Plüschtiere und Federbetten können an der Lutherkirche in Kirchlengernsüdlengern, Lutherstraße 14, und an der Versöhnungskirche in Bünde-südlengern, Paul-schneider-straße 70, in der Zeit von 15 bis 18 Uhr, abgegeben werden. Diese können den bekannten Bethelkleidersäcken
oder auch gerne in eigenen Plastikbeuteln verpackt werden.
Die „Brockensammlung“Bethel sammelt seit 130 Jahren Kleidung in ganz Deutschland und ist Mitglied im Dachverband „Fairwertung“. Sie setzt sich somit für einen sozial- und umweltverträglichen sowie ethisch verantwortbaren Umgang mit gebrauchter Kleidung ein. Mit den Erlösen aus den Kleiderspenden wird die Arbeit Bethels unterstützt. Weitere Informationen gibt es unter www.brockensammlung-bethel.de.
Bünde. Europapolitische Fragen direkt an die Vertreter und Vertreterinnen der demokratischen Parteien sowie Bildung und Wirtschaft zu stellen, war das Ziel des zweiten „Talk am Mittag“im Forum der Gesamtschule Ennigloh unter dem Motto „Die Zeiten ändern sich – Was für ein Europa brauchen wir?“Für viele Schülerinnen und Schüler ist die bevorstehende Europawahl am 9. Juni die erste Wahl, an der sie teilnehmen dürfen.
Sowi-lehrerin Elke Schoenfelder, der das Projekt eine „Herzensangelegenheit“ist, gab vor Beginn der Podiumsdiskussion einen kurzen Rückblickaufdiegeschichtedereu. Dabei betonte sie, die Errungenschaften Sicherheit, Freiheit und demokratische Organisationsstrukturen stünden derzeit großen Herausforderungen gegenüber. Als Beispiele nannte sie das Erstarken eurokritischer Parteien und aufkommenden Nationalismus in vielen Eu-ländern. Auch würden viele Menschen fehlende Bürgernähe bei den Mitgliedern des Europäischen Parlaments kritisieren. Einigkeit herrschte in der Auffassung aller Teilnehmenden: „Ein demokratisches und starkes Europa sichert Frieden, Freiheit und Wohlstand.“
Den Fragen der interessierten Realschüler stellten sich die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Stefanie Janßen-rickmann, Fdpjung-organisator Nick Hachmeister, die Europa-wahlkandidaten der SPD, Sozialpfarrer Ingo Stucke aus Bielefeld, und der Vorsitzende der CDU im Kreis Herford, Volkswirt Joachim Ebmeyer. Ferner waren Unternehmerin Alexandra Palsbröker (in der Vergangenheit aktiv in der Partei Die Linke) und der ehemalige Schulleiterderrealschulebünde-nord, Dieter von Otte geladen. Der 16-jährige Kollegschüler Leon Brandt vertrat die Meinung der Jugend.
Schon die Einstiegsfrage nach den gegenwärtigen Chancen der EU machte deutlich: In einer Welt voller Krisen und Kriege besteht die größte Herausforderung in dem Erhalt von Frieden und Sicherheit. Dazu zählten vor allem auch Ausgaben für Rüstung und Militär als friedenserhaltende Maßnahmen: „Das wird uns ändern als Gesellschaft“, meinte Ingo Stucke. In diesem Zusammenhang schloss der Theologe eine erneute Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht für junge Menschen nicht aus. Mit Blick auf die Aufnahme von Geflüchteten innerhalb der EU betonte Nick Hachmeister: „Solidarität muss für alle Staaten gelten.“
Stefanie Janßen-rickmann, die Mitglied im Rat der Stadt Bünde ist, bewertete den Umstand, „dass wir ein eigenes europäisches Stromnetz aufbauen können“, als bedeutungsvolle Möglichkeit für mehr Unabhängigkeit. Joachim Ebmeyer wünschte sich, „dass ein starkes Abschneiden der demokratischen Parteien „die Europäische Union zurück in die Erfolgsgeschichte führen wird“. Nach Ende der Corona-pandemie sei es für die EU essenziell wichtig, „den Binnenmarkt und den Wohlstand wieder aufzubauen.“Hierbei spiele auch die gemeinsame Währung eine wichtige Rolle.
Der ehemalige Schülersprecher der Realschule Bündenord,leonbrandt,betontedas Verbindende zwischen den Mitgliedsstaaten: „Europa bietet uns eine Menge Chancen. Esistwichtig,dassalleaneinem Strang ziehen.“Er wünschte sich auch „klare, demokratische Strukturen.“Auch der pensionierte Schulleiter von Otte appellierte an die Schülerinnen und Schüler: „Nutzt die Gelegenheit,zumbeispielwährend der Ausbildungszeit im Ausland, Europa in Anspruch zu nehmen!“
Auf die Frage von Moderatorin Sina, „was die EU gegen den Klimawandel tun könne“, antwortete die Vertreterin der Grünen: „Jeder kann etwas dagegen tun.“Erneuerbare Energien durch Wind, Sonne, Wasserkraft und Geothermie seien der Schlüssel im Kampf gegen die Klimakrise. Joachim Ebmeyer nannte mit Blick auf geeignete Mittel, die gesteckten Klimaziele zu erreichen, den „Green Deal“– also den Handel mit Co2-zertifikaten. Im
Die Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs fanden die Gesprächsrunde für ihre Entscheidungsfindung bei der Stimmabgabe am 9. Juni zur Europa-wahl hilfreich.
Zusammenhang mit dem Rechtsruck in vielen Mitgliedsstaaten der EU sagte Alexandra Palsbröker, es sei ein positives Signal, dass Polen nach der Wahl im letzten Jahr „wieder zurückrudere.“Dies mache Hoffnung, besonders mit Blick auf die Menschen- und Frauenrechte. Palsbröker meinte auch: „Politik muss für die Menschen gemacht sein.“
Am Beispiel des Brexit machten die Diskussionsteilnehmer deutlich, dass Abschottung und Nationalismus eine Gefahr für Wohlstand und Zusammenhalt in der Bevölkerung bedeute. Auch änderten sie nichts am Wunsch von Menschen außerhalb der EU, zu uns kommen zu wollen, meinte Stefanie Janßen-rickmann.auchfühlemansichvon außen als Eu-bürger Großbritannien „nicht mehr so verbunden“wie vorher. Bei einem Austritt-szenario aus der EU drohe jedem Haushalt in Deutschland „ein massiver Einkommensverlust mit bis zu 2.000 bis 3.000 Euro pro Jahr“, zeichnete Ingo Stucke ein düsteres Bild: „Populisten versprechen nur das, was sie nicht halten können“, sagte der Spdpolitiker mit Blick auf die AFD, die als „Anti-europa-partei“gegründet worden sei. Sicher seiesso,dassman„densinnbestimmter Eu-regelungen überprüfen müsse“.
„Kleinstaaterei“könne man sich nicht leisten, so Nick Hachmeister, der auch sagte: „Politik muss ehrlicher, einfacher und digitaler werden, um das Vertrauen der Bürger zurück zu gewinnen.“
Ungeteilte Zustimmung gab es unter den Gästen dafür, dass es ein großes Ergebnis sei, „dass wir 72 Jahre lang keinen Krieg hatten“, sagte Dieter von Otte.
Die „1952 geborene EU sei im Kern ein Friedensprojekt“: Die Frage nach dem Sinn eines Austritts aus der Gemeinschaft, der „Deutschland nach Endedeszweitenweltkriegsalles zu verdanken habe“, sei „paradox“, so die einhellige Meinung der Teilnehmer. Es gelte, weiterhin für „Frieden und Gerechtigkeit einzutreten“und sich dem Hass, der gestreut wird, entgegen zu stellen.
Die Vertreter unterschiedlicher Parteien und Bereiche richteten einen gemeinsamen Appell an die jungen Wähler, sich „auf nach Europa zu machen: „Geht wählen!“, rieten sie. Gemeinsame Lösungsansätze zu finden und „als Jugend zusammen zu wachsen“, „stärke die Europäische Idee eines Friedensprojektes“. Es gelte, den „Mechanismus der Populisten zu entlarven.“Und: „Der Stimmzettel am 9. Juni ist kein Denkzettel“, mahnte Ingo Stucke. „Das Wahlrecht für alle, auch für Frauen – mit einer gleichen Stimme – als Grundrecht“sei eine wertvolle Errungenschaft und käme nicht von alleine. Es sei „das Mittel gegen alle anderen, die die Demokratie abschaffen wollen“, so Stucke. Diestimmedererstwählerentscheide mit über die Zukunft „eines innen- und außenpolitisch starken Europas, das alle schützt und allen nützt“(Ebmeyer), „das solidarisch gerecht ist und alle mitnimmt“(Stucke), „das einfach und marktwirtschaftlich“agiert und bei dem „jeder mitbestimmen kann, wie viel Desinformation er zulässt“(Janßen-rickmann).
Sina Schürstedt, 16, sagte nach der 70-minütigen Veranstaltung im Forum der Gesamtschule am Donnerstag: „Es war wichtig und motivierend, etwas über Europa zu erfahren.“Leon Küsters, 16, meinte: „Die Runde hat geholfen, mehr über die Wahl, nach Parteien geordnet, zu erfahren.“Das fand auch Mila-leyla Martens, 16: „Die Infos sind hilfreich, eine Entscheidung zu treffen.“Auch die Schülerinnen Josefine Hegefort, 16, und Stella Arendt, 17, wollen wählen gehen.
Der „Talk am Mittag“wurde von Sina Ewert, Veronika Brodt, Jolina Roßdeutscher, Kira Gerb und Jana Gerling moderiert.