Neue Westfälische - Bünder Tageblatt
Harz sorgt für Ärger
Die Handballer des TV Häver kommen einer Vereinbarung unzureichend nach, moniert die Gemeinde Kirchlengern. Gibt es noch eine zweite Chance?
Kirchlengern.fleckenaufdem Hallenboden, an Türgriffen, an Kleiderhaken und Seifenspendern: Einige Handballmannschaften des TV Häver nutzen Harz für eine bessere Griffigkeit und der hinterlässt seine Spuren in der Turnhalle in Quernheim. Michael Höke, Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, Schule, Kultur, Sport, warf in diesem Zuge in der jüngsten Sitzung des Sportausschusses den Begriff „Saustall“in den Raum.
Er wolle den Handballern gar keinen Vorwurf machen. „Man sitzt nach dem Spiel zusammen in der Kabine, trinkt ein Bierchen. Wer hat da denn noch Lust, loszulaufen und die Halle zu reinigen? Das ist doch menschlich“, sagte er. Schob gleichzeitig aber hinterher: „Ich habe aber auch eine menschliche Verantwortung für die anderen, die da kommen und die Halle nutzen.“Das Harz-problem gebe es nicht nur in Kirchlengern, sagte Höke. Eine einfache Lösung wäre ein generelles Harzverbot in den unteren Ligen.
Erst im August 2023 war mit dem TV Häver eine Vereinbarung zur Harzverwendung in der Sporthalle Quernheim getroffen worden. Bedeutet: Die
Gemeinde erlaubt den Einsatz des Mittels, im Gegenzug verpflichtet sich der Verein, nach den Spielen und dem Training alles entsprechend durch eigenes Personal von den Harzresten zu befreien. Für die Reinigung des Hallenbodens hatte die Gemeinde ein Reinigungsgerät bereitgestellt. Dieser Vereinbarung ist der Verein nur unzureichend nachgekommen, wie Höke mit Bildern belegte.
Das Bodenreinigungsgerät weise bisher lediglich 13 Betriebsstunden auf. In 33 Wochen der Vertragsdauer sei das Gerät damit nicht einmal alle zwei Wochen für eine Stunde genutzt worden. Die Konsequenz: Der Zustand des Hallenbodens sei unbefriedigend, einzelne helle Stellen wechseln sich mit großflächigen dunklen Stellen ab.
Dem Verein die Vereinbarung aufkündigen, das wolle die Gemeinde deshalb aber nicht gleich, erklärte Höke. Stattdessen solle es eine sechswöchige Probephase geben, in der eine Reinigungsfirma den Hallenboden reinigt. Dabei sollen die Kosten ermittelt werden und im Nachgang geschaut werden, inwieweit der TV Häver an den Kosten beteiligt werden sollte. Die Reinigung von Wänden, Klinken,
Sanitäreinrichtungen und mehr ist weiterhin Sache des Vereins.
Eine Spielerin und ein Trainer, der gleichzeitig auch Schiedsrichter ist, räumten in der Sitzung Defizite bei der Reinigung ein, sicherten gleichzeitig aber auch eine Verbesserung der Situation zu. Eine Einweisung für das Reinigungsgerät habe erst einige Zeit später stattgefunden, wagte die Vertreterin eine Erklärung. Sie sagte auch, dass es immer die Gleichen seien, die bei der Reinigung mitmachten oder sich heraushielten. Deshalb begrüße sie die Testphase für die Bodenreinigung seitens einer Fachfirma, die die Verwaltung vorgeschlagen hat, auch. An den Spieltagen würden Bänke und Türgriffe bereits mit Überziehern geschützt, bei den Trainingszeiten bisher allerdings noch nicht, erklärte der Trainer.
„Wichtig ist, dass Verständnis auf beiden Seiten vorhanden ist“, sagte der Sportausschussvorsitzende Ingo Scheiding (SPD). „Wir machen und tun hier, um dem Verein entgegenzukommen. 13 Betriebsstunden des Reinigungsgerätes – das ist ein Witz. Ich weiß nicht, warum wir uns da noch auf irgendwelche Deals einlassen sollten“, fand Torsten Henke
(CDU) mit Blick auf die sechswöchige Probephase zur Bodenreinigung durch eine Fachfirma und die Kostenermittlung. Außerdem gebe es keinen festen Ansprechpartner beim Verein, der Verantwortung übernimmt, monierte er.
„Wenn die Phase von sechs Wochen beendet ist und der Zustand der Halle nicht tipptopp ist, dann sollten wir einen Cut machen“, fand Oliver Lüking (SPD). Die Halle diene der Allgemeinheit. Schulen, Vereine, Gymnastik- und Herzgruppen hätten ein Anrecht auf einen guten Zustand der Halle. „Wir sollten dem Verein diese sechs Wochen auf jeden Fall zugestehen und sehen, ob das Besserung-geloben des Vereins Wirkung zeigt und was die Kostenermittlung für die Bodenreinigung ergibt“, fand Burkhard Scheiding (Grüne). Danach solle man noch einmal das Gespräch suchen.
Letztlich einigten sich alle einstimmig auf diesen Kompromiss. Dem TV Häver wird also eine zweite Chance eingeräumt, Klinken, Wände und Sanitäranlagen selbst ordentlich vom Harz zu säubern. Für die Bodenreinigung ist die Fachfirma verantwortlich, die Kosten werden dafür ermittelt und eine spätere Beteiligung des Vereins herausgearbeitet.