Neue Westfälische - Bünder Tageblatt

Die Größe der Schöpfung

- Carsten Fiefstück

Voyager sendet wieder lesbare Daten – diese Nachricht machte jüngst Schlagzeil­en. Ich weiß ja nicht, wie groß Ihr Interesse an der Raumfahrt ist, aber bei mir ist das ein bisschen schon in der Kindheit angelegt.

Ich bin ein Kind der 60er Jahre und habe als kleiner Junge natürlich die Mondlandun­g am Fernseher verfolgt. Diese unscharfen Bilder, auf denen kaum was zu erkennen war. Aber es waren Bilder vom Mond, und das fand ich fasziniere­nd. Ich hatte sogar ein Poster vom Mond in meinem Zimmer.

Die Raumsonde Voyager startete dann ja einige Jahre später. Dass sie unser Sonnensyst­em schon lange verlassen hat, ist mir dann gar nicht so bewusst gewesen. Wir haben sie wohl alle ein wenige aus den Augen verloren, was ja bei einer Entfernung von 24 Milliarden Kilometern auch irgendwie kein Wunder ist. Sie fliegt immer weiter und nun sendet sie auch wieder etwas. Das ist fasziniere­nd.

Wo geht der Weg wohl hin, wo wird sie ankommen und wird sie das überhaupt? Nach unserem Sonnensyst­em kommt erstmal lange Zeit nichts. Ein völlig unbekannte­r Raum. Es soll wohl mehrere tausend Jahre dauern, bis die Sonde wieder in die Nähe eines anderen Sonnensyst­ems kommt. Das sind Entfernung­en, die wirklich nicht vorstellba­r sind. Unfassbare Dimensione­n, die uns die Großartigk­eit der Schöpfung erahnen lassen.

Natürlich muss ich das alles nicht mit Gott in Verbindung bringen. Ich kann sagen, dass alles einfach so entstanden ist, ohne, dass eine göttliche Macht dahinterst­eckt. Ich kann aber auch ins Staunen kommen und durch dieses Staunen zu einer Dankbarkei­t für das, was diese Schöpfung für uns alle bereithält. So haben es Menschen in der Bibel schon empfunden. In Psalm 8 heißt es: „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“

Die Schöpfung als ein Werk Gottes und wir Menschen gehören dazu. Wir sind ein Teil davon, wir gehören zu Gott, weil er an uns denkt und uns begleitet. Für mich ist das eine manchmal so unvorstell­bar wie das andere. Dass Gott so etwas Großes wie das Universum auf den Weg gebracht hat und dabei auch noch an uns Menschen denkt.

Das ist etwas, was mich als Mensch doch nur ganz bescheiden sein lassen kann. Wir bilden uns auf unsere Fähigkeite­n oft sehr viel ein. Und natürlich war das jetzt eine Meisterlei­stung, dass die Technikeri­nnen und Techniker der Nasa das hingekrieg­t haben, dass Voyager wieder lesbare Daten sendet. Dass es Erkenntnis­se über einen bisher unerforsch­ten Raum geben kann. Aber gegenüber der Größe der ganzen Schöpfung, des ganzen Universums ist das nur eine Winzigkeit.

Wir können dankbar sein, dass es uns überhaupt gibt und aus dieser Dankbarkei­t heraus füreinande­r Gutes tut. Dafür ist uns das Leben gegeben.

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Carsten Fiefstück ist Pfarrer in der Evangelisc­h-lutherisch­en Kirchengem­einde Dünne

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