Neue Westfälische - Bünder Tageblatt
Längere Wege für bessere Versorgung
Die Nrw-klinikreform wird in OWL dazu führen, dass Leistungen wie die Versorgung mit Kniegelenken künftig an weniger Standorten angeboten werden.
Düsseldorf/bielefeld. Noch ist unklar, welche Krankenhäuser im Zuge der Klinikreform in NRW künftig noch welche Leistungen anbieten werden. Doch inzwischen steht fest, dass die Kliniken ihre Leistungen stark konzentrieren müssen. Das Nrw-gesundheitsministerium will so die Versorgungsqualität verbessern. Doch was bedeutet das für die Menschen in OWL?
Nach Informationen dieser Zeitung wird sich die Zahl der Standorte in OWL, die Leistungen wie Eingriffe an der Wirbelsäule oder Bauchspeicheldrüse, die Behandlung extremer Frühchen oder die Versorgung mit Knie- und Hüftgelenken anbieten, stark reduzieren. Zum einen, weil das Nrw-gesundheitsministerium von Klinikträgern fordert, künftig keine Doppelstrukturen mehr an verschiedenen Standorten vorzuhalten. Zum anderen, weil sich das Ministerium an den vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegten Mindestmengen für planbare medizinische Eingriffe orientiert .„ Diese Konzentration wird die V er sorgungs qualität verbessern. Dafür müssen Patienten aber längere Weg ein K aufnehmen “, sagt Thorsten Kaatze, Vorsitzender Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Bethel. „In der Übergangsphase müssen patienten auch mit längeren Wartezeiten rechnen, weil es dauern wird, bis diese Konzentration umgesetzt werden kann.“
Die finale Entscheidung darüber, welche Patienten die Kliniken künftig noch versorgen dürfen, trifft das Gesundheitsministerium bis Ende des Jahres. Zuvor haben die Kliniken nach Angaben des Ministeriums jedoch noch bis Mitte August die Gelegenheit für Stellungnahmen. Darüber wurden sie am Freitag bei einer Regional konferenz für die Klinik landschaft in OWL informiert. „Aktuell wissen die Klinikträger noch nicht, ob und welche Leistungsgruppen sie künftig nicht mehr anbieten dürfen. Wir wissen nur, dass es zu einer Konzentration kommen wird“, erklärt Michael Ackermann, Geschäftsführer des Bielefeld. „Die nächsten Wochen werden deshalb für alle Beteiligten herausfordernd.“
Das erwartet auch Thorsten Klute, Gesundheitsexperte der Spd-fraktion im Nrwlandtag. „Das Ministerium hat deutlich gemacht, dass sich die Akteure in OWL in den kommenden Wochen einigen müssen.“Der Versmolder, der auch an der Konferenz teilgenommen hat, erwartet, dass die Konzentration von Leistungen nicht nur Konsequenzen für einzelne Fachabteilungen haben kann, sondern aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser auch für die Existenz ganzer Standorte.
Klar scheint während der Regionalkonferenz im Ministerium allen Beteiligten, dass es so wie bisher in der Kliniklandschaft in NRW nicht weitergehen kann. „In NRW gehen wir deshalb voran. Ganz Deutschland schaut uns dabei zu“, sagt Kaatze. Diskussionsbedarf gebe es vor allem mit Blick auf die ebenfalls geplante Klinikreform auf Bundesebene. „Wir wissen noch nicht genau, was dadurch auf uns zukommen wird, weshalb wir dringend Klarheit benötigen.“
Die Klinikreform wird nach Angaben Kaatzes jedoch auch in NRW noch nicht im kommenden Jahr beendet werden können. „Die Konzentration der Leistungen in weniger Kliniken ist ein erster Schritt. Wichtig ist, dass wir danach die Digitalisierung vorantreiben, um Chancen wie die der Versorgung mittels Telemedizin nutzen zu können.“Zudem fordert Kaatze eine Verbesserung der Informationen für Patienten.