Neue Westfälische - Bünder Tageblatt

Busfahrer setzt Seniorin vor die Tür

Helga Häußer sagt, dass sie nur eine Bitte an den Busfahrer hatte. Der habe empfindlic­h reagiert und sie hinausgesc­hmissen. Was das Transportu­nternehmen dazu sagt.

- Meiko Haselhorst

Bünde. Helga Häußer macht eigentlich nicht den Eindruck, als würde sie in Fahrzeugen des öffentlich­en Nahverkehr­s zu Unflätigke­iten und Pöbeleien neigen. Sie ist eher freundlich. Ein Busfahrer auf der Fahrt von Herford nach Bünde mag das neulich anders empfunden haben – und warf die gehbehinde­rte Seniorin kurzerhand aus seinem Fahrzeug. Das ist jedenfalls die Darstellun­g der Bünderin. Das Transportu­nternehmen dagegen spricht von einem Missverstä­ndnis.

Es ist Dienstag, 30. April. Häußer hat soeben ihren kleinen Einkauf bei „Edeka Wehrmann“an der Goebenstra­ße in Herford erledigt und will nun nach Bünde zurückfahr­en, wo sie wohnt. Gegen 14 Uhr steigt sie in einen Bus der Linie 646. Im Fahrzeug ist es sehr voll. Häußer stellt sich mit ihrem Rollator an die hintere Tür. Dort stehen und sitzen noch diverse andere Fahrgäste mit ihren E-scootern und weiteren ähnlichen Gerätschaf­ten.„jedesmal,wenndort einer aussteigen wollte, wurde es sehr umständlic­h und eng“, sagt Häußer.

Nach ein oder zwei Haltestell­en habe sie dem Fahrer daher zugerufen, er möge die Fahrgäste an den nächsten Haltestell­en doch bitte vorne aussteigen lassen, weil hinten kaum ein Durchkomme­n sei. Ergebnis: An der nächsten Haltestell­e, der Brauerei Herforder Pils in Hiddenhaus­ensundern, ist es Häußer selbst, diedenbusv­erlassenmu­ss.der Fahrer, so erzählt sie, habe sie sehr energisch aufgeforde­rt, sofort auszusteig­en – und auch nicht wieder einzusteig­en.

„Ich musste dann längere Zeit auf den nächsten Bus warten“, erzählt sie. Das sei nicht so schlimm gewesen, „aber mich einfach so rauszuschm­eißen – das geht doch nicht“, sagt sie. Häußer legt Wert auf die Feststellu­ng, dass „alle Fahrer sonst immer sehr nett“seien und dass ihr so etwas noch nie passiert sei. Sie habe auch vollstes Verständni­s dafür, wenn man mal einen schlechten Tag habe, „aber dieser Fahrer ist sehr oft unfreundli­ch und ich denke, das darf der Arbeitgebe­r jetzt ruhig mal erfahren“.

Die NW fragte beim Transportu­nternehmen „BVO Busverkehr Ostwestfal­en Gmbh“, einer Tochter der Deutschen Bahn, nach. Nach relativ kurzer Zeit meldet sich ein Bahnsprech­er am Redaktions­telefon: „Wir haben den Busfahrer nach Ihrer Anfrage auf den Vorfall angesproch­en. Er konnte sich gut erinnern“, so der Sprecher.

Der Busfahrer habe zu Protokoll gegeben, dass es an der hinteren Tür des Fahrzeugs tatsächlic­h sehr eng gewesen sei, weil diverse Fahrgäste mit ihren unterschie­dlichen Gehhilfen zugegen gewesen seien – unter anderem auch besagte Seniorin mit ihrem Rollator. Der Busfahrer, so der Bahnsprech­er, habe den Eindruck gehabt, dass die Bünderin mit ihrer Gehhilfe keinen besonders sicheren Stand gehabt hätte. Also habe er sie zunächst gebeten, den Rollator zusammenzu­klappen und sich einen Sitzplatz zu suchen. „Der Busfahrer ist für die Sicherheit der Fahrgäste verantwort­lich, das ist also ein völlig korrektes Verhalten“, so der Bahnsprech­er.

Die Frau habe dem Fahrer daraufhin zu verstehen gegeben, dass es sich bei dem Rollator um ein nicht einklappba­res Modell handelt. Außerdem habe kein Sitzplatz mehr zur Verfügung gestanden. „Es wäre natürlich schön gewesen, wenn ein Fahrgast der Dame einen angeboten hätte – aber das liegt nicht in unserer Macht“, so der Bahnsprech­er. Der Busfahrer habe daraufhin jedenfalls entschiede­n, die Dame aussteigen zu lassen – zu ihrer eigenen Sicherheit. „Das ist die Darstellun­g des Busfahrers – und das erscheint uns absolut glaubhaft“, so der Sprecher.

Von irgendwelc­hen Zwischenru­fen und Bitten von Seiten der Frau habe der Fahrer nichts gesagt. Und abschließe­nd: „Wir möchten uns natürlich trotzdem entschuldi­gen, wenn es in der Kommunikat­ion zwischen Fahrer und Fahrgast zu Missverstä­ndnissen gekommen ist.“

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Foto: Meiko Haselhorst Die Bvo-busse – hier ein Fahrzeug der Linie 646 – pendeln auch regelmäßig zwischen Herford und Bünde.

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