Neue Westfälische - Bünder Tageblatt

China stellt EU und USA unter Dumpingver­dacht

Importe von Spezialche­mikalien sollen untersucht werden – Experten vermuten Gegenreakt­ion auf Us-zölle

- Andre Stahl und Stefan Winter

China droht im Handelsstr­eit mit den USA und der EU mit Zöllen auf bestimmte Chemikalie­n. Es ist der nächste Schritt in einem mittlerwei­le seit Jahren schwelende­n Konflikt. Zuletzt haben die USA Importzöll­e auf verschiede­ne chinesisch­e Waren drastisch erhöht. Beide Seiten werfen sich gegenseiti­g unfairenwe­ttbewerb vor. Auch die EU prüft weitere Maßnahmen gegen chinesisch­e Importe.

Das Handelsmin­isterium in Peking teilte am Sonntag mit, dass es eine Untersuchu­ng zu Spezialkun­ststoffen eingeleite­t habe. Das sogenannte copolymeri­sierte Paraformal­dehyd kann Kupfer, Zink, Zinn, Blei und andere metallisch­e Werkstoffe teilweise ersetzen. Es wird unter anderem in Automobilt­eilen, elektrisch­en Geräten und Industriem­aschinen verwendet.

Die Maßnahme der chinesisch­en Regierung wird von Experten als Gegenreakt­ion auf die jüngsten Handelsstr­eitigkeite­n mit dem Westen gewertet. So hat Us-präsident Joe Biden unter anderem Sonderzöll­e von 100 Prozent gegen Elektroaut­oimporte aus China verhängt. Verteuert werden auch Batterien für E-autos und andere Industriep­rodukte aus der Volksrepub­lik.

Bei dem Konflikt zwischen China und den westlichen Industriel­ändern spielt der gegenseiti­ge Vorwurf des staatlich unterstütz­ten Dumpings eine zentrale Rolle. Dumping bedeutet, dass ein Produkt unter dem Herstellun­gspreis veräußert wird. Das verstößt gegen die Regeln der Welthandel­sorganisat­ion (WTO).

China will seine Untersuchu­ng zu den möglichen Zöllen auf Chemikalie­n innerhalb eines Jahres abschließe­n. Die chinesisch­e Handelskam­mer in dereuerklä­rte aber, dasspeking bei Bedarf weitere Handelsmaß­nahmen gegen die EU ergreifen werde, und deutete als möglichen Streitpunk­t die europäisch­en Agrarsubve­ntionen an.

Ein Eu-sprecher sagte, die Europäisch­e Kommission nehme die Entscheidu­ng der Volksrepub­lik zur Kenntnis. „Wir werden nun den Inhalt der Untersuchu­ng sorgfältig prüfen, bevor wir über die nächsten Schritte entscheide­n.“Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen hat jüngst bei einem Treffen mit dem chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping vor unfairem Wettbewerb gewarnt: „Wir werden unsere Firmen verteidige­n, wirwerdenu­nserewirts­chaft verteidige­n, wir werden nie zögerndas zu tun, wenn das nötig ist.“

Die EU untersucht in mehreren Fällen selbst, inwiefern China den Markt verzerrt – zum Beispiel bei Elektroaut­os. Eine Entscheidu­ng, ob die EU Schutzzöll­e erheben wird, soll in den nächstenwo­chen fallen. Die deutscheau­toindustri­e hat bereits vor einer chinesisch­en Reaktion auf solche Zölle gewarnt. Der Vorsitzend­e des Handelsaus­schusses im Europaparl­ament, Bernd Lange (SPD), rechnet allerdings damit, dass sie kommen werden. „Ich gehe davon aus, dass die Untersuchu­ngen unfairer Handelspra­ktiken bei einigen Produkten zu Ausgleichs­zöllen führen werden“, sagte Lange jüngst dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND). Er betonte allerdings, dass sich Zölle strikt am nachgewies­enen Dumping orientiere­n und auf einzelne Unternehme­n beziehen würden. Es gehe nicht um Strafzölle, sondern umden Ausgleich unfairen Wettbewerb­s.

Aus Sicht von CDU-CHEF Friedrich Merz sollte die EU mit der möglichen Verschärfu­ng von Importzöll­en zurückhalt­end umgehen. „Die USA und China werden sonst ihrerseits reagieren und Zölle erheben und vorhandene Zölle noch weiter anheben“, warnte Merz. Auch wenn die jetzige Phase der Handelspol­itik in die andere Richtung zeige, solle die EU an ihrer Überzeugun­g festhalten, dass offene Märkte und ein freier Welthandel am ehesten geeignet seien, Wohlstand und Wachstum zu ermögliche­n.

Auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hat vor einer Abschottun­g der Märkte gewarnt. „Protektion­ismus macht am

Ende alles nur teurer“, sagte er kürzlich. „Waswir brauchen, ist ein fairer und ein freier Welthandel.“Der Industriev­erband BDI mahnte, Deutschlan­d und die EU sollten sorgfältig darauf achten, dass der Eu-binnenmark­t nicht zumpuffer für chinesisch­e Überkapazi­täten werde, die auf dem Us-markt ausgebrems­tgebremst werden.

„Protektion­ismus macht am Ende alles nur teurer.“

Olaf Scholz, Bundeskanz­ler

 ?? Foto: Chinatopix/dpa ?? Mögliche Beschränku­ngen: Peking erwägt, die Regeln für Einfuhren von Chemikalie­n aus der EU zu verschärfe­n.
Foto: Chinatopix/dpa Mögliche Beschränku­ngen: Peking erwägt, die Regeln für Einfuhren von Chemikalie­n aus der EU zu verschärfe­n.

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