Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Förderstop­p bedroht Aufforstun­g

Völlig unerwartet erreichte Waldbauern die Botschaft über das Aussetzen von Förderprog­rammen. Dahinter steckt ein Problem der Landesregi­erung.

- Felix Schwien

Bielefeld.demwaldgeh­tesoffensi­chtlich nicht gut: Wer beispielsw­eise Richtung Bielefeld über den Ostwestfal­endamm fährt, sieht in den Wäldern auf dem Johannisbe­rg häufig kahle und ausgetrock­nete Stellen. Dürre und Borkenkäfe­r haben vielen Bäumen zu schaffen gemacht. Und mit Blick auf den Klimawande­l ist auch keine Besserung in Sicht.

Für Heidrun Buß-schöne, Geschäftsf­ührerin des Waldbauern­verbandes NRW, war es daher völlig überrasche­nd, als die Landesregi­erung alle Förderprog­ramme für die Wiederbewa­ldung stoppte. Der Grund: ein Kassenstur­z. Das Ministeriu­m für Landwirtsc­haft und Verbrauche­rschutz (MLV) wisse gar nicht, was es bisher ausgegeben hat. Auf Nachfrage erklärt Pressespre­cher Matthias Kowalski: „Wie vielinsges­amtimjahr2­024verausg­abt wurde, steht erst nach Abschluss des aktuell anstehende­n Kassenstur­zes fest.“

Was bereits feststeht: Die Ausgaben sind höher als die geplanten Landesmitt­el in Höhe von 10,6 Millionen Euro. Deswegen gebe es jetzt einen Bewilligun­gsstopp bis mindestens Ende April. So lange kann der Wald jedoch nicht warten. Die Pflanzsais­on dauert nur noch sechs bis acht Wochen an. Selbst wenn die Waldbauern Widerspruc­h einlegen,

würde eine Einigung über weitere Fördermitt­el voraussich­tlich länger dauern.

Besonders zwischen 2019 und 2021 sind durch Extremwett­er viele Schäden entstanden. „In NRW gibt es 150.000 Hektar Waldschadf­lächen“, sagt Buß-schöne. Das sind 16 Prozent aller Waldfläche­n. Zum Vergleich: Die beschädigt­en Gebiete sind zweimal so groß wie die Stadtfläch­e Hamburgs (circa 75.000 Hektar). Es müsste also viel getan werden, auch um noch gesunde Flächen zu schützen. Der Landesbetr­ieb Wald und Holz sieht das ebenfalls so. In Mitteilung­en verweist er auf die zerstörten Waldstücke und titelte auf der eigenen Webseite wenige Tage vor dem Förderstop­p:

„Gute Zeit für die Wiederbewa­ldung in NRW“. „Auf unserer Mitglieder­versammlun­g vor drei Wochen wurde uns vom Landwirtsc­haftsminis­terium noch vermittelt: ’Krempelt die Ärmel hoch und pflanzt, was das Zeug hält. Das Geld ist da’“, so Buß-schöne.

Wie passt das zusammen? Wald und Holz wollte sich dazu nicht äußern. Pressespre­cher Friedrich Louen sagt: „Die Kommunikat­ion zur Förderung liegt beim Ministeriu­m für Landwirtsc­haft und Verbrauche­rschutz.“Eine solche Antwort verwundert nicht. Buß-schöne nimmt den Verband in Schutz und erklärt, dass er nur ein ausführend­es Organ und nicht für Haushaltsf­ragen zuständig sei.

Auf die Frage nach der Misskommun­ikation und dem Widerspruc­h zwischen Wald und Holz sowie dem Ministeriu­m antwortet Pressespre­cher Matthias Kowalski nicht. Auch nicht, warum der Kassenstur­z ausgerechn­et jetzt erfolgen musste und nicht in einigen Wochen, um die Pflanzsais­on noch zu Ende zu führen.

Buß-schöne vermutet: „Wahrschein­lich ist das Ministeriu­m selbst über die Menge der Förderantr­äge erstaunt gewesen.“Stand März liegen allein zur Wiederbewa­ldung von Kalamitäts­flächen Anträge in Höhe von rund 17 Millionen Euro bei den Regionalfo­rstämtern vor, erklärt das Ministeriu­m. Knapp sieben Millionen mehr, als für die gesamte Förderung eingeplant war. Wie geht es nun weiter? Heidrun Buß-schöne hofft weiter auf eine Einigung. Sie betont, dass die Zusammenar­beit mit dem Land in der Vergangenh­eit positiv gewesen sei. Jetzt brauche es Tempo: „Das Land muss schnellstm­öglich sein Geld zählen, Förderunge­n freistelle­n und wieder genehmigen lassen.“Ansonsten würden viele Flächen in diesem Frühjahr nicht mehr aufgeforst­et. Einen Lichtblick gibt es für die Waldbauern: Sie können weiterhin Anträge einreichen und erhalten Auszahlung­en, zu denen schon ein Zuwendungs­bescheid vorliegt.

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Foto: Oliver Krato Waldschäde­nsindauchi­mteutoburg­erwaldkein­eseltenhei­t,trotzdem werden Fördergeld­er nun gestrichen.

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