Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
Mopplige Tiere lieber langsam machen lassen
Ursache für die überflüssigen Pfunde auf den tierischen Rippen sind häufig die vielen Leckerlis zwischendurch. Die schmecken den Tieren bestens, sind jedoch wahre Kalorienbomben – ähnlich wie Schokolade, Chips und andere Süßigkeiten für uns Menschen. Das Tier freut sich zwar in dem kurzen Moment, doch auf längere Sicht tut der Mensch seinem Liebling damit keinen Gefallen. „Dicke Tiere, die gesund sind, sehen wir selten“, so Petra Kölle.
Die Liste der zum Teil enormen Auswirkungen ist lang: Die übergewichtigen Tiere haben häufiger Probleme mit den Gelenken, der Haut und Allergien.
Das Risiko für Diabetes und sogar Tumorerkrankungen steigt. Müssen sie operiert werden, ist das Narkoserisiko erhöht. Besonders übel trifft Übergewicht Hunde, die ohnehin schlecht Luft bekommen, wie Möpse oder Französische Bulldoggen. Da sich das Fett auch am Hals ablagert, fällt ihnen das Atmen noch schwerer. Wenn junge Tiere bereits zu dick sind, wiegt das auch im übertragenen Sinne besonders schwer – Gelenkerkrankungen sind die logische Folge.
„Mehrere Studien haben ergeben, dass übergewichtige Hunde im Schnitt zwei bis drei
Jahre kürzer leben als ihre Artgenossen mit Idealgewicht“, macht Kölle deutlich. Für ein Hundeleben ist das eine enorm lange Zeit. Schließlich beträgt das Durchschnittsalter ohnehin in vielen Fällen nur 12 bis 13 Jahre, Übergewicht kann dem Tier also ein Viertel seiner Lebenszeit rauben. Auch dicke Katzen sterben im Schnitt früher als ein Stubentiger mit Normalfigur.
Ob ein Tier eher zur schlanken oder zur vollschlanken Figur neigt, liegt auch an den Genen. So werden zum Beispiel Wind- und viele Jagdhunde kaum zu dick, bei den Katzen sind etwa die Orientalisch Kurzhaar von Natur aus schmal gebaut. Auf der anderen Seite stehen unter anderem
Labrador Retriever, Beagle, Möpse und Dackel. Sie fressen unheimlich gerne, satt werden sie eigentlich nie. Und das sieht man ihnen auch schnell an, wenn der Besitzer nicht aufpasst. Generell haben zudem kastrierte und ältere Tiere einen geringeren Kalorienbedarf.
Doch was tun, wenn das Tier zu dick ist? Die Tierärztinnen raten ganz dringend davon ab,dierationennachdemhäufig zitierten „Friss die Hälfte“prinzip einfach rabiat zu kürzen. „Dann fehlen ihnen Nährstoffe“, so Wilmer. Das Tier sollte pro Woche ein bis zwei Prozent abnehmen, bei
einem zu schnellen Gewichtsverlust droht ansonsten der gefürchtete Jo-jo-effekt. Am besten werden dafür spezielle Diätfuttermittel genutzt, die es beim Tierarzt gibt. Diese enthalten alle Nährstoffe, die das Tier braucht, jedoch wenig Kalorien.
Bei Tieren mit Leber- oder Nierenerkrankungen sollte vorab mit einem Veterinär gesprochen werden, denn diese Vierbeiner brauchen eine spezielle Diät. Generell ist es empfehlenswert, das Tier zwecks Gewichtskontrolle einmal die Woche zu wiegen, und zwar jeweils zur gleichen Uhrzeit.
Auf die Leckerlis zwischendurch wird am besten verzichtet, alternativ können gesündere Varianten wie Karotten, Reiswaffeln oder kalorienreduzierte Leckerbissen verfüttert werden.
Gaben vom Essenstisch sind tabu, auch wenn das Tier noch so bettelt. Schließlich gibt es auch andere Möglichkeiten als Futter, um ihm Zuwendung zu zeigen: mit streicheln, spielen oder einem tollen Spaziergang.
Die Futtermenge für den Tag sollte auf jeden Fall abgewogen werden. Katzen sollten ohnehin nur jeweils geringe Portionen erhalten, aber dafür im Idealfall bis zu zehnmal täglich gefüttert werden. Das entspricht am ehesten ihrer Natur. Wenn eine so häufige Fütterung aus Zeitgründen nicht möglich ist, wäre ein Futterautomat eine mögliche Alternative.
Und wer seinen Hund mit Trockenfutter ernährt, kann die Brocken auf den Gassigang mitnehmen und seinem Tier zur Belohnung geben, wenn es etwa auf den Rückruf gehorcht hat oder brav bei Fuß geht. Auch Katzen sollten für ihr Fressen aktiv werden müssen, indem dieses etwa versteckt wird oder sie es im Spiel erbeuten müssen. Die Tiere für ihr Futter quasi arbeiten zu lassen, hat generell einige Vorteile: Es beugt möglicher Langeweile vor und verstärkt auf jeden Fall die Bindung zwischen Mensch und Tier.
Auch kann mit einigen psychologischen Tricks gearbeitet werden, damit Tier und Mensch die Ration nicht gar zu karg erscheinen. So empfiehlt Uta Wilmer eher kleine Näpfe, darin sieht das Futter nach mehr aus. Es kann zudem von Trocken- auf Nassfutter umgestellt werden, da von letzterem größere Mengen gefüttert werden. Je nach Vorliebe des Tieres kann auch geriebenes Gemüse wie Gurke oder Karotten in das Fressen gemischt werden. Das bringt nicht allzu viel Kalorien, aber mehr Menge im Napf. Übergewicht belastet die Gelenke und den Kreislauf. Übergewichtige Hunde eignen sich daher nicht als Rad- oder Jogging-begleitung. Gelenkschonend Muskulatur aufbauen ist dennoch wichtig. So geht’s.
Bewegung unterstützt das Abnehmen, aber nicht jede Art von Bewegung ist für jeden Hund geeignet. Deshalb sollten Halter von übergewichtigen Hunden unbedingt vorsichtig sein. „Es ist sehr schädlich, einen übergewichtigen Hund etwa am Fahrrad mitlaufen zu lassen“, erklärt die Tierärztin und Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen Uta Wilmer.
Auch mit Ballspielen sollte sich zurückgehalten werden, denn die abrupten Bewegungen belasten Sehnen und Bänder. Bei gesunden Hunden mit Normalgewicht spricht jedoch nichts dagegen, sich von ihnen beim Joggen oder Radeln begleiten zu lassen – dies bringt schützende Muskulatur und ist zudem eine gute Vorbeugung gegen Übergewicht.