Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Klos-abschied an einem Samstag

- Gregor Winkler

Verl (dh). Pure Gelassenhe­it herrschte beim in der Hinserie der 3. Liga so starken SC Verl, wenn in der punktemäßi­g schwachen Rückrunde das Thema Klassenerh­alt aufkam. Zumindest nach außen hin. Intern ging der Puls hingegen wohl doch schon etwas in die Höhe, nachdem der Sportclub bis auf Platz 14 durchgerei­cht worden und der erste Abstiegspl­atz „nur“noch sieben Punkte entfernt war. Dann kam mit dem 1:0-Sieg in Ingolstadt der Befreiungs­schlag.

„Wir haben nie groß darüber gesprochen. Aber im Unterbewus­stsein hat sich wohl jeder damit beschäftig­t. Jetzt haben wir wieder zehn

Marcel Benger (l.) trifft mit dem SC Verl am Ostersonnt­ag auf Sandhausen.

München (sid). Ein paar Tage lang schwieg Antonio Rüdiger. Dann, im Anschluss an die beiden Länderspie­le in Frankreich und gegen die Niederland­e, wurde der Nationalsp­ieler in der juristisch­en Auseinande­rsetzung mit einem Journalist­en sehr deutlich. „Ich lasse mich nicht beleidigen und als Islamist verunglimp­fen“, betonte der gläubige Moslem in einer Stellungna­hme, die er „Bild“übermittel­te. Zu Beginn des islamische­n Fastenmona­ts Ramadan hatte Rüdigeram1­1.märzeinfot­oaufinstag­ram gepostet, das mittlerwei­le 2,1 Millionen Mal geliked wurde. Es zeigt den 31-Jährigen kniend auf einem Gebetstepp­ich, dabei streckt er den rechten Zeigefinge­r nach oben. Diese Geste wertete der Journalist Julian Reichelt, ehemals Chef bei „Bild“und nun prominente­r Kopf beim rechtspopu­listischen Portal Nius, als „Islamisten-gruß“.

Rüdiger stellte nun klar, dass es sich bei der Geste um den „Tauhid-finger“handele. Dieser gelte „im Islam als Symbol der Einheit und Einzigarti­gkeit Gottes“und sei „erst die letzten Tage auch vom Bundesinne­nministeri­um

Nationalsp­ieler Antonio Rüdiger bricht sein Schweigen.

Punkte Vorsprung und damit lässt es sich einfacher spielen“, sagt Sportvorst­and Raimund Bertels vor dem Heimspiel am Ostersonnt­ag (16.30 Uhr) gegen den SV Sandhausen. „Wir wollen eine gute Leistung zeigen und den Klassenerh­alt endgültig perfekt machen“, hofft Bertels, dass gegen den noch mit Aufstiegsa­mbitionen behafteten Tabellenfü­nften der erste Heimsieg des Jahres gelingt und das eigene Punktkonto von aktuell 41 auf 44 aufgestock­t werden kann.

„Bei Verl ist der Druck noch nicht abgefallen. Sie werden das Spiel genau so ernsthaft bestreiten, wie wir es auch wollen“, glaubt auch Svs-trainer Jens Keller nicht daran, dass für den Sportclub die Saison bereits gelaufen ist und seiner Mannschaft der Sieg auf dem Silbertabl­ett serviert wird. Passend zum Osterfest kündigt Raimund Bertels zumindest an, den Sandhäuser­n mindestens ein Ei mehr ins Tor legen zu wollen, als sich im eigenen befindet.

Bis auf den gesperrten Kapitän Torge Paetow (5. Gelbe Karte) sowie den im Westfalenp­okal-halbfinale gegen Lippstadt (3:0) schwer verletzt ausgeschie­denen Fabio Gruber (mehrere Frakturen im Gesichtsbe­reich) kann der SCV in Bestbesetz­ung antreten.

wieder als unproblema­tisch eingeordne­t“worden. Reichelt hatte die Geste unter Berufung auf den Verfassung­sschutz als „Is-finger“und „klares Zeichen für Islamismus“bezeichnet.

Rüdiger und der Deutsche Fußball-bund (DFB) gehen derzeit juristisch gegen Reichelt vor. Sie haben Strafanzei­ge bei der Staatsanwa­ltschaft Berlin eingereich­t, darüber hinaus wurde der Fall bei der Zentralste­lle zur Bekämpfung der Internetkr­iminalität (Zit)dergeneral­staatsanwa­ltschaft Frankfurt gemeldet. Reichelt wertet dies als „Einschücht­erungsvers­uch“.

Rüdiger sieht das juristisch­e Vorgehen als Reaktion auf die „unbegründe­ten Anschuldig­ungen“Dritter: „Es geht hier um Stimmungsm­ache und Spaltung. Hiergegen werde ich mich immer entschiede­n zur Wehr setzen.“Tatsächlic­h praktizier­e er seinen Glauben, distanzier­esichaller­dings„entschiede­n von jeglicher Art von Extremismu­s und den Islamismus-vorwürfen. Gewalt und Terrorismu­s sind absolut inakzeptab­el. Ich stehe für Frieden und Toleranz ein“. Zugleich bedauerte Rüdiger, dass er „aufgrund nicht genügender Aufmerksam­keit Dritten die Chance gegeben habe, mein Posting bewusst falsch auszulegen, um zu spalten und zu polarisier­en.“Er werde „aber keine Plattform für Spaltung und Radikalisi­erung bieten“, daher habe er sich dazu entschloss­en, „nach unseren beiden erfolgreic­hen Länderspie­len nun ein klares Statement abzugeben“. In der Strafanzei­ge bei der Berliner Staatsanwa­ltschaft bezieht sich Rüdiger auf den Vorwurf der Beleidigun­g bzw. Verleumdun­g, verhetzend­en Beleidigun­g und Volksverhe­tzung.

Bielefeld. Es ist nicht das eine Endspiel, aber eine der enorm wichtigen Partien, die im Tabellenke­llereinwen­igdiespreu vom Weizen trennen können: Arminia Bielefeld empfängt am Ostersonnt­ag Verfolger MSV Duisburg. Vier Punkte trennen den DSC auf Platz 15 vom Drittletzt­en Duisburg. Über 21.000 Zuschauer wollen das Duell verfolgen.

Für die meist jungen Bielefelde­r Spieler ist der Druck groß. Wie geht das Team damit um? „Die Gespräche zwischendu­rch, auch die unabhängig vom Fußball, tun den Jungs gut. Man kann es wohl als Vorteil sehen, dass wir diese Drucksitua­tion schon etwas länger haben. Wenn du öfter in solchen Phasen bist und in den ganz entscheide­nden Situatione­nauchabgel­ieferthast, ist es ein Vorteil, weil man es kennt“, sagt Mitch Kniat.

Der Dsc-coach hat positive Kommunikat­ion in seinem Team festgestel­lt: „Jeder Spieler holt sich auch Tipps von anderen ab, die schon mal in ähnlichen Lagen waren. Dann haben wir natürlich mit Fabi Klos und Mael Corboz zwei ganz erfahrene Spieler im Team, die auch viele Gespräche gesucht haben. Das Trainertea­m macht das auch.“

Christophe­r Lannert und Leon Schneider wurden am Anfang der Woche geschont, sind aber einsatzfäh­ig. Thaddäus Momuluh befindet sich wieder auf dem Trainingsp­latz. „Er hatte zum ersten Mal wieder Fußballsch­uhe an. Es geht in die richtige Richtung“, sagte Kniat. Semi Belkahia litt unter einem angeschwol­lenen Knie. „Da muss man gucken, was in den nächsten Tagen rauskommt.“Marius Wörl, der im Pokalspiel gegen Münster nur zu einem Kurzeinsat­z gekommen war, sei wieder eine Option. Aygün Yildirim, der zuletzt mehrfach als Joker auf sich aufmerksam gemacht hatte, ist gelbgesper­rt.

Im Pokalhalbf­inale gegen

Die Bielefelde­r müssen gegen Duisburg zusammenha­lten, so wie hier Klos, Lannert, Großer, Schneider und Oppie (v.l.).

Preußen Münster hatte der DSC einen Rückstand noch egalisiert. „Die Art und Weise,wiewirdast­orgegenmün­ster erzwungen haben, hat mir imponiert“, sagt Kniat. Im letzten Ligaspiel gegen Mannheim hatte das nicht geklappt: „Beim 0:1 gegen Mannheim haben wir uns in den letzten 10 oder 15 Minuten ein bisschen dumm angestellt. Da lag der Fehler bei uns und es war nicht die Cleverness vom Gegner entscheide­nd. Wir sind dafür verantwort­lich, wie gut der Gegner ins Spiel kommt und ob wir es schaffen, ihn hinten rein zu drücken.“

Der MSV befindet sich mit viersiegen­ausdenletz­tensechs Spielen in guter Form. Woran das liegen könnte, dazu hat der Bielefelde­r Coach beobachtet: „Sie haben einen guten Mix gefunden, der ihnen extrem guttut. Die drei vorne – Daniel Ginczek, Thomas Pledl und

Alexander Esswein – sind eher erfahrene Spieler, die beiden zentralen Spieler – Jonas Michelbrin­k und Santiago Castaneda – sind junge Wilde, die sehr fleißig sind.“

Die Bilanz der Meideriche­r sei allerdings nicht viel wert,

Von seinen letzten sieben Spielen muss der DSC Arminia Bielefeld drei an einem Freitag bestreiten. Das geht aus der Terminplan­ung für die 3. Liga hervor, die jetzt abgeschlos­sen wurde. Zu den bereits feststehen­den Freitagssp­ielen in Ingolstadt (5. April, 19 Uhr) und in Sandhausen (19. April, 19 Uhr) kommt noch das Heimspiel gegen den ebenfalls abstiegsbe­drohten VFB Lübeck am 26.

findet Kniat: „Was war, kann man sich immer wieder angucken, aber wir selbst sind für dieses Spiel entscheide­nd. Wir wollen das Spiel dominieren. Unabhängig ob Duisburg erfolgreic­h oder nicht erfolgreic­h war in den vergangene­n

April um 19 Uhr. Frohe Kunde gibt es hingegen für die Fans des Fabian Klos. Der Bielefelde­r „Fußballgot­t“wird seinen Abschied vom Heimpublik­um im letztenhei­mspielgege­nden Halleschen FC am Samstag, 11. Mai, zur gewohnten Anstoßzeit um 14 Uhr feiern können und bekommt mit dem Pokalfinal­e gegen Verl am 25. Mai ein weiteres Abschiedss­piel in der Schüco-arena.

Wochen – das interessie­rt uns weniger.“

Bereits am Donnerstag loste der Westfälisc­he Verband den Spielort für das Westfalenp­okal-finaleaus.eswirddie Schüco-arena sein. „Wir freuen uns extrem. Das ist perfekt zum Abschluss dieser Saison, dass wir ein Heimspiel haben. Was die Zuschauer angeht, ist es in der Schüco-arena noch mal eine ganz andere Hausnummer als vor 5.000 in Verl. Ich glaube, dass das Stadion extrem voll werden wird“, sagte Kniat direkt nach der Bekanntgab­e. „Uns erwartet ein tolles Spiel vor einer tollen Kulisse. Unsere Mannschaft kennt mittlerwei­le solche Kulissen und hat bereits in anderen Stadien gezeigt, dass sie in der Lage ist, auch vor vielen Zuschauern gute Leistungen abzuliefer­n“, betonte Raimund Bertels, Sportvorst­and des SC Verl.

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F: dpa
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