Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
60 Minuten zu lang
Eine Polizistin verschwindet, eine Mutter wird samt Tochter entführt, eine Journalistin aus Angola braucht Personenschutz;undnatürlichhängt all’ das irgendwie miteinander zusammen. Trotzdem sind 180 Minuten viel zu lang für die Geschichte; eine kräftige Kürzung auf zwei Drittel der Sendezeit hätte dem Film nicht geschadet.
Faszinierend ist der zweite „Portugal-krimi“von Erfolgsautor Holger Karsten Schmidt allerdings erneut wegen der Art und Weise, wie Jan Krauter das Asperger-syndrom des deutschen Austauschkommissars verkörpert.sehenswertistauch die Bildgestaltung. Strandbilder und beiläufig eingesammelte Impressionen bieten zwar viel Augenfutter, wirken aber des Öfteren wie Lückenfüller. Das Finale ist immerhin ziemlich packend, und die Musik ist nicht nur wegen des eingängigen Leitmotivs herausragend.
Tilmann P. Gangloff
Höxter/new York.dertagbegann für die Bildreporterin Anja Niedringhaus unbeschwert und ohne Anlass zu Befürchtungen. Sie freute sich, dass sie den Entschluss gefasst hatte, welche Motive sie für die Berichterstattung über die Wahlen in Afghanistan aufnehmen wollte. Sie plante zu dokumentieren, wie die Menschen aus den Bergen kommen, um an die Wahlurnen zu gehen. Ihr enger Freund Muhammed Muheisen hatte sie angerufen und ihr gratuliert: „Du hast ein Bild auf der ersten Seite der New York Times.“Wenig später erhielt Muheisen, der sich ebenfalls in Afghanistan aufhielt, die erschütternde Nachricht:anjaniedringhausisttot, erschossen von einem afghanischen Polizisten.
Es war der 4. April 2014. Anja Niedringhaus und ihre schreibende Kollegin und enge Freundin Kathy Gannon, beide im Einsatz für die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press (AP), waren in einem Konvoi mit Sicherheitskräftenunterwegs.sie machten Halt an einer Polizeistation, als einer der Polizisten das Maschinengewehr ergriff und auf die im Fond des Autos sitzenden Frauen schoss. Anja Niedringhaus starb sofort, Kathy Gannon wurde von sieben Kugeln getroffen und schwer verletzt.
Fotojournalistin Anja Niedringhaus im April 2005 bei einem Einsatz für die Fotoagentur AP in Rom. Am 4. April 2014 wurde sie während einer Fotoreportage in ihrem Auto von einem Polizisten in Ostafghanistan erschossen.
dem Tag, an dem sie abrupt endete. Begleitet wird die Ausstellung von einem Buch mit den Aufnahmen von Anja Niedringhaus und Texten der drei Kuratoren.
Verbunden mit der Ausstellungseröffnung am heutigen Donnerstag ist die Bekanntgabe der diesjährigen Preisträgerin des Anja Niedringhaus Preises für Mut im Fotojournalismus, den die International Women’s Media Foundation (IWMF) seit 2015 alljährlich verleiht. Anja Niedringhaus, die 2005 zusammen mit Ap-kollegen den Pulitzerpreis erhielt, wurde 1965 in Höxter geboren und sammelte ihre ersten journalistischen Erfahrungen in der dortigen Lokalredaktion der Neuen Westfälischen. In ihrer Geburtsstadt Höxter hält das Forum Anja Niedringhaus (FAN) die Erinnerung an die berühmte Mitbürgerin wach. Für den heutigen Donnerstag und für kommenden Samstag sind Gedenkveranstaltungen geplant.
Während ihrer langjährigen Tätigkeit als Fotografin, zunächst für die Agentur epa, dann für AP, berichtete Anja Niedringhaus aus Konfliktgebieten von Bosnien, über Gaza, den Irak bis Afghanistan, aber auch von politischen und
sportlichen Großereignissen. Ihr Anliegen war, die Aufmerksamkeit der Welt auf das Leid, aber auch den Überlebenswillen der Opfer von Kriegen und Konflikten zu lenken. Sie verstand sich als Zeitzeugin: „Ich mache meinen Job, um den Mut der Menschen mit meiner Kamera und meinem Herzen zu dokumentieren.“
Die Gefahren ihrer Arbeit waren ihr bewusst. Wenn gute Kollegen starben, sagte sie in einem ihrer letzten Interviews, frage sie sich, „ob es das wert ist“. Sie fügte hinzu: „Aber keiner der Freunde, die ich verloren habe, würde sagen ,Hör auf damit!‘. Keiner.“
Die Anja Niedringhaus gewidmete Ausstellung in New York ist ab 9. Mai im Shorenstein Center an der Harvard Kennedy School in Cambridge und im Juni im National Press Club in Washington zu sehen. Ausstellung und Buch sollen nach dem Wunsch der Initiatoren auch an die Opfer erinnern, die Journalisten bringen, um zu informieren. Nach ihren Worten ist das „eine wichtige Lektion in einer Zeit, in der Journalisten in besorgniserregender Häufigkeit sterben, Verletzungen erleiden, beobachtet oder inhaftiert werden.“
Dieses Foto nahm Anja Niedringhaus einen Tag vor ihrem Tod in der Stadt Khost in Afghanistan auf.