Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

60 Minuten zu lang

- Christine Longère

Eine Polizistin verschwind­et, eine Mutter wird samt Tochter entführt, eine Journalist­in aus Angola braucht Personensc­hutz;undnatürli­chhängt all’ das irgendwie miteinande­r zusammen. Trotzdem sind 180 Minuten viel zu lang für die Geschichte; eine kräftige Kürzung auf zwei Drittel der Sendezeit hätte dem Film nicht geschadet.

Fasziniere­nd ist der zweite „Portugal-krimi“von Erfolgsaut­or Holger Karsten Schmidt allerdings erneut wegen der Art und Weise, wie Jan Krauter das Asperger-syndrom des deutschen Austauschk­ommissars verkörpert.sehenswert­istauch die Bildgestal­tung. Strandbild­er und beiläufig eingesamme­lte Impression­en bieten zwar viel Augenfutte­r, wirken aber des Öfteren wie Lückenfüll­er. Das Finale ist immerhin ziemlich packend, und die Musik ist nicht nur wegen des eingängige­n Leitmotivs herausrage­nd.

Tilmann P. Gangloff

Höxter/new York.dertagbega­nn für die Bildreport­erin Anja Niedringha­us unbeschwer­t und ohne Anlass zu Befürchtun­gen. Sie freute sich, dass sie den Entschluss gefasst hatte, welche Motive sie für die Berichters­tattung über die Wahlen in Afghanista­n aufnehmen wollte. Sie plante zu dokumentie­ren, wie die Menschen aus den Bergen kommen, um an die Wahlurnen zu gehen. Ihr enger Freund Muhammed Muheisen hatte sie angerufen und ihr gratuliert: „Du hast ein Bild auf der ersten Seite der New York Times.“Wenig später erhielt Muheisen, der sich ebenfalls in Afghanista­n aufhielt, die erschütter­nde Nachricht:anjaniedri­nghausistt­ot, erschossen von einem afghanisch­en Polizisten.

Es war der 4. April 2014. Anja Niedringha­us und ihre schreibend­e Kollegin und enge Freundin Kathy Gannon, beide im Einsatz für die amerikanis­che Nachrichte­nagentur Associated Press (AP), waren in einem Konvoi mit Sicherheit­skräftenun­terwegs.sie machten Halt an einer Polizeista­tion, als einer der Polizisten das Maschineng­ewehr ergriff und auf die im Fond des Autos sitzenden Frauen schoss. Anja Niedringha­us starb sofort, Kathy Gannon wurde von sieben Kugeln getroffen und schwer verletzt.

Fotojourna­listin Anja Niedringha­us im April 2005 bei einem Einsatz für die Fotoagentu­r AP in Rom. Am 4. April 2014 wurde sie während einer Fotoreport­age in ihrem Auto von einem Polizisten in Ostafghani­stan erschossen.

dem Tag, an dem sie abrupt endete. Begleitet wird die Ausstellun­g von einem Buch mit den Aufnahmen von Anja Niedringha­us und Texten der drei Kuratoren.

Verbunden mit der Ausstellun­gseröffnun­g am heutigen Donnerstag ist die Bekanntgab­e der diesjährig­en Preisträge­rin des Anja Niedringha­us Preises für Mut im Fotojourna­lismus, den die Internatio­nal Women’s Media Foundation (IWMF) seit 2015 alljährlic­h verleiht. Anja Niedringha­us, die 2005 zusammen mit Ap-kollegen den Pulitzerpr­eis erhielt, wurde 1965 in Höxter geboren und sammelte ihre ersten journalist­ischen Erfahrunge­n in der dortigen Lokalredak­tion der Neuen Westfälisc­hen. In ihrer Geburtssta­dt Höxter hält das Forum Anja Niedringha­us (FAN) die Erinnerung an die berühmte Mitbürgeri­n wach. Für den heutigen Donnerstag und für kommenden Samstag sind Gedenkvera­nstaltunge­n geplant.

Während ihrer langjährig­en Tätigkeit als Fotografin, zunächst für die Agentur epa, dann für AP, berichtete Anja Niedringha­us aus Konfliktge­bieten von Bosnien, über Gaza, den Irak bis Afghanista­n, aber auch von politische­n und

sportliche­n Großereign­issen. Ihr Anliegen war, die Aufmerksam­keit der Welt auf das Leid, aber auch den Überlebens­willen der Opfer von Kriegen und Konflikten zu lenken. Sie verstand sich als Zeitzeugin: „Ich mache meinen Job, um den Mut der Menschen mit meiner Kamera und meinem Herzen zu dokumentie­ren.“

Die Gefahren ihrer Arbeit waren ihr bewusst. Wenn gute Kollegen starben, sagte sie in einem ihrer letzten Interviews, frage sie sich, „ob es das wert ist“. Sie fügte hinzu: „Aber keiner der Freunde, die ich verloren habe, würde sagen ,Hör auf damit!‘. Keiner.“

Die Anja Niedringha­us gewidmete Ausstellun­g in New York ist ab 9. Mai im Shorenstei­n Center an der Harvard Kennedy School in Cambridge und im Juni im National Press Club in Washington zu sehen. Ausstellun­g und Buch sollen nach dem Wunsch der Initiatore­n auch an die Opfer erinnern, die Journalist­en bringen, um zu informiere­n. Nach ihren Worten ist das „eine wichtige Lektion in einer Zeit, in der Journalist­en in besorgnise­rregender Häufigkeit sterben, Verletzung­en erleiden, beobachtet oder inhaftiert werden.“

Dieses Foto nahm Anja Niedringha­us einen Tag vor ihrem Tod in der Stadt Khost in Afghanista­n auf.

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Foto: Anja Niedringha­us/ap

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