Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
Mehr Straftaten mit Messern
Die Kriminalität im Kreis Gütersloh ist 2023 erneut gestiegen, die Aufklärungsquote aber auch. Eine Tätergruppe bereitet Landrat Sven-georg Adenauer Sorgen.
Kreis Gütersloh. Mehr Vermögensund Fälschungsdelikte, mehr Wohnungseinbrüche, mehr Diebstähle: Die Zahl der Straftaten im Kreis Gütersloh ist im Jahr 2023 erneut angestiegen. „Insgesamt registrierte die Polizei 18.625 Straftaten“, sagt Landrat Svengeorg Adenauer bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Im Vorjahr waren es 17.211. Besonders stark sei der Anstieg bei den Delikten Straßenkriminalität, Körperverletzungen, Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften als auch bei Messerangriffen. Gleichzeitig ist jedoch auch die Aufklärungsquote auf 57,29 Prozent gestiegen: Dies sei der beste Wert seit zwei Jahren, so Adenauer.
Deutliche Worte findet der Landrat diesmal in Bezug auf Straftaten der nichtdeutschen Tatverdächtigen. „Da ist eine Zunahme zu verzeichnen. Das macht uns Sorgen.“Immerhin seien 15 Prozent dieser Tätergruppe im Kreis Gütersloh für 41 Prozent der Straftaten verantwortlich. Dazu gehörten allerdings auch sogenannte „reisende Täter“, die ihren Wohnsitz nicht im Kreis Gütersloh haben. In erster Linie gehörten Rumänen, die mit 25 Prozent die Liste anführten,
Polen (9,8 Prozent), Türken (8 Prozent), Ukrainer (6 Prozent) und Iraker (4,15 Prozent) dazu. „Teilweise sind diese Tatverdächtigen auch als Leiharbeiter in den verschiedenen Betrieben der fleischverarbeitenden Industrie im Kreis Gütersloh zu finden“, erklärt der Erste Kriminalhauptkommissar Helge Storck, Leiter der Führungsstelle Kriminalität. Die Opfer dieser Straftaten seien jedoch auch mehrheitlich nichtdeutsch. Adenauer: „Wir wollen hier keine Ausländer an den Pranger stellen, heruntermachen oder öffentlich beschuldigen. Aber es sind nun Fakten, die wir auch nicht unter den Teppich kehren können.“
Der Vier-jahres-vergleich bei Delikten mit Messern mache ihn nachdenklich. Hier habe es im vergangenen Jahr insgesamt 132 Straftaten mit diesem „Tatmittel“gegeben. Ein Blick ins Archiv zeigt: 2020 gab es im Kreis „nur“82. „Da hat sich klar etwas verändert“, berichtet Helge Storck. Gegenwärtig würden Präventionsaktionen und Konzepte auch auf Landesebene ausgearbeitet, um dieser Entwicklung entgegenzutreten.
„Falltreiber Nummer eins“, so Adenauer und Storck, seien 2023 die Taschendiebstähle (von 229 auf 256), Betrugsdelikte (von 1794 auf 2241 – ein Schaden von mehr als fünf Millionen Euro) sowie Körperverletzungen
(von 2010 auf 2039) als auch die Entwicklung der Straßenkriminalität (von 4370 auf 4417) gewesen. Die Polizei schrieb deshalb rund 105.000 Anzeigen – ein Anstieg um knapp 25 Prozent. „Der Anstieg, den wir bei den Eigentumsdelikten sehen, hat sicher mit der Inflation und den gestiegenen Preisen zu tun“, betonten beide. Finanzielle Sorgen senkten die Hemmschwelle, „etwas mitgehen zu lassen“. Seit Jahren belaste die Ermittler der Polizei vor allem die Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften. „Von 197 Fällen im vergangenen Jahr konnten wir 166 aufklären“, äußert sich der Erste Kriminalhauptkommissar Manfred Groß, Leiter des Kriminalkommissariat 1 bei der Kreispolizeibehörde. „Es ist nicht einfach, auf die Spur dieser Täter zu kommen.“Eine Handyauswertung dauere nicht Tage, sondern mehrere Wochen.
Gute Nachrichten gibt es dagegen in der Kategorie Betrugsstraftaten zum Nachteil älterer Menschen: Diese Delikte gingen von 928 auf 762 zurück. Immer mehr Senioren würden bei sogenannten Enkeltricks den Hörer auflegen und die Polizei informieren.
Mit der 49-jährigen Tanja K. aus Gütersloh hat die Polizei
eine wichtige Zeugin zu einem versuchten Sexualdelikt im Gütersloher Stadtpark (April 2023) präsentiert und mit einem Blumenstrauß als Dankeschön bedacht. Manfred Groß: „Nach der damaligen Presseveröffentlichung hat sie sich mit äußerst wichtigen Beobachtungen, welche maßgeblich zum Erfolg der Ermittlungen geführt haben, bei uns gemeldet.“Am 30. April gegen 8.20 Uhr ist eine 27-jährige Frau im Stadtpark in der Nähe der Eiswiese von einem Mann angegriffen und fast bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden. Danach ist der bis dahin Unbekannte geflüchtet. „Ich habe plötzlich fürchterliche Schreie gehört“
„Ich habe plötzlich fürchterliche Schreie gehört. Dieser Mannistdannmitseinemauto abgehauen. Ich habe mir das Kennzeichen gemerkt und dieses der Polizei mitgeteilt“, erzählt die Zeugin. Den Täter, ein 24-Jähriger, der kurz nach dem Überfallnachpakistangeflüchtet ist, hat die Bundespolizei einige Monate später bei seiner Einreise am Flughafen Düsseldorf festnehmen können. Inzwischen ist er zu einer dreieinhalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden.