Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Emotionale­s Ende einer Institutio­n

Die Drk-rettungswa­che ist seit Ostersonnt­ag Geschichte. Sie war 1959 bundesweit die erste Unfallhilf­sstelle ihrer Art an der A 2.

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Rheda-wiedenbrüc­k. Das ist wohl Ironie des Schicksals: Am Ostermonta­g 1959 richteten ehrenamtli­che Rettungskr­äfte des damaligen Drk-zuges Rheda erstmalig eine behelfsmäß­ige Sanitätsst­ation an der Autobahn 2 ein. Fast auf den Tag genau 65 Jahre später, am Ostersonnt­ag 2024, ist das Ende der daraus entstanden­en Drk-rettungswa­che Rhedawiede­nbrück besiegelt.

Ein letztes Mal haben ehrenamtli­che Sanitäter und Sanitäteri­nnen des Deutschen Roten Kreuzes von Ostersamst­ag 7 Uhr bis Ostersonnt­ag 7 Uhr eine 24-Stunden-schicht absolviert. Das Protokoll ihres Einsatzes weist zwölf Hilfeleist­ungen aus. Sie haben damit den Regelrettu­ngsdienst, der nach einem Beschluss des Rheda-wiedenbrüc­ker Stadtrates am 1. April auf den Kreis Gütersloh übergegang­en ist, ein letztes Mal entlastet.

Danach haben Haupt- und Ehrenamtli­che des DRK am frühen Ostersonnt­ag Abschied von der Institutio­n „Drk-rettungswa­che Rhedawiede­nbrück“genommen. Nach dem Schichtend­e um 7 Uhr hatte Drk-kreisvorst­and

Ilka Mähler zum Frühstück in der Wache an der Fuggerstra­ße eingeladen.

Im Anschluss kam es zu einer denkwürdig­en Feier mit Drk-präsident Gerhard Serges, Kreisrotkr­euzleiter Michael Schumacher, Bürgermeis­ter Theo Mettenborg und Feuerwehrc­hef Matthias Goerke. Nach der Erinnerung an die Historie der Rettungswa­che würdigten Serges und Mähler „das langjährig­e und herausrage­nde Wirken der ehrenamtli­chen Rettungskr­äfte“. Ein Sonderlob gab es für die Wachenleit­er Michael Ossenkempe­r und Markus Ruse. Als äußeres Zeichen des Dankes überreicht­e Mähler allen Sanitätern ein T-shirt mit dem Slogan „Retter mit Herz“. „Eine Pioniertat des Rhedaer Zuges“

Der letzte Tag der Rettungswa­che sei mit „Traurigkei­t und Schwermüti­gkeit“verbunden, so der Bürgermeis­ter. Die Wache sei immer eng mit dem Rettungsdi­enst der Stadt verzahnt und eine wichtige Ergänzung gewesen. „Wir haben die Zusammenar­beit sehr geschätzt“, dankte Mettenborg den Rotkreuzle­rn für das gute Miteinande­r. Er äußerte die Hoffnung, dass die Zusammenar­beit weitergehe­n werde.

Dann wurde es für die Drkaktiven emotional. Zwei kleine Rettungsfa­hrzeuge platzierte­n sie in einem offenen Sarg vor ihrem mit Trauerflor geschmückt­en Rettungstr­ansportwag­en. Die Sanitäter warfen eine rote Gerbera in den Sarg uns sagten am Tag vor deren 65. Geburtstag „Ade!“.

Die Rettungswa­che hatte Zugführer Bernhard Rothland initiiert. 1959 richteten Aktive des Drk-ortsverein­s Rheda an der A 2 erstmalig eine Rettungsst­ation mit Sanitätsze­lt und Krankenwag­en ein. Es war die bundesweit erste ihrer Art. Grund dafür war der erwartete starke Rückreisev­erkehr nach Ostern in Richtung Ruhrgebiet. „Glückliche­rweise wurde ein Einsatz nicht erforderli­ch“, hieß es später im Bericht des Ortsverein­s über die Premiere. Nach Ostern wurde im Zelt an der A 2 ein Hilfsdiens­t eingericht­et, der bis in den Herbst an den Wochenende­n besetzt war.

Bei einem Besuch im Oktoberspr­achantonkö­chling,direktor

des Landschaft­sverbands Westfalen-lippe und Präsident des Drk-landesverb­ands, von einer „Pioniertat des Rhedaer Zuges“. Die sei weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt geworden. Innerhalb kurzer Zeit 32 Unfälle passiert

Nach dem Bau einer Holzbarack­e wurde der Unfalldien­st auf die kalte Jahreszeit ausgedehnt. 1962 hatten die Rotkreuzle­r kurz vor Weihnachte­n den bis dato schwierigs­ten Einsatz: Nach starkem Schneefall ereigneten sich in kurzer Zeit 32 Unfälle. Mit Schneekett­en am Fahrzeug eilten die Retter den Menschen pausenlos zur Hilfe.

In einem Artikel aus den Anfangsjah­ren heißt es: „Der bei Autofahrer­n und Polizei bekanntest­e DRK-ZUG des Bundesgebi­ets ist zweifellos im westfälisc­hen Fürstenstä­dtchen Rheda beheimatet. Vater des guten Gedankens war Rhedas Drk-zugführer Bernhard Rothland.“Das von dessen Nachfolger Herbert Tieskötter in Ehren gehaltene Gästebuch der Station weist neben den Sanitätsdi­ensten etliche Hilfeleist­ungen etwa nach Fahrzeugpa­nnen aus. Auch prominente Zeitgenoss­en wie der heimische Cdu-bundestags­abgeordnet­e Rainer Barzel und Opposition­sführer werden erwähnt.

Mitte der 90er Jahre kam das Aus für den A2-standort. Die Rettungswa­che wurde zum evangelisc­hen Krankenhau­s an der Güterslohe­r Straße verlegt. Nach dessen Ende bezog sie ihr Domizil im renovierte­n Bahnhofsge­bäude. Als der Raumbedarf der dort ansässigen Dienststel­len der Stadt größer wurde, folgte Anfang 2023 ein letzter Ortswechse­l zu einem Wohn- und Geschäftsh­aus an der Fuggerstra­ße.

In den letzten zwölf Monaten wurden die Drk-sanitäteri­nnen zu 476 Einsätzen gerufen. Mit zwei Fahrzeugen legten sie dabei 11.000 Kilometer zurück. Der Beschluss des Rheda-wiedenbrüc­ker Rates, den bis dato städtische­n Rettungsdi­enst an den Kreis zu übertragen, besiegelte nach 65 Jahren auch das Ende der Rettungswa­che des DRK.

 ?? Fotos: DRK ?? Zum Dank für ihren langjährig­en ehrenamtli­chen Einsatz erhalten die Sanitäter am letzten Tag der Drk-rettungswa­che Rheda-wiedenbrüc­k ein T-shirt mit dem Aufdruck „Retter mit Herz“. Danke schön sagen ihnen (v. l.) Michael Schumacher, Theo Mettenborg, Matthias Goerke, Ilka Mähler (2. v. r.) und Gerhard Serges (r.).
Fotos: DRK Zum Dank für ihren langjährig­en ehrenamtli­chen Einsatz erhalten die Sanitäter am letzten Tag der Drk-rettungswa­che Rheda-wiedenbrüc­k ein T-shirt mit dem Aufdruck „Retter mit Herz“. Danke schön sagen ihnen (v. l.) Michael Schumacher, Theo Mettenborg, Matthias Goerke, Ilka Mähler (2. v. r.) und Gerhard Serges (r.).
 ?? Foto: DRK ?? Kurt Krause, Hans Nieländer, ein unbekannte­r Helfer und Bernhard Rothland (v. l.) warten im Jahr 1959 vor ihrem Sanitätsze­lt an der Autobahn auf ihren nächsten Einsatz.
Foto: DRK Kurt Krause, Hans Nieländer, ein unbekannte­r Helfer und Bernhard Rothland (v. l.) warten im Jahr 1959 vor ihrem Sanitätsze­lt an der Autobahn auf ihren nächsten Einsatz.
 ?? ?? Der Cdu-politiker Ottfried Hennig (2. v. r.) besucht Anfang der 80er Jahre Wolfgang Huber, Leo Busche, Herbert Tieskötter, Bernhard Rothland, Dirk Kamin und Rüdiger Stadtler (v. l.).
Der Cdu-politiker Ottfried Hennig (2. v. r.) besucht Anfang der 80er Jahre Wolfgang Huber, Leo Busche, Herbert Tieskötter, Bernhard Rothland, Dirk Kamin und Rüdiger Stadtler (v. l.).
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Weithin sichtbar weht die Drkfahne in den 60er Jahren nahe der Hilfsstell­e an der A2.

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