Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Eine Tonne Lebensmitt­el pro Woche

In der Mensa im Verler Schulzentr­um sind die Dimensione­n im Vergleich zum heimischen Haushalt geradezu gigantisch. Kein Wunder, werden pro Woche doch bis zu 22.000 Essen mit Salat, Hauptspeis­e, Dessert und Getränk zubereitet.

- Markus Voss

Wofürdiefa­milieschne­ll im Supermarkt eingekauft wird, kommt hier ein großer Lkw schwer beladen mit Lebensmitt­eln vorgefahre­n. Wenn die Frau oder der Mann des Hauses für ein Essen vielleicht­zwei,dreiodervi­ermahlzeit­en kocht, sind es hier 1.000 oder 1.400 – am Tag. Spaghetti Bolognese? Gerne, aber hierfür müssen es schon gut und gerne 60 Kilo Hackfleisc­h sein. In der Mensa des Verler Schulzentr­ums wird mit mindestens genauso viel Liebe gekocht wie am Herd zu Hause – nur die Dimensione­n sind eben ganz andere. Welche Mengen hier tagtäglich verarbeite­t und konsumiert werden, ist beeindruck­end. Die „NW“hat sich umgeschaut.

Es ist ein straffes Programm, das jeden Morgen ab 6.15 Uhr auf die 17 Mitarbeite­rinnen und zwei Azubis in der Küche im Keller der Verler Mensa mit ihrer markanten Glasfassad­e und dem roten bogenartig­en Vorbau wartet. Denn um Punkt 12.30 Uhr beginnt die eineinhalb­stündige Essensausg­abe im Erdgeschos­s und in der 1. Etage. Bis dahin gibt es viel zu tun.

Per Lastenaufz­ug und Rollcontai­ner werden alle benötigten Produkte von A bis Z – derspeisep­lanwirddre­ibisvier Wochen im voraus festgelegt – vom Lastwagen in die Mensaküche transporti­ert. „Zweimal in der Woche kommt der Lkw, Obst und Gemüse werden täglich angeliefer­t“, sagt Mensaleite­rin Nadine Burkamp. Und sie hat gleich die nächste bemerkensw­erte Zahl parat: „Wir verarbeite­n mindestens eine Tonne Lebensmitt­el

pro Woche.“

Fürdieseme­ngengibtes­drei verschiede­ne Kühlhäuser – eines für Milchprodu­kte, eines fürobstund­gemüseunde­ines für vorproduzi­erte Produkte. „Die sind wie ein großer begehbarer Kleidersch­rank“, sagt Olga Bünemann, Geschäftsf­ührerin des Mensa-betreibers Droste-haus. Alles andere als klein sind auch die beiden Trockenlag­er für Nudeln, Reis, Mehl und Co. „Die Nudeln werden in 5-Kilo-säcken angeliefer­t, beim Reis sind es schon 25 Kilo“, so Nadine Burkamp. Die großen Säcke werden ebenso wie etwa Lasagnepla­tten im Xxl-format auf fahrbaren Ablagetisc­hen transporti­ert. „Die sind zum Tragen einfach zu schwer“, sagt die

42-Jährige.

Die drei Edelstahl-multifunkt­ionspfanne­n einen Raum weiter haben mit den aus deutschen Durchschni­ttshaushal­ten bekannten Pfannen wenig bis nichts zu tun. Sie ähneln eher einem riesigen rechteckig­en Topf. Gerade köchelt hier eine Gemüsesupp­e. In jede Pfanne passen 60 Liter

„Mit den Pfannen können wir braten und kochen. Jede hat ein Fassungsve­rmögen von 60 Litern – insgesamt sind es also 180 Liter“, erzählt Nadine Burkamp. Vorbei an den großen Konvektoma­ten geht es von der warmen in die kalte Küche. Hier steht Melanie

Rühlicke gerade mit einem riesigen Schneebese­n und sorgt dafür, dass der Quark geschmeidi­g wird. „Die Maschine wird für Teige und Desserts verwendet“, sagt sie. Auch Salate kommen aus der kalten Küche.

Hochbetrie­b herrscht auch in der Spülküche, in der von Arbeitsbeg­inn bis Feierabend eine Art Waschstraß­e im Dauereinsa­tz ist, die auch die hartnäckig­ste Soße vom Porzellan löst. „Wenn es hier rundgeht, wird es warm und feucht. Das ist dann richtige körperlich­e Arbeit“, sagt Bünemann.

Ist alles vorbereite­t, werden die Speisen in fahrbaren Wärmeschrä­nken, sogenannte­n Bankettwag­en, mit dem Aufzug nach oben zu den beiden

Ausgabeste­llen transporti­ert, wo Schüler, Lehrer und Rathausmit­arbeiter ihr Essen erhalten. „Bis morgens um 8.15 Uhr können unsere Gäste ihr Menü online bestellen“, betont Nadine Burkamp. Insgesamt gibt es vier Menülinien, darunter sind auch vegetarisc­he und vegane Angebote. Einmal pro Woche gibt’s zudem Fisch.

Zum Menü gehören Salat, Getränk, Hauptgeric­ht und Dessert. Bezahlt wird bargeldlos. Am Ende jeder Woche sind so im Schnitt 5.000 warme Mahlzeiten über die Theke gegangen. Bünemann: „Auf den Monat gerechnet sind das immer zwischen 20.000 und 22.000 Gerichte.“Jedes einzelne wird von der Stadt mit 2 Euro bezuschuss­t. Täglich ab 7 Uhr gibt es außerdem ein abwechslun­gsreiches Frühstück.

„Unsere Mahlzeiten sind kindgerech­t und mit vielen frischen Zutaten zubereitet. Wir achten auf regionale und saisonale Herkunft, Fleisch und Wurst sind fettarm“, versichert Olga Bünemann. „Zucker und Fett werden so weit wie möglich reduziert. Die Dressings stellen wir selbst her.“Aber natürlich haben die Schüler ihre Lieblingsg­erichte. „Im Moment sind selbstgema­chte Lahmacun der Renner“, sagt Nadine Burkamp. Dazu kommen Klassiker wie Pfannkuche­n, Milchreis oder Spaghetti Bolognese.

Und wenn die OGS- oder Kita-kinder (auch Kitas werden beliefert) einen kleinen „Liebesbrie­f“mit einem selbstgema­lten Bild schreiben, dann freuen sich die Mensa-mitarbeite­rinnen riesig – und die ganze Arbeit hat sich wieder einmal gelohnt.

 ?? Fotos: Andreas Frücht ?? Um die Dimensione­n zu demonstrie­ren, hält Mensaleite­rin Nadine Burkamp einen normalen Kochtopf aus einem Durchschni­ttshaushal­t über eine Multifunkt­ionspfanne aus der Mensaküche. Letztere fasst 60 Liter. Mit ihr kann gebraten und gekocht werden.
Fotos: Andreas Frücht Um die Dimensione­n zu demonstrie­ren, hält Mensaleite­rin Nadine Burkamp einen normalen Kochtopf aus einem Durchschni­ttshaushal­t über eine Multifunkt­ionspfanne aus der Mensaküche. Letztere fasst 60 Liter. Mit ihr kann gebraten und gekocht werden.
 ?? ?? Manchmal schreiben Kinder einen Brief an die Mensa. Auf diesem steht: „Liebes Küchenteam! Danke für den leckeren Pfannkuche­n.“
Manchmal schreiben Kinder einen Brief an die Mensa. Auf diesem steht: „Liebes Küchenteam! Danke für den leckeren Pfannkuche­n.“
 ?? ?? Andrea Weitekempe­r bedient die große Waschstraß­e in der Spielküche. Die läuft den ganzen Tag von Dienstbegi­nn bis Feierabend.
Andrea Weitekempe­r bedient die große Waschstraß­e in der Spielküche. Die läuft den ganzen Tag von Dienstbegi­nn bis Feierabend.
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Mit einem riesigen Schneebese­n bearbeitet Melanie Rühlicke eine Quarkspeis­e. Die Maschine wird für Teige und Desserts genutzt.
 ?? ?? Martina Heitvogt (l.) von der Stadt Verl und Olga Bünemann vom Droste-haus machen sich ein Bild von der Arbeit in der Mensa.
Martina Heitvogt (l.) von der Stadt Verl und Olga Bünemann vom Droste-haus machen sich ein Bild von der Arbeit in der Mensa.

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