Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
Eine Tonne Lebensmittel pro Woche
In der Mensa im Verler Schulzentrum sind die Dimensionen im Vergleich zum heimischen Haushalt geradezu gigantisch. Kein Wunder, werden pro Woche doch bis zu 22.000 Essen mit Salat, Hauptspeise, Dessert und Getränk zubereitet.
Wofürdiefamilieschnell im Supermarkt eingekauft wird, kommt hier ein großer Lkw schwer beladen mit Lebensmitteln vorgefahren. Wenn die Frau oder der Mann des Hauses für ein Essen vielleichtzwei,dreioderviermahlzeiten kocht, sind es hier 1.000 oder 1.400 – am Tag. Spaghetti Bolognese? Gerne, aber hierfür müssen es schon gut und gerne 60 Kilo Hackfleisch sein. In der Mensa des Verler Schulzentrums wird mit mindestens genauso viel Liebe gekocht wie am Herd zu Hause – nur die Dimensionen sind eben ganz andere. Welche Mengen hier tagtäglich verarbeitet und konsumiert werden, ist beeindruckend. Die „NW“hat sich umgeschaut.
Es ist ein straffes Programm, das jeden Morgen ab 6.15 Uhr auf die 17 Mitarbeiterinnen und zwei Azubis in der Küche im Keller der Verler Mensa mit ihrer markanten Glasfassade und dem roten bogenartigen Vorbau wartet. Denn um Punkt 12.30 Uhr beginnt die eineinhalbstündige Essensausgabe im Erdgeschoss und in der 1. Etage. Bis dahin gibt es viel zu tun.
Per Lastenaufzug und Rollcontainer werden alle benötigten Produkte von A bis Z – derspeiseplanwirddreibisvier Wochen im voraus festgelegt – vom Lastwagen in die Mensaküche transportiert. „Zweimal in der Woche kommt der Lkw, Obst und Gemüse werden täglich angeliefert“, sagt Mensaleiterin Nadine Burkamp. Und sie hat gleich die nächste bemerkenswerte Zahl parat: „Wir verarbeiten mindestens eine Tonne Lebensmittel
pro Woche.“
Fürdiesemengengibtesdrei verschiedene Kühlhäuser – eines für Milchprodukte, eines fürobstundgemüseundeines für vorproduzierte Produkte. „Die sind wie ein großer begehbarer Kleiderschrank“, sagt Olga Bünemann, Geschäftsführerin des Mensa-betreibers Droste-haus. Alles andere als klein sind auch die beiden Trockenlager für Nudeln, Reis, Mehl und Co. „Die Nudeln werden in 5-Kilo-säcken angeliefert, beim Reis sind es schon 25 Kilo“, so Nadine Burkamp. Die großen Säcke werden ebenso wie etwa Lasagneplatten im Xxl-format auf fahrbaren Ablagetischen transportiert. „Die sind zum Tragen einfach zu schwer“, sagt die
42-Jährige.
Die drei Edelstahl-multifunktionspfannen einen Raum weiter haben mit den aus deutschen Durchschnittshaushalten bekannten Pfannen wenig bis nichts zu tun. Sie ähneln eher einem riesigen rechteckigen Topf. Gerade köchelt hier eine Gemüsesuppe. In jede Pfanne passen 60 Liter
„Mit den Pfannen können wir braten und kochen. Jede hat ein Fassungsvermögen von 60 Litern – insgesamt sind es also 180 Liter“, erzählt Nadine Burkamp. Vorbei an den großen Konvektomaten geht es von der warmen in die kalte Küche. Hier steht Melanie
Rühlicke gerade mit einem riesigen Schneebesen und sorgt dafür, dass der Quark geschmeidig wird. „Die Maschine wird für Teige und Desserts verwendet“, sagt sie. Auch Salate kommen aus der kalten Küche.
Hochbetrieb herrscht auch in der Spülküche, in der von Arbeitsbeginn bis Feierabend eine Art Waschstraße im Dauereinsatz ist, die auch die hartnäckigste Soße vom Porzellan löst. „Wenn es hier rundgeht, wird es warm und feucht. Das ist dann richtige körperliche Arbeit“, sagt Bünemann.
Ist alles vorbereitet, werden die Speisen in fahrbaren Wärmeschränken, sogenannten Bankettwagen, mit dem Aufzug nach oben zu den beiden
Ausgabestellen transportiert, wo Schüler, Lehrer und Rathausmitarbeiter ihr Essen erhalten. „Bis morgens um 8.15 Uhr können unsere Gäste ihr Menü online bestellen“, betont Nadine Burkamp. Insgesamt gibt es vier Menülinien, darunter sind auch vegetarische und vegane Angebote. Einmal pro Woche gibt’s zudem Fisch.
Zum Menü gehören Salat, Getränk, Hauptgericht und Dessert. Bezahlt wird bargeldlos. Am Ende jeder Woche sind so im Schnitt 5.000 warme Mahlzeiten über die Theke gegangen. Bünemann: „Auf den Monat gerechnet sind das immer zwischen 20.000 und 22.000 Gerichte.“Jedes einzelne wird von der Stadt mit 2 Euro bezuschusst. Täglich ab 7 Uhr gibt es außerdem ein abwechslungsreiches Frühstück.
„Unsere Mahlzeiten sind kindgerecht und mit vielen frischen Zutaten zubereitet. Wir achten auf regionale und saisonale Herkunft, Fleisch und Wurst sind fettarm“, versichert Olga Bünemann. „Zucker und Fett werden so weit wie möglich reduziert. Die Dressings stellen wir selbst her.“Aber natürlich haben die Schüler ihre Lieblingsgerichte. „Im Moment sind selbstgemachte Lahmacun der Renner“, sagt Nadine Burkamp. Dazu kommen Klassiker wie Pfannkuchen, Milchreis oder Spaghetti Bolognese.
Und wenn die OGS- oder Kita-kinder (auch Kitas werden beliefert) einen kleinen „Liebesbrief“mit einem selbstgemalten Bild schreiben, dann freuen sich die Mensa-mitarbeiterinnen riesig – und die ganze Arbeit hat sich wieder einmal gelohnt.