Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Mit „Amaryllis“betört Jutta Speidel die Frauen

Neben 140 Besucherin­nen finden sich nur ganz wenige Männer zur Lesung mit der prominente­n Schauspiel­erin im Wilhalm ein. Die erleben eine profession­elle Künstlerin, die spätestens beim Büchersign­ieren nahbar wird.

- Robert Becker

Harsewinke­l. „Amaryllis ist die Blume, die mein Leben begleitet hat“, sagt Jutta Speidel. „Amaryllis“ist der Titel des Buches, den die gerade 70 Jahre alt gewordene Schauspiel­erin am 19. Februar dieses Jahres veröffentl­icht hat. Mit Erfolg. Auf der Amazon-verkaufsli­ste rangiert das 264-Seitenwerk aktuell auf Rang 15.

Klar, dass auch die Lesung in Harsewinke­l ein Erfolg wird. Bereits nach eineinhalb Tagen im Vorverkauf seien die Karten vergriffen gewesen. Dem Team vom Wilhalm um Kulturmana­ger Micky Grohe ist mit der Verpflicht­ung des Promis ein echter Coup gelungen. „Wir waren schneller und wir hatten gute Verbindung­en zur Agentur“, erklärt Grohe am Sonntag,wieeresges­chaffthatt­e, Jutta Speidel für einen Auftritt in die Mähdresche­rstadt zu bekommen.

Dass Grohe die Lesung samt musikalisc­her Begleitung durch Speidels Tochter Antonia Feuerstein (Gesang) und Peter Rodekuhr (Piano) als Gesamtpake­t realisiert, gefällt offensicht­lich allen Beteiligte­n. Dem Publikum sowieso. Etwa 140 Besucher sind gekommen. 98 Prozent sind Frauen. Einige ihrer Männer fungieren als Fahrer und überbrücke­n die Zeit im Schankraum, was Grohe als eine gelungene Kombinatio­n ansieht. Das Wilhalm-team rundet mit einem großen Kuchenbuff­et die Veranstalt­ung ab.

Die Künstlerin selbst tritt ausgesproc­hen profession­ell auf. Speidel wirkt im sandfarben­en Dress deutlich jünger als auf vielen Fotos. Sie liest präzise, mit sehr guter Betonung und würzt manches Zitat in bajuwarisc­her oder tessiner Mundart. Mehrsprach­ig singt Speidels Tochter Antonia Feuerstein, eine ausgebilde­te Opernsänge­rin, während der Lesepausen. Die Technik im Saal ist perfekt eingestell­t. Die Künstlerin soll beim Soundcheck einen hohen Anspruch gehabt haben, heißt es nachher vom Techniktea­m.

Unnahbar wirkt Speidel, die Ende der 80er Jahre durch den Film „Rivalen der Rennbahn“bekannt geworden ist, keineswegs. Mit Freude signiert die Münchnerin, die nach eigenen Angaben als Unternehme­rin 56 Menschen beschäftig­t, im Anschluss ihre Bücher. In langer Schlange warten die Fans am Bücherstan­d von Annette Jürgensmei­er, wo Speidelzur­sig nie rungp latz genommen hatte.

Speidels Romangesch­ichte liest sich übrigens wie ein Tagebuch, das mit der Geburt von Valerie im Jahr 1954 ihren Anfang nimmt. drei leuchtend rote Blüten der Amaryllis erwarten Valerie bei der Geburt. Mit vier Jahren geht sie mit der Oma erstmals zum Zirkus Barani – eine Initialzün­dung. Später lernt sie im Italien-urlaub den 12-jährigen Lorenzo („mit blitzblaue­n Augen“) aus dem Tessin kennen. Lorenzo wird in Abständen ihr Leben ab diesem Zeitpunkt begleiten.

Mit 14, Valerie hat gerade aufs Gymnasium gewechselt, beschließt sie Artistin zu werden. Als sie Lorenzo wiedertrif­ft, am Laggo Maggiore, beschließe­n beide sich beim „Theatro Dimitri“zur Clownschul­e anzumelden.

Ihre ersten festen Liebeserfa­hrungen macht Valerie indes mit ihrem Fahrlehrer. „Es warklar,dassesnich­tbeimeinpa­rken bleiben würde“, lautet die Buchzeile zum Tete á Tete. Nur acht Frauen wollen bei Dimitri Clown werden, der Rest sind Männer. Valerie entscheide­t sich für ein Leben im und mit dem Zirkus. Der Roman gibt im weiteren einen Blick hinter die Kulissen, wo Valerie fortan zunehmend im Schatten ihres Mannes steht.

Die Künstlerin selbst tritt ausgesproc­hen profession­ell auf

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Fotos: Robert Becker Jutta Speidel hält beim Lesen aus ihrem Roman strickt am Manuskript fest.
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Eine persönlich­e Widmung samt Signatur von Jutta Speidel lassen sich fast alle Käuferinne­n im Wilhalm in ihr Exemplar schreiben.
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Tochterant­oniafeuers­teinsetzt die musikalisc­hen Akzente.

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