Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
Mit „Amaryllis“betört Jutta Speidel die Frauen
Neben 140 Besucherinnen finden sich nur ganz wenige Männer zur Lesung mit der prominenten Schauspielerin im Wilhalm ein. Die erleben eine professionelle Künstlerin, die spätestens beim Büchersignieren nahbar wird.
Harsewinkel. „Amaryllis ist die Blume, die mein Leben begleitet hat“, sagt Jutta Speidel. „Amaryllis“ist der Titel des Buches, den die gerade 70 Jahre alt gewordene Schauspielerin am 19. Februar dieses Jahres veröffentlicht hat. Mit Erfolg. Auf der Amazon-verkaufsliste rangiert das 264-Seitenwerk aktuell auf Rang 15.
Klar, dass auch die Lesung in Harsewinkel ein Erfolg wird. Bereits nach eineinhalb Tagen im Vorverkauf seien die Karten vergriffen gewesen. Dem Team vom Wilhalm um Kulturmanager Micky Grohe ist mit der Verpflichtung des Promis ein echter Coup gelungen. „Wir waren schneller und wir hatten gute Verbindungen zur Agentur“, erklärt Grohe am Sonntag,wieeresgeschaffthatte, Jutta Speidel für einen Auftritt in die Mähdrescherstadt zu bekommen.
Dass Grohe die Lesung samt musikalischer Begleitung durch Speidels Tochter Antonia Feuerstein (Gesang) und Peter Rodekuhr (Piano) als Gesamtpaket realisiert, gefällt offensichtlich allen Beteiligten. Dem Publikum sowieso. Etwa 140 Besucher sind gekommen. 98 Prozent sind Frauen. Einige ihrer Männer fungieren als Fahrer und überbrücken die Zeit im Schankraum, was Grohe als eine gelungene Kombination ansieht. Das Wilhalm-team rundet mit einem großen Kuchenbuffet die Veranstaltung ab.
Die Künstlerin selbst tritt ausgesprochen professionell auf. Speidel wirkt im sandfarbenen Dress deutlich jünger als auf vielen Fotos. Sie liest präzise, mit sehr guter Betonung und würzt manches Zitat in bajuwarischer oder tessiner Mundart. Mehrsprachig singt Speidels Tochter Antonia Feuerstein, eine ausgebildete Opernsängerin, während der Lesepausen. Die Technik im Saal ist perfekt eingestellt. Die Künstlerin soll beim Soundcheck einen hohen Anspruch gehabt haben, heißt es nachher vom Technikteam.
Unnahbar wirkt Speidel, die Ende der 80er Jahre durch den Film „Rivalen der Rennbahn“bekannt geworden ist, keineswegs. Mit Freude signiert die Münchnerin, die nach eigenen Angaben als Unternehmerin 56 Menschen beschäftigt, im Anschluss ihre Bücher. In langer Schlange warten die Fans am Bücherstand von Annette Jürgensmeier, wo Speidelzursig nie rungp latz genommen hatte.
Speidels Romangeschichte liest sich übrigens wie ein Tagebuch, das mit der Geburt von Valerie im Jahr 1954 ihren Anfang nimmt. drei leuchtend rote Blüten der Amaryllis erwarten Valerie bei der Geburt. Mit vier Jahren geht sie mit der Oma erstmals zum Zirkus Barani – eine Initialzündung. Später lernt sie im Italien-urlaub den 12-jährigen Lorenzo („mit blitzblauen Augen“) aus dem Tessin kennen. Lorenzo wird in Abständen ihr Leben ab diesem Zeitpunkt begleiten.
Mit 14, Valerie hat gerade aufs Gymnasium gewechselt, beschließt sie Artistin zu werden. Als sie Lorenzo wiedertrifft, am Laggo Maggiore, beschließen beide sich beim „Theatro Dimitri“zur Clownschule anzumelden.
Ihre ersten festen Liebeserfahrungen macht Valerie indes mit ihrem Fahrlehrer. „Es warklar,dassesnichtbeimeinparken bleiben würde“, lautet die Buchzeile zum Tete á Tete. Nur acht Frauen wollen bei Dimitri Clown werden, der Rest sind Männer. Valerie entscheidet sich für ein Leben im und mit dem Zirkus. Der Roman gibt im weiteren einen Blick hinter die Kulissen, wo Valerie fortan zunehmend im Schatten ihres Mannes steht.
Die Künstlerin selbst tritt ausgesprochen professionell auf