Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
Vorwurf an Morkes: „ Beratungsresistent und ohne Visionen“
Bündnis 90/Die Grünen beschließen die Kampagne zur Abwahl des suspendierten Bürgermeisters und zu einem Neustart für die Stadt.
Gütersloh. Jetzt steht es fest: Bündnis 90/Die Grünen starten eine Kampagne zur Abwahl des suspendierten Bürgermeisters Norbert Morkes parallel zu den Europawahlen am 9. Juni. Das beschloss die Jahreshauptversammlung des Ortsverbandes einstimmig. Sprecherin Stefanie Meier nannte es „das andere aktuelle Brandthema“neben dem städtischen Haushalt. Die Grünen hofften „sehr, dass wir die Bürgerinnen und Bürger dazu bewegen, gegen Herrn Morkes und für Gütersloh zu stimmen“, sagte Fraktionssprecherin Gitte Trostmann.
Die gut 20 Versammelten stimmten am Samstag dem Vorhaben zu, „eine Kampagne für einen Neustart für Gütersloh“zu starten. Darin sollen „möglichst viele weitere demokratische Parteien und gesellschaftliche Akteurinnen undakteureeingebundenwerden.“Trostmann gab einen Abriss der Ursachen, die zur Suspendierung des Stadtoberhauptes führten. Schon vorher habe sich der 2020 Gewählte
selbst als „Bürgermeister in der Ausbildung“bezeichnet, sich aber „von niemandem“etwas sagen lassen, sich vielmehr „beratungsresistent gezeigt“. Die von ihm geleiteten Ratssitzungen seien „eher gruselig“gewesen. Morkes habe sich „nicht in Themen rein gearbeitet“, auch „keine Visionen“gehabt“.
Mit den „Attacken gegen
Jan-erik Weinekötter“, seinerzeit Geschäftsführer von GT Marketing, kam die zweite stellvertretende Bürgermeisterin zu den konkreten, das Zerwürfnis zwischen Morkes und den allermeisten Politikern im Rat begründenden Dingen. Sie wies hin auf das zehnseitige Schreiben der Beigeordneten, in dem ihm unter anderem sexistische Äußerungen und nicht statthafte Nutzung von Dienstfahrzeugen vorgehalten werden. Es folgten Disziplinarverfahren und Suspendierung. Nach von Morkes zurückgewiesenen Rücktrittsforderungen wurde ein Abwahlverfahren geplant.
„Wir müssen motivieren, motivieren, motivieren“
„Wir brauchen 22.000 Stimmen für die Abwahl“, sagte Trostmann. „Wir müssen motivieren, motivieren, motivieren.“Angesichts der Kosten für dasabwahlverfahren(diestadt rechnet inklusive der Aufwendungen für eine Neuwahl mit mehr als einer halben Million Euro) betonte Landtagsabgeordnete Wibke Brems: „Demokratie kostet Geld.“Es sei auch zu bedenken, was das aus dem Ärger um den Bürgermeister resultierende „Prestige für Gütersloh negativer Art“koste. Laut grünem Kreissprecher Can Erdal hat Morkes auch „die Vernetzung im Kreis schleifen lassen“, hat Gütersloh unter ihm „nirgendwo stattgefunden.“
Auf die Frage, wie es bei einem Scheitern der Abwahl weitergehe: Schulterzucken. Es könne sich momentan „keiner vorstellen, wie das gehen soll“, so Trostmann. „Dann haben wir anderthalb harte Jahre vor uns“, deutete sie auf die nächsten regulären Kommunalwahlen 2025. Can Erdal: „Wir werden weiter unsere Arbeit machen.“
Nachdem Ratsfrau Ines Böhm die grünen Kernpunkte bei den Europawahlen vorgestellt hatte, wurde Sara Pérez de Siles Fernandez als Co-sprecherin des 130 Mitglieder zählenden Ortsverbandes verabschiedet. Vielfältige Aufgaben in Familie und Beruf hatten sie veranlasst, nicht erneut zu kandidieren.
Verabschiedet wurden auch der seit 1997 in verschiedenen Funktionen im Vorstand aktive Martin Sellenschütter und Beisitzer Ingold Klee.
Zum neuen Co-sprecher neben der wieder gewählten Stefanie Meier bestimmten die Mitglieder Matthias Bode. Kassiererin Tanja Plümer und Schriftführer Andreas Brems wurden in ihren Ämtern bestätigt.