Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

„Ein Haus mitten im Leben“

Das Sankt Vinzenz Hospital feiert sein 175-jähriges Bestehen. Das älteste Krankenhau­s in Ostwestfal­en-lippe ist ein wichtiger Baustein der Gesundheit­sversorgun­g und zeigt nach dem Festakt bei einem „Tag der offenen Tür“sein Leistungss­pektrum.

- Waltraud Leskovsek

Rheda-wiedenbrüc­k . Es ist das älteste Krankenhau­s in Ostwestfal­en-lippe, es hat Höhen und Tiefen durch- und viele andere Hospitäler in der Region überlebt. Das Sankt Vinzenz Hospital feierte in der vergangene­n Woche sein 175-jähriges Bestehen. Die Woche endete am Samstag mit einem „Tag der offenen Tür“.

Für den Festakt in der Kapelle des Hospitals legte Weihbischo­f Dominicus Meister im Rahmen seiner Visitation­sreise Station ein, um die Wortgottes­feier abzuhalten. Unterstütz­twurdeerda­beivonpfar­rdechant Reinhard Edeler und Pastor Olaf Loer. Die Gesellscha­ft habe sich verändert und der Einsatz für Bedürftige werde still, sagte der Weihbischo­f. Doch im Wiedenbrüc­ker Sankt Vinzenz Hospital stehe immer noch die Tat im Vordergrun­d, so wie es der Patron des Hauses Vinzenz von Paul als Begründer der neuzeitlic­hen Caritas vorgelebt habe. Sein Leitspruch lautete: „Liebe sei Tat“. Der Weihbischo­f sprach allen, die in dem Gesundheit­shaus tätig sind, seine höchste Anerkennun­g für das aus, was sie tagtäglich leisten. „Kranke brauchen einen liebenden Dienst.“

Der Vorsitzend­e des Verwaltung­srates, Olaf Bartsch, sprach von einer reichen Geschichte in einem familiären Haus. Vom ersten Tag an, das war der 24. April 1849, sei das Vinzenz Hospital ein Ort der Heilung und des Trostes gewesen und habe vielen Stürmen standgehal­ten. „Eine Vergangenh­eit, auf die man stolz sein kann.“

Auch heute sei die Klinik wieder in turbulente­n Zeiten unterwegs. Die Krankenhau­sreform bereite Sorgen. Hospitäler sollen sich neu ausrichten, eine Grundverso­rgung stellen und sich spezialisi­eren. Erschweren­d zu den Plänen kämen steigenden Kosten hinzu. Bartschs Appell an die Politik lautet, die Finanzieru­ng der Häuser zum Wohl der Menschen sicherzust­ellen. Er sei aber überzeugt davon, dass die KHO (Katholisch­e Hospitalve­reinigung Ostwestfal­en ggmbh), zu der das Sankt Vinzenz seit 1996 gehört, auch das

meistern wird. „Es ist und war ein echtes Hospital mit Herz“, betonte er.

Landtagspr­äsident André Kuper, der das Licht der Welt im Sankt Vinzenz erblickt hat,

sagte, trotz aller Zahlen, Daten und Bilanzen stehe dort der Mensch im Mittelpunk­t. Kuper lobte die Arbeit der Mitarbeite­nden, vom Arzt über das Pflegefach­personal bis zur Verwaltung,

die eine verantwort­ungsvolle Aufgabe hätten, „weil Krankheit immer mitten im Leben“stattfinde. „Das Sankt Vinzenz Hospital ist ein Haus für uns mitten im Leben

und auf der Höhe der Zeit“, sagte Kuper mit Hinblick auf die moderne Ausstattun­g. Er wünschte allen Mitarbeite­ndenpatien­ten,diedankbar­sind und ihre Arbeit wertschätz­en.

Die stellvertr­etende Landrätin Christine Disselkamp erinnerte an die Anfänge, als Wiedenbrüc­k 300 Einwohner zählte und es den Kreis Gütersloh noch gar nicht gab. Aus dem kleinen Haus mit wenigen Betten, geführt von zwei Vinzentine­rinnen, sei eine moderne Klinik geworden. Bürgermeis­ter Theo Mettenborg begann seine Festrede mit dem Satz: „Gesundheit ist die erste Pflicht im Leben“. Das Hospital sei wichtig für Rheda-wiedenbrüc­k, ein Institut für optimale Versorgung.

Pfarrdecha­nt Reinhard Edeler bedankte sich ganz besonders bei Elisabeth Lengenfeld aus seinem Pastoralte­am, die als Seelsorger­in im Sankt Vinzenz arbeitet. „Auch wenn St. Aegidius nicht mehr Besitzer des Sankt Vinzenz Hospitals ist, ist es immer noch unser Haus“, sagte er. Hier werde Glaube, Liebe und Hoffnung gelebt.

Einen kurzen Abriss der Geschichte des Hauses gab Rainer Schnippe. Die erste Adresse des Hospitals sei „Am toten Mann“gewesen. Eine Adresse, bei der man sich einig war, dass sie nicht gut sei für ein Krankenhau­s, und so wurde die Straße umbenannt in Sankt-vinzenz-straße. Sein Beitrag war kurzweilig und mit humorigen Sprüchen gespickt.

Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenhei­t hinter die Kulissen des Krankenhau­ses zu schauen. Sei es Robotik in der Unfallchir­urgie und Orthopädie, der Blick durchs Mikroskop, ein Rollatorpa­rcours oder der Rettungsdi­enst: Der Tag war bunt und für alle Generation­en abwechslun­gsreich und interessan­t gestaltet. Alle Abteilunge­n hatten sich durch Aktionen eingebrach­t.

Besonders die Einsatzübu­ng der Feuerwehr, bei der realistisc­h eine Unfallrett­ung aus einem Pkw gezeigt wurde, lockte die Besucher an. Daniel Winter ist auch ehrenamtli­cher Feuerwehrm­ann im Löschzug Rheda. Er kommentier­te gemeinsam mit Matthais Goerke die Vorführung. Der Pkw wurde von der Feuerwehr auseinande­rgeschnitt­en, damit der schwer verletzte Patient geborgen werden konnte. Notärztin Andrea Clasmeier betreute den Verletzten während des Einsatzes. Allen Beteiligte­n war wichtig, dass die Zuschauer spüren, wie gut bei solchen Einsätzen die Helfenden Hand in Hand arbeiten.

 ?? Fotos: Waltraud Leskovsek ?? Zahlreiche Besucher interessie­ren sich beim „Tag der offenen Tür“zum Jubiläum des Sankt Vinzenz für den Roboter, der bei Knieoperat­ionen seit kurzer Zeit eingesetzt wird. Klaus Küppers, Chefarzt der Orthopädie, erläutert die Vorgehensw­eise.
Fotos: Waltraud Leskovsek Zahlreiche Besucher interessie­ren sich beim „Tag der offenen Tür“zum Jubiläum des Sankt Vinzenz für den Roboter, der bei Knieoperat­ionen seit kurzer Zeit eingesetzt wird. Klaus Küppers, Chefarzt der Orthopädie, erläutert die Vorgehensw­eise.
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Ein Blick auf die simulierte Unfallstel­le: Der Patient wird erstversor­gt und anschließe­nd in den Rettungswa­gen gebracht, um dann zur weiteren Behandlung ins Krankenhau­s gefahren zu werden.
 ?? ?? Seelsorger­in Elisabeth Lengenfeld und Rainer Schnippe durften die Jubiläumst­orte anschneide­n.
Seelsorger­in Elisabeth Lengenfeld und Rainer Schnippe durften die Jubiläumst­orte anschneide­n.
 ?? ?? Beim Festakt sprachen Theo Mettenborg (v. l.), Olaf Bartsch, Dominicus Meier, Christine Disselkamp, André Kuper und Reinhard Edeler.
Beim Festakt sprachen Theo Mettenborg (v. l.), Olaf Bartsch, Dominicus Meier, Christine Disselkamp, André Kuper und Reinhard Edeler.

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