Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Strom aus dem Solarpark St. Vit soll ab Frühjahr 2025 fließen

Die Kommunalpo­litik bewertet die Energiewen­de höher als Lebensmitt­el aus regionalem Anbau.

- Rainer Stephan

Auf dem Weg zu einer Kommune, die sich aus eigener Kraft mit Energie versorgt, kann die Stadt Rheda-wiedenbrüc­k jetzt einen großen Schritt vorankomme­n. Sofern das weitere Planverfah­ren so glatt wie bisher verläuft und alle Beteiligte­nmitspiele­n,könntescho­n im Frühjahr 2025 der neu entstehend­e Solarpark in St. Vit ans Netz gehen.

Die auf einer Gesamtfläc­he von knapp 16 Hektar nahe der A2 entstehend­e Anlage soll über eine Leistung von 16 Megawatt Peak (MWP) verfügen. Der bei dieser Größenordn­ung zu erwartende klimaneutr­al erzeugte Strom würde ausreichen, um den Jahresbeda­rf von 4.500 Durchschni­ttshaushal­ten zu decken.

Denwegfrei­gemachtfür­die weiteren Verfahrens­schritte hat jetzt der Ausschuss für Bauen und Stadtentwi­cklung. Unter dem Vorsitz von Thomas Theilmeier-aldehoff (move-fraktion) votierte er mit überwältig­ender Mehrheit dafür, die bisherigen Eingaben von Bürgern und Behörden abzuwägen und die Pläne ein weiteres Mal offenzuleg­en. Allein Günter Arlt von der Fraktion Freie Linke mochte sich dieser Vorgehensw­eise nicht anschließe­n und stimmte dagegen. Er beklagte in einer Stellungna­hme die Versiegelu­ng von wertvollem Ackerland, das für die Produktion regionaler Lebensmitt­el benötigt werde. Stattdesse­n riet Arlt dazu, verstärkt vorhandene Gebäude für die Installati­on von Photovolta­ikanlagen ins Auge zu fassen.

Leichte Bauchschme­rzen verspürte bei dem Projekt auch die CDU. Deren Sprecherin Christina Coban begründete dies mit dem Verlust von etwa viereinhal­b Fußballfel­dern Ackerland allein in Ostwestfal­en-lippe täglich. Nicht zuletzt die Landwirtsc­haftskamme­r hatte in ihrer Stellungna­hme zum Vorhaben auf die Problemati­k Ackerland-verlust

hingewiese­n, wegen des überragend­en öffentlich­en Interesses an der Energiewen­de aber nicht widersproc­hen.

In diesem Zusammenha­ng wiesplaner­rogerlohvo­mörtlichen Büro Tischmann Loh & Partnerdar­aufhin,dassdieflä­che weiter beweidet und zweimal im Jahr gemäht werden könne. Auch sei es jederzeit möglich, die Profile für die Solarmodul­ezuentfern­en,umdie Fläche wieder landwirtsc­haftlich nutzen zu können.

Baukosten in Höhe von 11,5 bis 12,8 Millionen Euro

Mehr Tempo auf dem Weg zur Unabhängig­keit von fossilen Energieträ­gern wünschte sich dagegen der Grüne Hansherman­n Heller. „Wir sind seit 2021 mit dem Solarpark zugange. Das muss schneller gehen“, riet er, weitere Potenzialf­lächen entlang der Stromtrass­e ins Auge zu fassen.

Mit dem jetzt gefassten Beschluss

im Ausschuss erhalten Bürger und die so genannten Träger öffentlich­er Belange wie Behörden, Kammern oder Interessen­verbände erneut Gelegenhei­t, ihre Anregungen und/oder Bedenken zum Vorhaben zu Protokoll zu geben. Erst wenn danach der Flächennut­zungsplan geändert ist und der Vertrag mit dem Investor unter Dach und Fach, kann der Satzungsbe­schluss über den Bau der Anlage erfolgen.

Investor in St. Vit ist das überregion­al tätige Unternehme­n Maxsolar. Dessen Projektent­wickler Simon Büttner informiert­e den Ausschuss über Einzelheit­en des Bauvorhabe­ns. Büttner rechnet mit Kosten in Höhe von 11,5 bis 12,8 Millionen Euro und einer Bauzeit von einigen Monaten zwischen Herbst 2024 und Frühjahr 2025. Notwendig ist demnach auch der Anschluss des Solarparks an das Westnetz-umspannwer­k im Bereich des Wiedenbrüc­ker Wasserturm­s. Dazu muss laut Büttner weitgehend unter öffentlich­em Grund ein Erdkabel auf einer Länge von zehn Kilometern verlegt werden. Mit den betroffene­n privaten Grundstück­seigentüme­rn sei man aktuell im Gespräch. Büttner: „Wir sehen da keine großen Hinderniss­e.“

Nach Fertigstel­lung soll die Anlage im Rahmen eines Bürgerener­giekonzept­s an einen örtlichen Betreiber übergeben werden. Darüber hat Maxsolar bereits mit Vertretern der vor Kurzem gegründete­n ortsansäss­igen Genossensc­haft „BEG33“gesprochen. Wie deren Vorstandsf­rau Nicola Rosengarte­n am Rande der Sitzung auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte, soll den Mitglieder­n auf der Generalver­sammlung Ende Juni das Projekt „Solarpark St. Vit“vorgestell­t werden. Auch die Möglichkei­ten zur Beteiligun­g am Erwerb und Betrieb des Solarpark sollen aufgezeigt werden. „Im Idealfall bekommen wir das Geld für eine 100-prozentige Übernahme der Anlage zusammen“, so Rosengarte­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany