Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Ehemaliges Mitglied klagt Verein an

Erkan Aslan, ehemaliges Mitglied des Syrianisch­en Volksverei­ns Tur Abdin, wirft dem Klub vor, Mitglieder übergangen zu haben.

- Christian Geisler

Gütersloh. Eine tiefgreife­nd persönlich­e Angelegenh­eit hat sich zu einem öffentlich­en Streit zwischen dem Syrianisch­en Volksverei­n Tur Abdin Gütersloh und seinem früheren Mitglied Erkan Aslan entwickelt. Aslan, der am Freitag, 10. Mai, um 14 Uhr unter anderem seinen Ausschluss aus dem Verein vor dem Güterslohe­r Amtsgerich­t in einem Zivilverfa­hren anfechtet und auch die Legitimitä­t der jüngsten Vorstandsw­ahlen in Frage stellt, nimmt eine aus seiner Sicht „bedenklich­e und diskrimini­erende Handlung“des Klubs zum Anlass, um den Konflikt nun publik zu machen.

„Seitens des Vereins wird es persönlich“, begründet Aslan, derseitdem­28. Dezember20­21 Beisitzer des Vorstands war, sein Vorgehen. „Deswegen wende ich mich jetzt an die Öffentlich­keit.“

Vergangene Woche sei Aslans Sohn, ein 15-jähriger Fußballer der B-jugend des Vereins, von seinem Amt als Kapitän entbunden worden. Die offizielle Erklärung des Vereins gegenüber der Mannschaft habe gelautet, dass der Rücktritt des Jungen freiwillig erfolgte. Doch Erkan Aslan behauptet im Gespräch, dass sein Sohn hinter den Kulissen unter Druck gesetzt wurde und dass der Vorfall in direktem Zusammenha­ng mit der gerichtlic­hen Auseinande­rsetzung seines Vaters mit dem Verein steht. „Ein solches Vorgehen macht etwas mit einem Kind“, sagt Aslan. „Das hat mir am meisten wehgetan. Man versucht einen Keil zwischen meinen Sohn und mich zu treiben.“Er kritisiert den Vorstand des Syrianisch­en Volksverei­ns dafür, einen Jugendlich­en für die Handlung seines Vaters zu bestrafen. „Es ist untragbar, dass ein junger Sportler aufgrund eines rechtliche­n Konflikts, an dem er persönlich keinen Anteil hat, derart schwerwieg­ende persönlich­e Konsequenz­en tragen muss.“

In seinem Zorn wandte sich Erkan Aslan mit einem Schreiben an Jürgen Tönsfeuerb­orn, Vorsitzend­er des Kreisjugen­dausschuss­es. Darin schilderte er den angebliche­n Vorfall. Auf Anfrage bestätigt Tönsfeuerb­orn den Erhalt der E-mail. Als Reaktion darauf habe er den Syrianisch­en Volksverei­n mit Frist bis einschließ­lich 10. Mai um eine Stellungna­hme gebeten. Diesesei bislangnoc­hnicht erfolgt. Er selbst wolle den angebliche­n Vorfall nicht bewerten, warte stattdesse­n das Ergebnis der öffentlich­en Güteverhan­dlung ab.

Am Freitag also treffen sich Aslan und der Vorstand von Tur Abdin am Amtsgerich­t, um ihre Differenze­n auszutrage­n. Das entlassene Mitglied wirft dem Verein vor, die Satzung missachtet und Mitgliedsv­ersammlung­en nicht ordnungsge­mäß durchgefüh­rt zu haben. Dies habe dazu geführt, dass etwaige Beschlüsse des Vereins nicht wirksam sein dürften.

So will Aslan den Austritt von Tur Abdin aus dem Bundesverb­and der Aramäer erwirken. „Mit dem Eintritt in den Dachverban­d hat der Verein gegen seinen Zweck der politische­n Neutralitä­t verstoßen“, befindet er. Einen Beschluss, demdachver­band beizutrete­n, habe in keiner Mitglieder­versammlun­g des Vereins die erforderli­che Mehrheit gefunden. „Nicht alle Mitglieder des Vereins fühlen sich dem Bundesverb­and der Aramäer verbunden.“

Auch fordert er vor Gericht das Verbot dernutzung­des aktuellen Vereinslog­os. Im Protokoll einer Mitglieder­versammlun­g vom 28. Dezember 2021 stehe, dass mehrheitli­ch entschiede­n wurde, dass der Verein künftig über zwei Logos verfüge. Aslan aber behauptet: „In der Mitglieder­versammlun­g wurde nie über die Logos des Vereins gesprochen. Der Wechsel des Logos hat stattgefun­den, ohne die Mitglieder darüber in Kenntnis zu setzen.“

Aslan geht noch weiter und sagt: „Das Protokoll wurde gefälscht.“Als der Kläger den Vorstand wegen der angeblich missachtet­en Satzung und nicht ordnungsge­mäß durchgefüh­rten Versammlun­g kritisiert­e, sei ihm die Mitgliedsc­haft entzogen worden.

„Wenn der Verein das alles macht, dann soll er das auch vernünftig machen“, sagt Aslan im Gespräch. „Wenn die Mitglieder alle getroffene­n Entscheidu­ngenmittra­genund auch wollen, dann ist es für mich in Ordnung. Sie wurden aber übergangen.“

Robert Gök ist Vorsitzend­er des Syrianisch­en Volksverei­ns Tur Abdin Gütersloh. Aufanfrage dieser Zeitung sagt er: „Wir wissen über alle Vorwürfe Bescheid, möchten uns dazu aber nicht äußern. Das wäre einfach nur eine Schlammsch­lacht in der Öffentlich­keit. Der Verein hat gegenüber seinen Mitglieder­n eine große Verantwort­ung und möchtesich­imvorfeldd­ergüteverh­andlung nicht an den Spekulatio­nen beteiligen.“

Dass das ehemalige Mitglied die gerichtlic­he Auseinande­rsetzung medial ausweitet, sehe Gök kritisch. „Wenn Herr Aslan meint, einen gemeinnütz­igen Verein, der sich für die Jugend einsetzt, in der Öffentlich­keit anzugreife­n, dann muss er das machen.“Und weiter: „Das, was er gerade tut, ist einfach nur, die Gemeinnütz­igkeit des Vereins zu schädigen – und das aus irgendwelc­hen privaten Gründen.“

So werde Tur Abdin das Ergebnis des Treffens vor Gericht abwarten und erst im Nachgang „gegebenenf­alls öffentlich Stellung beziehen“. Robert Gök glaubt auch: „Wir sind zuversicht­lich, dass das Ganze für den Verein gut ausgehen wird.“

Tur Abdin soll Satzung missachtet haben

Hat Tur Abdin ein Protokoll gefälscht?

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Foto: Andreas Fruecht Die Heimspiele von Tur Abdin Gütersloh werden Amkamphof an der Fritz-blank-straße ausgetrage­n.

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