Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
Ehemaliges Mitglied klagt Verein an
Erkan Aslan, ehemaliges Mitglied des Syrianischen Volksvereins Tur Abdin, wirft dem Klub vor, Mitglieder übergangen zu haben.
Gütersloh. Eine tiefgreifend persönliche Angelegenheit hat sich zu einem öffentlichen Streit zwischen dem Syrianischen Volksverein Tur Abdin Gütersloh und seinem früheren Mitglied Erkan Aslan entwickelt. Aslan, der am Freitag, 10. Mai, um 14 Uhr unter anderem seinen Ausschluss aus dem Verein vor dem Gütersloher Amtsgericht in einem Zivilverfahren anfechtet und auch die Legitimität der jüngsten Vorstandswahlen in Frage stellt, nimmt eine aus seiner Sicht „bedenkliche und diskriminierende Handlung“des Klubs zum Anlass, um den Konflikt nun publik zu machen.
„Seitens des Vereins wird es persönlich“, begründet Aslan, derseitdem28. Dezember2021 Beisitzer des Vorstands war, sein Vorgehen. „Deswegen wende ich mich jetzt an die Öffentlichkeit.“
Vergangene Woche sei Aslans Sohn, ein 15-jähriger Fußballer der B-jugend des Vereins, von seinem Amt als Kapitän entbunden worden. Die offizielle Erklärung des Vereins gegenüber der Mannschaft habe gelautet, dass der Rücktritt des Jungen freiwillig erfolgte. Doch Erkan Aslan behauptet im Gespräch, dass sein Sohn hinter den Kulissen unter Druck gesetzt wurde und dass der Vorfall in direktem Zusammenhang mit der gerichtlichen Auseinandersetzung seines Vaters mit dem Verein steht. „Ein solches Vorgehen macht etwas mit einem Kind“, sagt Aslan. „Das hat mir am meisten wehgetan. Man versucht einen Keil zwischen meinen Sohn und mich zu treiben.“Er kritisiert den Vorstand des Syrianischen Volksvereins dafür, einen Jugendlichen für die Handlung seines Vaters zu bestrafen. „Es ist untragbar, dass ein junger Sportler aufgrund eines rechtlichen Konflikts, an dem er persönlich keinen Anteil hat, derart schwerwiegende persönliche Konsequenzen tragen muss.“
In seinem Zorn wandte sich Erkan Aslan mit einem Schreiben an Jürgen Tönsfeuerborn, Vorsitzender des Kreisjugendausschusses. Darin schilderte er den angeblichen Vorfall. Auf Anfrage bestätigt Tönsfeuerborn den Erhalt der E-mail. Als Reaktion darauf habe er den Syrianischen Volksverein mit Frist bis einschließlich 10. Mai um eine Stellungnahme gebeten. Diesesei bislangnochnicht erfolgt. Er selbst wolle den angeblichen Vorfall nicht bewerten, warte stattdessen das Ergebnis der öffentlichen Güteverhandlung ab.
Am Freitag also treffen sich Aslan und der Vorstand von Tur Abdin am Amtsgericht, um ihre Differenzen auszutragen. Das entlassene Mitglied wirft dem Verein vor, die Satzung missachtet und Mitgliedsversammlungen nicht ordnungsgemäß durchgeführt zu haben. Dies habe dazu geführt, dass etwaige Beschlüsse des Vereins nicht wirksam sein dürften.
So will Aslan den Austritt von Tur Abdin aus dem Bundesverband der Aramäer erwirken. „Mit dem Eintritt in den Dachverband hat der Verein gegen seinen Zweck der politischen Neutralität verstoßen“, befindet er. Einen Beschluss, demdachverband beizutreten, habe in keiner Mitgliederversammlung des Vereins die erforderliche Mehrheit gefunden. „Nicht alle Mitglieder des Vereins fühlen sich dem Bundesverband der Aramäer verbunden.“
Auch fordert er vor Gericht das Verbot dernutzungdes aktuellen Vereinslogos. Im Protokoll einer Mitgliederversammlung vom 28. Dezember 2021 stehe, dass mehrheitlich entschieden wurde, dass der Verein künftig über zwei Logos verfüge. Aslan aber behauptet: „In der Mitgliederversammlung wurde nie über die Logos des Vereins gesprochen. Der Wechsel des Logos hat stattgefunden, ohne die Mitglieder darüber in Kenntnis zu setzen.“
Aslan geht noch weiter und sagt: „Das Protokoll wurde gefälscht.“Als der Kläger den Vorstand wegen der angeblich missachteten Satzung und nicht ordnungsgemäß durchgeführten Versammlung kritisierte, sei ihm die Mitgliedschaft entzogen worden.
„Wenn der Verein das alles macht, dann soll er das auch vernünftig machen“, sagt Aslan im Gespräch. „Wenn die Mitglieder alle getroffenen Entscheidungenmittragenund auch wollen, dann ist es für mich in Ordnung. Sie wurden aber übergangen.“
Robert Gök ist Vorsitzender des Syrianischen Volksvereins Tur Abdin Gütersloh. Aufanfrage dieser Zeitung sagt er: „Wir wissen über alle Vorwürfe Bescheid, möchten uns dazu aber nicht äußern. Das wäre einfach nur eine Schlammschlacht in der Öffentlichkeit. Der Verein hat gegenüber seinen Mitgliedern eine große Verantwortung und möchtesichimvorfelddergüteverhandlung nicht an den Spekulationen beteiligen.“
Dass das ehemalige Mitglied die gerichtliche Auseinandersetzung medial ausweitet, sehe Gök kritisch. „Wenn Herr Aslan meint, einen gemeinnützigen Verein, der sich für die Jugend einsetzt, in der Öffentlichkeit anzugreifen, dann muss er das machen.“Und weiter: „Das, was er gerade tut, ist einfach nur, die Gemeinnützigkeit des Vereins zu schädigen – und das aus irgendwelchen privaten Gründen.“
So werde Tur Abdin das Ergebnis des Treffens vor Gericht abwarten und erst im Nachgang „gegebenenfalls öffentlich Stellung beziehen“. Robert Gök glaubt auch: „Wir sind zuversichtlich, dass das Ganze für den Verein gut ausgehen wird.“
Tur Abdin soll Satzung missachtet haben
Hat Tur Abdin ein Protokoll gefälscht?