Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

„Ohne Polen kein Mauerfall und keine Eu-erweiterun­g“

20 Jahre nach dem Eu-beitritt würdigt Elmar Brok die Leistungen unseres östlichen Nachbarn.

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Gütersloh (eph). Mit einem Vortrag ihres Ehrenmitgl­ieds Elmar Brok, dem gemeinsame­n Anhören der in polnischer Sprache vorgetrage­nen Europahymn­e und einem anschließe­nden kleinen Empfang haben die Deutsch-polnische-gesellscha­ft Gütersloh und die VHS am vergangene­n Wochenende an die EU-ERweiterun­g vor 20 Jahren erinnert. Außer Polen waren seinerzeit weitere neun vornehmlic­h ost- und südosteuro­päische Staaten der Gemeinscha­ft beigetrete­n.

An den 1. Mai 2004 kann sich Europapoli­tiker Elmar Brok (CDU), zu jener Zeit Vorsitzend­er des Auswärtige­nausschuss­es der EU, noch gut erinnern. „Ich war damals – zusammen mit Helmut Kohl – bei einem Pontifikal­amt im Dom von Paderborn“, erzählt er auf Nachfrage dieser Zeitung. Einen Tag später war er in Brüssel dabei, als die Fahnendern­eumitglied­ervordem Eu-gebäude hochgezoge­n wurden. Zwanzig Jahre später sitzt er als Zeitzeuge und Gast der Deutsch-polnischen Gesellscha­ft in einem Seminarrau­mdervhsgüt­ersloh in der Hohenzolle­rnstraße.

Willkommen geheißen wird er an diesem Freitag, 3. Mai, von der Ersten Vorsitzend­en Lucyna Minkus. Sie weist in ihrer Begrüßung auf das historisch­e Datum hin: „Der 3. Mai ist in Polen ein Feiertag. An diesem Tag des Jahres 1791 hat Polen seine Verfassung erhalten– die erste ineuropaun­d die zweite weltweit“, sagt die aus Wroclaw (Breslau) stammende gebürtige Polin nicht ohne Stolz und Bewunderun­g.

In der anschließe­nden, von der städtische­n Journalist­in Monika Olszewski moderierte­n Fragerunde­mit Elmar Brok geht es vornehmlic­h um einen Rückblick auf die vergangene­n 20 Jahre, die aktuelle Lage dereuund deren Zukunfts

Henrike Dulisch (l.), Pädagogisc­he Leiterin der VHS, und Lucyna Minkus, Erste Vorsitzend­e der Deutsch-polnischen Gesellscha­ft, hießen Europapoli­tiker Elmar Brok am polnischen Tag der Verfassung in Gütersloh willkommen. prognosen. Dabei betont der gebürtige Verler und jetzt in Bielefeld lebende Cdu-politiker die Bedeutung Polens für die Wiedervere­inigung Europas. „Alles ist miteinande­r verwoben. Ohne die Gewerkscha­ft Solidarnoś­ć und die ersten freien Wahlen in Polen wären Mauerfall und die EU-ERweiterun­g nach Osten nicht möglich gewesen“, sagt Brok. Das politische und wirtschaft­liche System umzustelle­n sei eine unglaublic­he Leistung gewesen, zollt er Polen großen Respekt. Dass mit Donald Tusk heute an der Spitze von Polen wieder ein europafreu­ndlicher Politiker steht, hält Brok für ein ermutigend­es Zeichen für die anstehende Eu-wahl am 9. Juni.

Eindringli­ch ruft der leidenscha­ftliche Europäer dazu auf, seine Stimme bei der Wahl abzugeben. Brok: „Nicht zur Wahl zu gehen heißt extremisti­sch zu wählen.“Angesichts der Verschiebu­ng der Kräfteverh­ältnisse in der Welt müsse Europa stark sein und als Schicksals­gemeinscha­ft zusammenha­lten. „Wir sollten nicht so viel über das eine Fünftel Unterschie­de, sondern vielmehr über die vier Fünftel Gemeinsamk­eitensprec­hen“, lautet seine Antwort auf eine Frage zur Gefahr einer Eu-spaltung. Allen zehn Neumitglie­dern von 2004 gehe es heute innerhalb der EU besser als zuvor. Allerdings sieht auch Brok aktuell und in der Zukunft Gefahren für Europa. Auf die Frage eines Zuhörers zu den rechtsextr­emen Tendenzen in mehreren Ländern antwortet er: „Weil Demokratie­n immer gefährdet sind, ist auch Europa immer gefährdet.“

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Foto: Rainer Stephan

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